Fürstenfeldbruck:SCF verklagt die Stadt

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Wiedersehen vor dem Landgericht zum Thema Türkgücü: Der frühere Oberbürgermeister Erich Raff (links) und Jakob Ettner (hier bei der später abgebrochenen Hauptversammlung im Jahr 2018). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Sportclub hält die Ablehnung der Untervermietung seines Stadions an Türkgücü für rechtswidrig, fordert Schadenersatz und hat Strafanzeige erstattet.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Sportclub Fürstenfeldbruck will von der Stadt Schadenersatz in fünfstelliger Höhe einklagen und hat gegen die Stadtspitze sowie einen Stadtrat Strafanzeige erstattet. Das hat SCF-Präsident Jakob Ettner gegenüber der SZ bestätigt, der von unwahren Behauptungen und dem Vorwurf der Verleumdung spricht. Grund ist die von der Stadt untersagte Untervermietung des SCF-Stadions an den Münchner Regionalligisten Türkgücü, der in der aktuellen Saison sieben bis zehn als nicht sicherheitsrelevante Heimspiele im Stadion an der Klosterstraße hatte austragen wollen. Die beiden Vereine waren sich handelseinig über die Untervermietung gewesen. Der Stadtrat hatte sich kurz vor dem Verstreichen der vom Fußballverband gesetzten Frist dann aber Ende Juni mit denkbar knapper Mehrheit gegen eine Freigabe des Sportgeländes ausgesprochen, das die Stadt als Eigentümer dem Sportclub zur Nutzung überlässt.

SCF-Präsident Jakob Ettner beziffert den Schaden für seinen Verein auf bis zu 60 000 Euro

Der SZ liegt das Protokoll der damaligen nicht öffentlichen Sitzung vor. Daraus geht hervor, dass es vor allem um das von der Stadt geforderte Sicherheitskonzept gegangen war, das laut Stadtverwaltung unzureichend gewesen sei. Zudem hatte ein Stadtrat von einer Zustimmung zur Untervermietung abgeraten, weil der SCF als Beteiligter des Projekts "seine Hausaufgaben" nicht gemacht habe. Gemeint ist damit, dass die Hauptversammlung mit Neuwahlen der Vorstandschaft lange überfällig ist - der SCF begründet dies bislang damit, dass in dem teils zerstrittenen Verein immer noch nicht klar ist, wer stimmberechtigt und wer rechtmäßig ausgeschlossen worden ist.

Im Fall Türkgücü hatte der SCF vor allem dem mit Ettner zerstrittenen Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) Hinhaltetaktik vorgeworfen. Ettner beziffert den Ausfall von Einnahmen durch den geplatzten Stadiondeal auf bis zu 60 000 Euro. Eine Summe, die der verschuldete Fußballverein, der 2017 nur knapp der Insolvenz entgangen ist, dringend für die eigene Sanierung gebraucht hätte. Die Summe setzt sich offenbar zusammen aus Mietzahlungen durch Türkgücü sowie möglichen Einnahmen aus der Bewirtung der Zuschauer. Allerdings hätte die Stadt im Falle eines Vertragsabschlusses wohl mindestens eine Beteiligung an den Mieteinnahmen verlangt.

Als Plan B für die Regionalligaspiele, die Türkgücü wegen Terminüberschneidungen nicht im Stadion an der Grünwalder Straße in München austragen kann, hat der Drittligaabsteiger jüngst doch noch eine Alternative zum Stadion an der Klosterstraße aufgetan: das ziemlich überdimensionierte und teure Olympiastadion. Für Türkgücü, dessen Präsident Taskin Akkay sich kritisch über die Hängepartie in Fürstenfeldbruck geäußert hatte, ist die Sache damit erledigt. Für Ettner nicht: "Wir klagen", sagte er auf Nachfrage der SZ. Ettner sieht in der gescheiterten Stadionnutzung den Teil eines Rachefeldzugs vor allem gegen seine Person. Dafür sei Türkgücü "geopfert worden". Ein Vorwurf, den Politiker und Verwaltung wiederholt nachdrücklich zurückgewiesen haben.

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