Evangelisches Pflegezentrum Eichenau:Trotz allem ein toller Job

Lesezeit: 2 min

Wunschzettel steigen, an blauen und weißen Ballons befestigt, am Donnerstag in den Himmel. (Foto: Lukas Barth)

Am Internationalen Aktionstag zeigen sich eine Pflegefachkraft und eine Psychosozial-Betreuerin grundsätzlich zufrieden mit ihrer Berufswahl.

Von Stefan Salger, Eichenau

An diesem Tag stehen mal die im Blickpunkt, die sonst immer ihre Mitmenschen im Blick haben: Am Donnerstagnachmittag lassen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des evangelischen Pflegezentrums Eichenau blaue und weiße Luftballons in den Himmel steigen. Daran befestigt: Zettel mit ihren Wünschen. Der Internationale Tag der Pflege präsentiert sich sonnig und sommerlich warm und damit von seiner besten Seite. An einem der Tische auf der Terrasse sitzen zwei der an diesem Tag anwesenden 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Wunschkatalog recht überschaubar ist und die durchaus repräsentativ sind: beide sind durchaus zufrieden mit ihrer Arbeit. Denn das gerät über all die kritischen Berichte über die Defizite in der Pflege gern aus dem Auge: Der Beruf ist trotz Schichtdienst und oftmals fehlenden Personals im Kern durchaus erfüllend.

Dankbarkeit in Blicken

Vor allem wegen des Kontakts zu Menschen, wie Pflegefachkraft Dominika Bayer bestätigt. Sie arbeitet im beschützenden Bereich, also einer geschlossenen Station mit nicht immer leichten Bewohnern. Trotzdem arbeitet sie gern hier. "Und auch wenn die Bewohner nicht jeden Tag Danke sagen, spürt man doch in ihren Blicken die große Dankbarkeit. Mir gefällt es hier super, was natürlich auch an dem tollen Team liegt. Man geht jeden Tag mit einem guten Gefühl nach Hause." Die Arbeit sei zudem abwechslungsreich. Bevor sie mit 20 nach Deutschland kam, war die heute 43-Jährige in Tschechien Krankenschwester. Weil der Berufsabschluss hier nicht anerkannt wurde, absolvierte sie zusätzlich eine dreijährige Ausbildung in der Altenpflege und fand dort ihre Berufung. Nur die Bezahlung könnte etwas besser sein - mag Heimleiterin Susanne Brenner auch darauf verweisen, dass mittlerweile immerhin eine Ballungsraumzulage gezahlt wird, es also bei der Dotierung durchaus Fortschritte gibt.

Pflegefachkraft Dominika Bayer und die Leiterin der psychosozialen Betreuung, Karin Härtling, am Tag der Pflege auf der Terrasse des Heims. (Foto: Lukas Barth)

Ein höheres Gehalt müssen freilich letztlich die Bewohner oder deren Angehörige über steigende Beiträge finanzieren, sagt Karin Härtling. Deshalb habe man fast ein schlechtes Gewissen, wenn man eine angemessene Bezahlung fordere. Die 52-jährige Türkenfelderin leitet die psychosoziale Betreuung, der im Pflegezentrum 15 Kolleginnen und Kollegen angehören, viele in Teilzeit. Härtling sieht bei aller Zufriedenheit mit der seit 13 Jahren ausgeübten Tätigkeit vor allem den personellen Engpass. Rein rechnerisch bleiben pro Bewohner und Tag nur zehn Minuten für die psychosoziale Betreuung, also die "Pflege des Seelenlebens", die für viele Senioren genauso wichtig ist wie die körperliche Pflege. Aktivitäten wie Bastelrunden werden meist als Gruppenangebot gemacht. Auf Spaziergängen zu begleiten, wie dies ja wünschenswert wäre, ist angesichts des knappen Zeitbudgets aber praktisch nicht möglich.

Besseres Image

Wichtig wäre es, mehr motivierten Nachwuchs zu gewinnen. Aber wie? Seit 2020 gibt es immerhin auch hier Fortschritte durch die Einführung der generalisierenden Ausbildung. Heimleiterin Susanne Brenner glaubt, dass man aber noch früher ansetzen müsste. Der Stellenwert der Pflege müsste schon im Elternhaus und vielleicht im Kontakt mit den eigenen Großeltern deutlicher herausgestrichen werden. Denn dieser vielseitige Beruf hätte ein besseres Image verdient. Das wäre ein Wunsch, den man gen Himmel schicken könnte: dass der Pflegeberuf als "in" wahrgenommen wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: