Puchheim:Barrierefreier Umbau im Wahlkampfmodus

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Solange der Ausbau der S 4 nicht entschieden ist, geht auch beim barrierefreien Umbau des Bahnhofs in Puchheim nichts voran. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Landtagsabgeordnete von CSU und FDP attackieren sich beim Thema Bahnhof Puchheim.

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Verkehrsausschuss des bayerischen Landtags hat die Staatsregierung am Dienstag erneut und einstimmig aufgefordert, sich für einen barrierefreien Umbau des Bahnhofs Puchheim mit zwei Außenbahnsteigen einzusetzen. Das Gremium entsprach damit zwei Petitionen des Brucker Verkehrsforums sowie eines Aktionsbündnisses um den Behinderten- und Seniorenbeirates von Puchheim, das 3000 Unterschriften dafür sammelte.

Die Wiederholung des Beschlusses war notwendig geworden, weil die Staatsregierung mit dem Auftrag, den sie vom Ausschuss bekommen hatte, bei Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) abgeblitzt sei, wie die Landtagsabgeordneten Hans Friedl (FW) und Benjamin Miskowitsch (CSU) berichten.

Miskowitsch findet das ärgerlich, weil man in der Vergangenheit in der Sache schon sehr viel Mühe aufgewandt und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Lösungen abgewogen habe. Die Staatsregierung soll sich weiter dafür ins Zeug legen, um den Beschluss des Ausschusses umzusetzen, verlangt er. Besonders gefragt ist nach Ansicht Miskowitschs aber auch der Ausschussvorsitzende Sebastian Kröber, weil er der FDP angehört.

Die abschlägige Antwort aus Berlin sei nämlich von Staatssekretär Michael Theurer (FDP) gekommen. "Ein FDP-Minister und ein FDP-Staatssekretär stellen sich gegen den Landtag", urteilt der CSU-Landtagsabgeordnete. Kröber gab den Schwarzen Peter prompt zurück und sprach von Wahlkampf. "Das sind plumpe und billige Vorwürfe", sagte er der SZ. Kröber hatte sich die Situation vor Ort in Puchheim im Januar 2022 angesehen und unterstützt die Petitionen.

Nichtsdestotrotz rät er, erst einmal die Position der Bahn anzuhören, möglicherweise lägen technische Probleme vor. Die Bahn will den Fernverkehr auf dem geplanten viergleisigen Abschnitt der Strecke auf den Außengleisen fahren lassen, die S-Bahn würde die beiden inneren Gleise nutzen. In diesem Fall bliebe es in Puchheim bei einem Mittelbahnsteig, der per Tunnel und Lift erreichbar werden soll, was die Beiräte als zu unsicher ablehnen. Außenbahnsteige erfordern jedoch, dass die S-Bahn außen fährt, die Fernzüge innen. Das könnte an der Endstation den Fernverkehr stören, wenn S-Bahnen dessen innere Gleise kreuzen müssen, bevor sie nach München zurückfahren könnten.

"Es ist unseriös, dass ein Bundesminister in die Pläne der Bahn eingreifen soll", rügt Kröber deshalb. Obendrein habe Miskowitsch die Debatte im Ausschuss gar nicht miterlebt. Im übrigen werde das Projekt seit langer Zeit debattiert und zwölf Jahre davon stellte die CSU den Bundesverkehrsminister.

Friedl merkte an, dass sich der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nicht beim Bund durchsetzen konnte, der "als Aufgabenträger" firmiere. Komisch sei schon, das in anderen Länder genau solche Lösungen umgesetzt werden, um dem Fernverkehr den Vorrang einzuräumen. Friedl hatte die Kollegen im Ausschuss an eine Reise nach Japan erinnert, wo "generell die superschnellen Schinkansenzüge" immer auf den Mittelgleisen fahren und dadurch pünktlicher seien.

Von einem "Systemwechsel bei der Bahn" sprach hingegen Miskowitsch. Auf der gesamten Strecke gibt es Mittelbahnsteige, die umgebaut werden müssten, sollte die S-Bahn bei vier Gleisen künftig außen fahren.

Gabriele Triebel (Grüne) rügte ähnlich wie Kröber, dass keine Begründung der Bahn für die Ablehnung vorgelegen habe. Das sei keine Kommunikation auf Augenhöhe, bemängelte die Landtagsabgeordnete der Grünen. "Wenn es technische oder organisatorische Probleme gibt, Nachteile für den Fernverkehr, wenn die S-Bahnen außen fahren, muss man darüber reden", sagte sie. Triebel ist aber hocherfreut darüber, dass der Ausschuss bei der Sache geblieben ist.

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