Gröbenzell:Die Krähen werden vergrämt

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Saatkrähen mögen hohe Bäume, wie sie etwa in Gröbenzell am Gröbenbach wachsen oder wie hier an der Amper in Olching. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In Gröbenzell sollen die geschützten Rabenvögel bald vertrieben werden. Derweil werden in Puchheim, Olching und Gilching für bestehende Kolonien Schutzbereiche geschaffen.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Die krähengeplagten Anwohner in Gröbenzell können dem nächsten Frühjahr entspannt entgegenblicken. Denn die Gemeinde wird sich nun doch an der konzertierten Aktion der Nachbargemeinden beteiligen, um die unter Naturschutz stehenden Rabenvögel zumindest in manchen Bereichen zu vertreiben. Zu dem gemeinsamen Konzept, das im Juli vorigen Jahres beim sogenannten Saatkrähen-Gipfel der Bürgermeister aus Eichenau, Olching, Gröbenzell, Gilching und Puchheim sowie dem Maisacher Umweltbeauftragten erarbeitet wurde, gehört die Ausweisung von drei Tabuzonen in Olching, Puchheim und Gilching, in anderen Bereichen will man die Saatkrähen konsequent vergrämen. In Gröbenzell soll damit im Januar begonnen werden.

Im November 2021 hatte der Gemeinderat in Gröbenzell mit 17 zu neun Stimmen beschlossen, sich vorerst nicht an der gemeinsamen Aktion zu beteiligen, aber ein Gutachten über deren Wirksamkeit in Auftrag zu geben. Damals waren in der Gemeinde 13 Brutpaare gezählt worden, elf am Gröbenbach bei der Ammerseestraße und zwei in der Rathausstraße. In diesem Frühjahr wurden rund um den Gröbenbach bei der ornithologischen Begleituntersuchung für das interkommunale Saatkrähenmanagement von der Biologin Monika Sepp 64 Nester gezählt, in der Rathausstraße zwei.

Wegen des sprunghaften Anstiegs der Kolonie, der offenbar erheblich über dem natürlichen Wachstum liegt, geht die Verfasserin davon aus, dass die Saatkrähen andernorts vergrämt wurden und sich deshalb in solcher Menge am Gröbenbach angesiedelt haben. Um die Vögel von dort zu vertreiben, empfiehlt die Autorin eine Kombination aus Nesterentfernungen vor und während des Einsatzes eines Wüstenbussards zur Vergrämung, wie sie bereits in Puchheim, Olching, Eichenau und Germering betrieben wird. "Da sich die Krähen bekanntermaßen gerne neue nahegelegene Standorte zum Brüten suchen, müssen die Maßnahmen auf den ganzen Ortsbereich ausgedehnt werden", heißt es weiter.

Im Schopflachwäldchen sowie zwei kleinen Wäldchen in der Nähe sollen die Saatkrähen in Ruhe gelassen werden. Außerhalb dieser Tabuzonen sieht das interkommunale Konzept vor, die geschützten Rabenvögel mit offizieller Genehmigung konsequent zu vergrämen. (Foto: Bayerische Vermessungsverwaltung/oh)

Das interkommunale Konzept sieht vor, die Saatkrähen sowohl im Schopflachwäldchen, dem Wäldchen an der Eichenauer Straße sowie jenem am Mondscheinweiher in Puchheim als auch in dem Waldstück an der Amper in Olching bei der Speedwaybahn in Ruhe zu lassen, ebenso die Kolonie in Gilching. Abgesehen von diesen drei Tabubereichen dürfen die Krähen überall vertrieben werden. Die Kommunen haben von der Regierung von Oberbayern bereits die Genehmigung für die Störaktionen, die Ende März beendet sein müssen, in Ausnahmefällen kann eine Verlängerung beantragt werden. Die Gemeinde Gröbenzell stellt für die kommenden acht Jahre insgesamt 240 000 Euro für die Vergrämungsmaßnahmen bereit. Allerdings wird der Gemeinderat jedes Jahr wieder neu entscheiden, ob die Aktionen weitergeführt werden sollen.

In der Nachbargemeinde Puchheim, in der die intelligenten und sozialen Saatkrähen erstmals 2008 aufgetaucht sind - die Vögel waren 1977, als man sie unter Naturschutz stellte, auf etwa 600 Brutpaare in ganz Bayern dezimiert worden - leistet man sich seit 2011 diverse Vergrämungsmaßnahmen. Die Saatkrähen wurden mit Lärmklatschen, roten Luftballons und Netzen verscheucht, es wurden Nester zerstört, Eier entnommen und teilweise durch Gipsattrappen ersetzt, Birdguards aufgestellt, die Panikrufe ausstoßen, und zuletzt erlaubte die Regierung den Einsatz von Greifvögeln gegen Splitterkolonien. Inwieweit derartige Aktionen zielführend sind, ist fraglich.

Laut eines aktuellen Zwischenberichts des Landesamtes für Umweltschutz gab es in einem Radius von etwa zehn Kilometern um Puchheim herum 2008 28 Brutpaare. Zwölf Jahre später waren es 904. Unterdessen hat die konzertierte Aktion der Kommunen laut Sepps Monitoringbericht dort eine Reduzierung um 7,4 Prozent oder 78 Brutpaare erbracht. Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl hat für die Vertreibung der Tiere aus Randgebieten und vom Friedhof gestimmt. Im Umweltausschuss warnte er aber vor einigen Monaten davor, dass "mehr Vergrämung" auch "mehr Vögel" bedeuten würde - ein Automatismus, vor dem Experten seit der Rückkehr der Saatkrähen in den Landkreis und den sie begleitenden Beschwerden warnen. In Gilching würden die Tiere kaum von der Kommune behelligt und die Kolonie sei stabil geblieben.

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