Olching:Von der Empore in Rente

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Kirchenmusiker Wolfgang Mann an seinem Instrument. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wolfgang Mann verlässt die Kirche Sankt Peter und Paul nach 35 Jahren als hauptamtlicher Kirchenmusiker.

Von Patrick Tietz, Olching

Von der Orgelempore aus kann man den Blick schweifen lassen, über die Köpfe der Besucher hinweg bis zum Altar und dabei die Arbeiten des Kirchenmalers Josef Bergmann betrachten. Hier oben hat Wolfgang Mann einen erheblichen Teil seines Arbeitslebens verbracht. Nun geht er mit 65 Jahren in den verdienten Ruhestand. Zum Jahreswechsel begleitet er ein letztes Mal die Heilige Messe in der Kirche Sankt Peter und Paul als hauptamtlicher Kirchenmusiker Olchings.

35 Jahre war er dann Olchings Kirchenmusiker, hat Orgel gespielt und Chöre geleitet. In der Zeit hat er 14 Priester erlebt. Es war "die einzige Bewerbung, die ich in meinem Leben geschrieben habe", erzählt er. Die Stelle habe er nie wechseln wollen, das sei auch nicht nötig gewesen, denn Olching habe sich immer gewandelt. Außerdem sei die Kirche ein sehr sozialer Arbeitgeber, "wenn man keinen silbernen Löffel klaut, ist das stabil", scherzt er und lacht.

In so einem Berufsleben hat er die eine oder andere Anekdote erlebt. So erzählt Mann beispielsweise von einem Aushilfspriester aus Afrika. Punkt acht Uhr begann die Freitagsmesse, nur der Priester fehlte. Mann kam ins Schwitzen, wusste nicht, was los war, und überbrückte mit Musik. 20 lange Minuten, bis der Priester schlussendlich auftauchte und die Messe übernahm. Der Musiker fragte ihn nach der Messe, was denn los gewesen sei und ob denn alles in Ordnung wäre. Der Priester habe aber die Aufregung gar nicht verstanden: "Where is the problem? We made a mass this morning." Was das Problem sei, man hätte doch an diesem Morgen eine Messe abgehalten, habe er dem Musiker freundlich lachend geantwortet. Schmunzelnd erzählt Mann, das freundliche Lachen des Priesters habe ihn beschämt. "Da war gar keine Dramatik, nur der Deutsche und seine Uhr."

Auch von seinen musikalischen Bonbons erzählt der Musiker. Besonders war, dass er am Tag der Deutschen Einheit in Berlin auftreten konnte. Eigentlich sei es unvorstellbar gewesen, "dass so ein Pfarreichor aus Bayern in Berlin aufspielt." Aber die Olchinger Choralschola habe Türen geöffnet. Der Männerchor widme sich mit der gregorianischen Schola den Ursprüngen der Kirchenmusik, und so sei es möglich gewesen, einen so bedeutenden Gottesdienst zu begleiten.

Das Paulus-Oratorium zur 100-Jahr-Feier wollen 800 Besucher hören

Das Beste sei aber die 100-Jahr-Feier für Sankt Peter und Paul gewesen. "Da war die Kirche so was von voll!" Vor 800 Zuhörern spielten an die 100 Musiker das Paulus-Oratorium von Felix Mendelsohn Bartholdy. Wolfgang Mann vorneweg als Dirigent. "Das war das musikalische Highlight, so etwas habe ich noch nie erlebt."

Seine neu erworbene Freizeit will er nun für die eine oder andere Fahrradtour nutzen. Nach Frankreich soll es gehen, vielleicht auch nach Spanien. Der passionierte Radfahrer und seine Frau sind da ein eingespieltes Team. "Das haben wir schon öfter so gemacht: Ich fahre eine Woche früher los und meine Frau sammelt mich dann mit dem Auto ein. Dann beginnt der gemeinsame Urlaub."

Der Organist wird künftig als Aushilfe im Einsatz sein

Wer den Musiker noch einmal in Aktion erleben möchte, der hat an diesem Silvestertag von 17.30 Uhr an die Gelegenheit dazu. Mann wird den Jahresschluss mit festlicher Musik einleiten und um 18 Uhr die Heilige Messe begleiten. Aber auch danach wird Mann noch zu hören sein, denn es wird nur einen Abschied auf Zeit geben: "Nach einer gebührenden Pause werde ich mit Sicherheit die ewige Aushilfe im Westen von München sein", erzählt er lachend, "und, das mache ich dann auch richtig gerne". Darüber hinaus hat er in Zusammenarbeit mit Diakon Wolfgang Baldes, der ebenfalls im Ruhestand ist, ein Konzertprogramm entwickelt. Hinter dem Titel "Gott in Wort und Klang" verbirgt sich ein Wechsel aus Bibelpassagen, moderner Lyrik und Orgelimprovisationen. Auch das wird es weiterhin geben.

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