Wohnungsbau:Anwohner planen für ihre neuen Nachbarn

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Sichtbar tiefer als das umgebende Gelände liegen die Sportplätze des SC Maisach, die mit Wohnungen bebaut werden könnten. (Foto: Günther Reger)

Maisacher geben Anregungen und äußern Bedenken zum Bebauungsplan für das Gelände des SC Maisach. Dabei wird auch an Tiere gedacht.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Platz für gemeinsames Garteln, viel Grün und viele Spielmöglichkeiten für Kinder, nicht mehr Verkehr auf der Alten Brucker Straße und ausreichend Parkplätze im neuen Quartier - das sind nur einige der Anregungen, die 27 Maisacherinnen und Maisacher am Mittwochabend den Planern des neuen Wohngebiets auf dem Gelände des SC Maisach mit auf den Weg gegeben haben. Die Gemeinde hatte zu dem informellen Austausch eingeladen, und so waren aus der unmittelbaren Nachbarschaft zehn Anwohnerinnen und Anwohner gekommen, aus der weiteren Umgebung von Maisach ebenfalls zehn, drei aus Gernlinden und vier von weiter weg. Ein konkretes Ergebnis war nicht zu erwarten, aber die in der mehr als zweistündigen Veranstaltung gesammelten Anregungen werden in nächster Zeit sowohl das beauftragte Planungsbüro Dragomir als auch die Mitglieder des Gemeinderats und die Verwaltung beschäftigen.

In Maisach sollen mehr Wohnungen gebaut werden, vor allem solche mit einer bezahlbaren Miete. Vorherrschend sind in Maisach und Gernlinden die frei stehenden Häuser, Doppelhäuser und eine in den vergangenen Jahrzehnten entstandene bunte Reihenhauskultur. Die ganzen Jahre über wurden aber vorwiegend Grundstücke bebaut, die nördlich der Bahnlinie lagen. Erst seit die Lärmschutzzone des Militärflugplatzes im Süden von Maisach weggefallen ist, kann dort überhaupt an Wohnungsbau gedacht werden.

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Viele Möglichkeiten aber hat die Gemeinde dort auch nicht. Der größte Teil dieses Gebiets ist bis zur Stadtgrenze Fürstenfeldbrucks geschütztes FFH-Gebiet. Zur Entwicklung bleiben lediglich das Areal, auf dem einmal eine Trabrennbahn geplant worden ist, sowie der Fußballplatz und das Trainingsgelände des SC Maisach. Vor nicht allzu langer Zeit hatte es auch so ausgesehen, als ob die Gemeinde dort zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Im Raum stand ein Gegengeschäft mit der Besitzerin des Trabergeländes, der Karl-Gruppe aus dem niederbayerischen Hengersberg. Die hätte für den SC auf dem Trabergelände komplett neu gebaut, den Verein quasi umgezogen und im Gegenzug Wohnungen auf dem SC-Gelände an der Alten Brucker Straße gebaut. Doch diese Überlegungen sind offensichtlich vom Tisch. Der Gemeinderat hat sich unmissverständlich und klar für eine ordentliche Ausschreibungen ausgesprochen. Über die Karl-Gruppe wurde seither kaum mehr ein Wort verloren.

Um einem Investor die Möglichkeiten wie die Grenzen aufzuzeigen, die er auf dem Sportplatz hätte, hat der Gemeinderat ein übliches Bebauungsplanverfahren in Auftrag gegeben und aus mehreren Planungsideen eine Variante ausgewählt. Das heißt nicht, dass so auch gebaut wird, aber der Rahmen ist erst einmal gesetzt. 269 Wohneinheiten fänden nach der am Mittwoch zum wiederholten Male öffentlich gezeigten Entwurfsvariante Platz. Nach Schätzungen der Planerin Bettina Gerlach würden die Wohnungen etwa 600 Menschen Platz bieten. Das neue Quartier soll autofrei sein, was nicht heißt, dass die Bewohner keine Autos haben dürfen. Um die Fahrzeuge alle unterzubringen, sollen an den Zugängen im Norden sowie im Süden Parkdecks stehen. Innerhalb der Siedlung könne alles auch mit Lastenrädern transportiert werden.

Der Radweg führt direkt am Parkdeck vorbei

Der Verkehr ist unter denen, die ihr Interesse am Entwurf zeigen, ein wichtiges Thema. Die bunten Karten, die am Mittwochabend ausgefüllt wurden, erinnern die Planer daran, vielleicht mehr Stellplätze einzuplanen. So wird gefragt "Wo parken die Gäste?" oder darauf hingewiesen, dass die Ausfahrt vom südlichen Parkdeck die Radler dort auf dem Radweg behindern könnte. Auch alles was mit dem Thema "Grünraum und Landschaft" zu tun hat, führt zu Tipps und Fragen. So fällt ein roter Zettel ins Auge, der Animal Aided Design vorschlägt, also den Planungsansatz, von Anfang an auch die dort einmal wohnenden Haustiere zu berücksichtigen. Zum Grün gehören auch Flächen für gemeinsames Gärtnern und die Gründächer auf den Geschosswohnungsbauten. So könne mit Starkregenereignissen besser umgegangen werden, sagte Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU). Da das gesamte Wohngebiet tiefer liegt als die Umgebung, müsse man sich darüber Gedanken machen. Eine Bürgeranregung dazu: das Gelände aufschütten und auf Niveau bringen.

Diesem ersten informellen Austausch werden im gerade begonnenen Bebauungsplanverfahren zwei weitere, offizielle Bürgerbeteiligungen folgen. Erst wenn die Anregungen abgearbeitet worden sind, kann der Gemeinderat der Rahmenplanung zustimmen. In der Zwischenzeit will die Gemeinde klären, wer die Wohnungen, auch die sozial geförderten, baut. Und dann ist da noch die nicht ganz unerhebliche Frage, wohin der SC Maisach umzieht.

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