Puchheim:Kränzleins Kronprinz

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Norbert Seidl ist für die SPD in den Puchheimer Gemeinderat nachgerückt. Er könnte auch den Bürgermeister beerben, der nicht mehr antreten will.

Peter Bierl

Die SPD scheint einen Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl in Puchheim im Sommer 2012 zu haben. "Ich schließe das für mich nicht aus", erklärte Norbert Seidl der SZ. Der 47-Jährige ist Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe Puchheim und wurde am Dienstag als neuer Gemeinderat vereidigt. Er ist Nachrücker für Christian Maier, der bereits im Januar den Fraktionsvorsitz und seine Ambitionen auf das Bürgermeisteramt aufgegeben hatte. Der SPD-Vorsitzende Jean-Marie Leone verriet den Kandidaten am Donnerstag nicht: "Das Spekulieren überlasse ich Ihnen."

Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe Puchheim und neuer SPD-Gemeinderat: Norbert Seidl. (Foto: Johannes Simon)

Seidl arbeitet als Lehrer und Schulpsychologe an einer Hauptschule in München-Sendling, ist verheiratet und hat drei halbwüchsige Töchter. Er lebt seit 1991 in Puchheim und gehört seit 27Jahren der SPD an. Im Ortsverband ist er stellvertretender Vorsitzender. Vor zwei Jahren übernahm Seidl den Vorsitz der Nachbarschaftshilfe, nachdem sein Vorgänger überraschend zurückgetreten war. Auf die Frage, wie er Beruf, Familie und seine drei Ehrenämter vereinbaren könne, sagte Seidl, er könne gut strukturieren und sich die Zeit einteilen.

Zur Frage der Kandidatur als Bürgermeister sagte Seidl: "Wir sind ziemlich weit gekommen und haben einen Fahrplan." Fraktion und Ortsverein müssten sich noch abstimmen. Große Auswahl hat die Partei nicht. Nach dem Abgang Maiers im Frühjahr hatte der Vorsitzende des Ortsvereins, Jean-Marie Leone, den Fraktionsvorsitz übernommen und erklärt, als Kandidaten stünden Personen zur Verfügung, die nicht dem Gemeinderat angehören.

Intern galt Erhard Schemel für eine gewisse Zeit als Favorit, der frühere Vorsitzende des Ortsvereins. Er ist inzwischen aus beruflichen Gründen nach Hessen gezogen. Schemel hätte das Handicap gehabt, dass er bei den Kommunalwahlen 2002 und 2008 vom Wähler auf der Liste nach hinten durchgereicht worden ist.

Von der siebenköpfigen Fraktion dürfen Annemarie Gerg und Ingrid Kroppen laut Kommunalwahlgesetz aus Altersgründen nicht als Bürgermeister kandidieren, Margot Wiesner fühlt sich als Zweite Bürgermeisterin wohl, Petra Weber hat schon mal ihr Interesse dementiert und Sigrun Matthes ist beruflich stark engagiert.

SPD-interner Stand ist auch, dass der Amtsinhaber Herbert Kränzlein seinen Hut nicht noch einmal in den Ring wirft. Sieht man sich im Ortsverein um, so ist die Personaldecke nicht allzu dick, viele Mitglieder sind eher ältere Semester, für einen eigenen Juso-Verband reicht es nicht. Bliebe außer Seidl nur noch Fraktionschef Leone übrig. "Ich habe keine Ambitionen", sagte er der SZ. Seinen Angaben zufolge wird die SPD im Februar oder März 2011 einen Bewerber nominieren.

Als Gemeinderat möchte Seidl sich vor allem mit der Ortsmitteplanung befassen. Die vorgesehene Bürgerwerkstatt sei für ihn kein Alibi: "Wir hätten zusammen mit der CSU die alte Schule schon abreißen lassen können, aber wir machen nicht den großen Wurf, wenn die Leute es nicht wollen." Seidl stammt aus einer sozialdemokratischen Familie, schon Vater und Großvater gehörten der Partei an. Die "soziale Demokratie" sei für ihn das Leitbild.

Auf die Frage nach dem Sozialabbau durch Hartz IV seufzt Seidl erst einmal. Man hätte "mehr Rücksicht auf die Betroffenen" nehmen sollen und die Minibeträge für Kinder seien "tragisch", aber insgesamt habe sich der Einschnitt "bewährt" und in der Politik müsse man Kompromisse schließen.

© SZ vom 12.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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