Puchheim:Neue Stadtmitte nimmt Gestalt an

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Soll als wichtige Säule für das Projekt saniert und damit erhalten werden: die Alte Schule am Grünen Markt mit dem Kindergarten Zickzack. (Foto: Jana Islinger)

2027 soll mit den Bauarbeiten für den "Identifikationsort" begonnen werden. Der Stadtrat vergibt bereits weitere Planungsaufträge in Millionenhöhe - gegen den Willen des Finanzreferenten.

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Stadtrat visiert den Spatenstich für das neue Ortszentrum von Puchheim für das Jahr 2027 an. Das Gremium hat jüngst bei drei Gegenstimmen weitere Aufträge zur Planung vergeben. Aus Kostengründen wird bei den drei Neubauten auf Keller verzichtet. FDP-Stadtrat Martin Koch forderte, das Großprojekt noch einmal unter finanziellen Gesichtspunkten zu analysieren.

Seit mehr als 20 Jahren wird in Puchheim über eine neue Ortsmitte als "Identifikationsort" diskutiert. Drei neue Gebäude für die Volkshochschule, die Musikschule und die Stadtbibliothek gruppieren sich um einen zentralen Bildungshof sowie ein weiteres Parkdeck auf der nahegelegenen Kennedywiese. Die Alte Schule soll saniert und der Grüne Markt neu gestaltet werden. Die Kosten wurden vor einigen Jahren mit etwa 40 Millionen grob geschätzt, inzwischen dürften es 80 bis 100 Millionen werden. Um eine detailliertere Planung zu erarbeiten und den Preis genauer zu kalkulieren, sind im Haushalt in den kommenden drei Jahren insgesamt etwa 4,7 Millionen eingeplant. Der Stadtrat beschloss in seiner jüngsten Sitzung lediglich das Vergabeverfahren, das selbst schon ein "hochkomplexer Vorgang" sei, wie Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) erklärte.

Finanzreferent Koch sprach sich dagegen aus. Er forderte, sich zuerst mit der grundsätzlichen Machbarkeit des Projekts, finanziellen Obergrenzen und einer zeitlichen Streckung zu befassen. Er warnte davor, selbst "Zwänge" aufzubauen, indem Millionen für Planungen ausgegeben werden. Auf diese Weise werde es zunehmend schwerer, die Neubauten noch zu stoppen.

Der Bürgermeister kann diesen Einwand im Prinzip nachvollziehen, verweist aber darauf, dass die Kämmerei diese Fragen bereits geprüft habe. Würde man dem Vorschlag Kochs folgen, wäre man "hinterher auch nicht schlauer". Grundsätzlich könne sich die Stadt die Neubauten leisten, was aber in ein paar Jahren verwirklicht werden kann, stehe auf einem anderen Blatt, weil es von Faktoren abhängt, die eine Kommune nicht beeinflussen kann. Dazu gehört die allgemeine Wirtschaftslage, die Höhe der Zinsen sowie der Baukosten.

Bereits im Mai hatte der Stadtrat in einer Klausurtagung in Holzhausen am Ammersee über das Großprojekt diskutiert. Dabei ging es insbesondere um die Keller der Neubauten, die Säle, die Multifunktionsflächen sowie die Alte Schule. Das Gremium hat sich darauf geeinigt, auf eine Vollunterkellerung zu verzichten, es bleiben lediglich Kellerräume für die Haustechnik.

Strittig war, wie viele Säle die Kommune neben jenem im Kulturzentrum Puc eigentlich braucht. Für die Musikschule ist ein Raum mit 150 Quadratmetern samt Bühne vorgesehen. Der ist nach Ansicht des Bürgermeisters notwendig, weil dort auch das Blasorchester und das Puchheimer Jugendkammerorchester üben und auftreten sollen. Offen bleibt, ob die Volkshochschule am Ende einen multifunktionalen Saal bekommen wird. Eine Antwort darauf erwarten sich die Stadträte nun von der detaillierteren Planung. "Die Entscheidung fällt, wenn genauere Kosten vorliegen", erklärte der Bürgermeister.

Die alte Schule soll im Erdgeschoss ein offenes Foyer sowie einen etwa 100 Quadratmeter großen Saal bekommen. Nach Angaben Seidls soll das alte Gebäude künftig als eine Art Bürgerzentrum dienen, mit einer Cateringzone. Der Saal soll Vereinen, Firmen und Privatleuten zur Verfügung stehen oder für Ausstellungen genutzt werden. "Der Umbau ist nicht so schwierig, weil der Saal eigentlich schon vorhanden ist", sagte Seidl. Was aus dem Obergeschoss werden soll, sei noch offen, dort könnte ein Coworkingspace entstehen.

Wie hoch die Kosten auch ausfallen mögen, ein Neubau für die Volkshochschule sei unumgänglich. Denn der bislang genutzte Bürgertreff ist marode. Die Sanierung des Rathauses wird dagegen wohl noch auf sich warten lassen. Der Platz dort reicht schon seit 20 Jahren nicht mehr, die Kommune hat deshalb Räume außerhalb angemietet. "Das kostet Geld für die Miete, und die räumliche Trennung ist ein Handicap", sagt der Bürgermeister. Vorgesehen ist, die Räume der Bibliothek später dem Rathaus zuzuschlagen, sobald der Neubau für die Bücherei bezogen ist.

2024 und 2025 soll weiter an den Plänen für die Ortsmitte gefeilt werden. Im Frühjahr 2026 wird ein neuer Stadtrat gewählt, der dann vermutlich einen Ausschuss bestimmt, der die Bauarbeiten kontrolliert. Den Spatenstich wird wahrscheinlich Seidls Nachfolger vornehmen.

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