Fürstenfeldbruck:Wahlkampf mit Prominenz

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Kreisvorsitzender mit möglichem Nachfolger (von links): Michael Schrodi und Daniel Liebetruth beim politischen Aschermittwoch in Fürstenfeldbruck; mit dabei Tina Jäger, Martin Eberl, Philipp Heimerl und Christian Ude. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit dem früheren Münchner Oberbürgermeister Christian Ude als Gastredner füllt die SPD die Marthabräuhalle. Die Erkenntnis des Abends ist, dass die CSU sich selbst bestens vermarkten kann.

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

"Kabarett und Polit-Talk mit Christian Ude und Philipp Heimerl" hat die SPD auf ihren Plakaten und Flyern zum politischen Aschermittwoch versprochen. Und mutmaßlich war es vor allem der Name des früheren Münchner Oberbürgermeisters, der die rund hundert Zuhörerinnen und Zuhörern in die Marthabräuhalle gelockt hat. Einen Dialog auf der Bühne zwischen den Politprofis gab es an dem Abend dann doch nicht. Dafür, dem Anlass entsprechend, viel Kritik an der CSU, namentlich Ministerpräsident Markus Söder. Und natürlich auch Unterstützung für Heimerl, der in einer guten Woche bei der OB-Wahl in Fürstenfeldbruck antritt.

Dementsprechend begrüßt neben der Eingangstür ein Plakat mit Heimerls Konterfei die Gäste, die zum überwiegenden Teil jenseits der 50 sein dürften. Drinnen spielt die Brucker Stadtkapelle Bierzeltweisen, die Biertische sind gut besetzt und mit den üblichen Accessoires zum Wahlkampf geschmückt: rote Fähnchen, rote Kugelschreiber, eine Broschüre von Heimerl und ein Flyer von den Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahl im Oktober für den Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost, Daniel Liebetruth und Martin Eberl.

Die eingeplante Stunde für das Fischessen - Seesaibling und Rotbarsch stehen zur Wahl - ist kaum vorbei, als Michael Schrodi die Bühne betritt und zum Mikro greift. Der Vorsitzende des Unterbezirks und Bundespolitiker kommt aber zunächst nicht weit. Es pfeift und kracht, Schrodis Stimme ist leise und kaum zu verstehen. Es dauert ein paar Minuten und bedarf mehrerer technische Anpassungen, dann kann er loslegen.

"Ein gutes Omen" bescheinigt Schrodi dem Veranstaltungsort, war hier doch 2019 der damalige Finanzminister Olaf Scholz, jetzt Bundeskanzler, zu Gast. "Hier begann sein steiler Aufstieg", erinnert er, bevor er sich dem politischen Gegner zuwendet. Er vergleicht Söder mit Tur Tur, dem Scheinriesen, bei Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer und stellt, auf die 16 Jahre Merkel-Regierung verweisend, in der die Christsozialen auch eine Menge Einfluss hatten, süffisant fest: "Alles, was schief läuft, ist die böse Ampel in Berlin." Damit ist das Thema das Abends gesetzt.

Die SPD-Kandidaten im bayerischen Wahljahr begrüßt der Bundestagsabgeordnete übrigens nach der Größe der Gremien: Erst Liebetruth, Eberl und Tina Jäger, auch Kandidatin für den Bezirkstag. Schließlich, mit den Worten, "es ist die erste Halbzeit, die wir jetzt spielen" heißt er Heimerl und Ude willkommen.

Kurz kommt Liebetruth auf die Bühne, der mit Blick auf die CSU im Landtag "weniger Schmierentheater und Grabenkämpfe" fordert. Heimerl bemängelt, dass in Bruck "nichts vorangeht". Er nennt exemplarisch das auf Eis gelegte Wohnbauprojekt Am Sulzbogen und versichert voller Verve, wie gerne er sich hauptamtlich als Oberbürgermeister um das Wohl der Kreisstadt kümmern würde.

Ude schließlich greift wieder die Kritik an der CSU auf. Das Fazit, das der ehemalige Münchner OB zieht: Die CSU schaffe es besser als jede Werbeagentur, sich selbst zu vermarkten und gut darzustellen - auch wenn das keinesfalls der Realität entspreche. "Wie die CSU die Geschichte nicht nur der letzten hundert Jahre, sondern auch der letzten zwei, drei Jahre verfälscht, das ist unerhört und das sollte man sich nicht gefallen lassen."

Ude spricht verschiedene Themen an, seine Kritik zieht sich durch. Ob politischer Aschermittwoch, Wohnungsbau, Energie oder Verkehrspolitik - er erwähnt die vorhersehbar gescheiterte Autobahnmaut, die die Steuerzahler nun mehr als 500 Millionen Euro kosten wird, die 10-H-Regel, die Windenergie in Bayern praktisch unmöglich gemacht hat. Und die 37 000 Wohnungen, die Söder als bayerischer Finanzminister "ohne Not verscherbelt" habe. Viel Applaus gibt es dafür von den Genossinnen und Genossen. Den angekündigten Polit-Talk hat offenbar keiner vermisst.

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