S-Bahn: Kampf gegen Verspätung:Bremsfaktor Herbstlaub

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Schmierige Blätter auf den Gleisen sorgen bei der S-Bahn München für Verspätungen. Immer wieder versuchte die Bahn, das Problem in den Griff zu bekommen - erfolglos. Jetzt wird ein neuer Anlauf gestartet.

Michael Morosow

Herbstlaub, Schmierfilm auf den Gleisen, gedrosseltes Tempo der Züge, Verspätungen auf allen Linien - diese Kausalkette will die S-Bahn München seit zwei Jahren durchbrechen. Sie setzt dabei auf zusätzliche bremsverstärkende Besandungsanlagen an den Zugachsen. Allein die Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) steht aus. "Uns fehlen noch Unterlagen", sagte ein EBA-Sprecher.

Die S-Bahn München soll schneller werden: Das Herbstlaub sorgt für einen Schmierfilm auf den Gleisen und so für Verspätungen. Eine Lösung für das Problem gibt es noch nicht. (Foto: ag.ap)

Weil die 238 in Leichtbauweise konstruierten Fahrzeuge der Baureihe 423 durch Herbstlaub ins Schlittern geraten könnten, hatte das Eisenbahnbundesamt vor zwei Jahren eine Geschwindigkeitsbegrenzung während der Herbstmonate verfügt. Statt 140 dürfen die S-Bahnen nur noch 125, in Waldstücken 100 Stundenkilometer fahren. Folge für die Fahrgäste waren nicht nur verspätete Züge. Damit das Fahrplansystem nicht vollends durcheinander geriet, strich die Bahn in der Hauptverkehrszeit mehrere Züge komplett.

Die S-Bahn München kündigte nach der Entscheidung des Eisenbahnbundesamtes den Einbau zusätzlicher Sanddüsen an, die den Bremsvorgang unterstützen sollen. 29 Millionen Euro sind für diesen Umbau vorgesehen. Schon im Herbst 2008 versicherte der damalige S-Bahn-Geschäftsleiter Michael Wuth, das Problem bis Herbst 2009 im Griff haben zu werden.

Im September 2009 verkündete sein Nachfolger Bernhard Weisser "Wir befinden uns auf der Zielgeraden". Am vergangenen Donnerstag schließlich sagte eine Bahnsprecherin zur Landkreis-SZ, es ständen noch "wichtige Gespräche" mit dem Eisenbahnbundesamt aus, das Besandungsprojekt stehe am Ende einer Testphase, in zwei bis drei Wochen könnte sie definitive Aussagen treffen. Bis dahin wolle sie keine Einzelheiten preisgeben, um das Projekt nicht zu gefährden.

Eine Prognose will auch Stephan Fischer, Sprecher des Eisenbahnbundesamtes, nicht abgeben. Dem EBA fehlten noch wichtige Unterlagen. So müsse die Bahn nachweisen, dass das vermehrte Sanden die Schaltelemente im Gleisbereich nicht negativ beeinflusst. "Es muss im Rahmen der Gleisfreimeldung gewährleistet sein, dass die Sensorik einen herannahenden Zug wahrnimmt", sagte Fischer.

Außerdem hätten die Züge durch die zusätzliche Sandlast mehr Gewicht, weshalb geprüft werden müsse, ob die Radsätze diese zusätzliche Last aushalten. "Und dann müssen wir erst prüfen, ob noch Fragen offen sind, ob die Nachweise der Bahn ausreichen, oder ob noch Nachfragen nötig sind", sagte Fischer.

© SZ vom 08.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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