Fast eine Woche nach den heftigen Schneefällen ist die S 4 immer noch aus dem Takt, ebenso die Regionalbahn, die in Bruck halten soll. Seit Donnerstag verkehren Züge auf der Strecke zwischen München und Geltendorf wenigstens wieder im Stundentakt. Davon betroffen sind Tausende Pendler vor allem in Eichenau, Puchheim und Bruck. Auf die Frage, wieso die S-Bahn nicht wenigstens bis Bruck fahren konnte, sagte ein Sprecher der Bahn, die Instandsetzung der Strecke gestalte sich besonders schwierig.
Scharfe Kritik kommt von der Bürgerinitiative "S 4-Ausbau jetzt". Es sei "unfassbar", dass Tausende Pendler, die teilweise nicht mehr zur Arbeit kämen, einfach ignoriert würden, erklärte das Sprecherteam um Martin Eberl, Mirko Pötzsch und Hartwig Hagenguth. Man habe zwar Verständnis dafür, dass der Verkehr aufgrund der Schneefälle eingestellt werden musste, aber nicht dafür, dass die Linie danach tagelang stillgelegt blieb. Die Bahn habe bis Mittwochabend nicht einmal einen Zeithorizont genannt, bis wann die Züge wieder fahren könnten.
Für die tagelange komplette Einstellung der Linie gebe es "keine Rechtfertigung". Es könne nicht sein, dass ein Oberleitungsschaden nicht innerhalb von fünf Tagen behoben werden könne. Besonders moniert die Bürgerinitiative, dass die S 4 nicht wenigstens bis Bruck oder zumindest Puchheim fuhr und auch kein Schienenersatzverkehr eingerichtet wurde. Während die meisten anderen S-Bahn-Linien längst wieder gefahren seien, habe man am Mittwochabend auf der Homepage der Bahn nur lesen können, die S 4 sei komplett eingestellt. "Diese Nachricht gibt es nur für die S 4", rügen die Sprecher der Bürgerinitiative. "Es ist als jämmerlich und unverantwortlich zu bezeichnen, dass man die Probleme von Bahnseite nicht in den Griff bekommt".
"Wir haben mit allen Kräften daran gearbeitet, nach und nach die Strecken wieder freizubekommen", erklärte der Pressesprecher der Bahn. Seinen Angaben zufolge sind nicht nur zahlreiche Bäume auf Oberleitungen und Gleise gefallen, sondern im Bereich von Grafrath sogar die Masten der Oberleitungen umgeknickt. Obendrein sei in einigen Abschnitten, etwa im Bereich von Puchheim, der Strom ausgefallen. Und bevor mit Reparaturen begonnen werden konnte, habe man liegen gebliebene Züge abschleppen müssen, etwa in Puchheim.
Auf dem anderen Gleis wird gearbeitet
Derzeit ist die Strecke, die auch vom Regional- und Güterverkehr benutzt wird, nur eingleisig befahren. Auf dem andren Gleis wird weiter an der Oberleitung gearbeitet. Die Frage, wann auf der S 4 wieder fahrplanmäßig verkehren werde, ließ der Sprecher der DB am Donnerstag unbeantwortet. Durch die Schneefälle habe man den Zugverkehr weiträumig einstellen müssen. Die Teams der Bahn mussten die Strecken und alle Rettungswege von Schnee und Eis befreien, beschädigte Infrastruktur reparieren und die Züge wieder fahrtüchtig machen. Dafür stünden in Bayern mehr als 1500 Mitarbeiter zur Verfügung, sagte der DB-Pressesprecher. Allerdings hatten etliche von ihnen das Problem, dass sie aufgrund der Witterung ihre Arbeitsplätze auch nur zu Fuß erreichen konnten.
Die Flughafenlinie S 8 nahm den Betrieb schon am Sonntag wieder auf, fuhr allerdings nur bis Westkreuz. Germering blieb bis gestern Nachmittag vom Zugverkehr abgeschnitten, obwohl auf der kurzen Strecke kein Wald und kaum Bäume stehen. Erst am Mittwoch fuhr die S 8 wieder bis Germering, die einwohnerstärkste Stadt des Landkreises. Die Bürgerinitiative fordert, endlich und zeitnah die Schieneninfrastruktur zu verbessern. Wenn die Fahrgäste sich nicht auf die Bahn verlassen könnten, könne man die Verkehrswende vergessen. Die Initiative kämpft für den viergleisigen Ausbau der S 4 bis Bruck, den die bayerische Regierung seit Jahrzehnten verspricht, aber immer wieder verzögert hat.