Gröbenzell:Wie Gröbenzell zur Judo-Hochburg wurde

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Von Donnerstag an wird über dem Haupteingang zum Freizeitzentrum ein Namensschild hängen: Paul-Barth-Halle. (Foto: Carmen Voxbrunner/Archiv)

Paul Barth gewinnt 1972 die olympische Bronzemedaille und gründet ein Jahr später im Sportclub eine Abteilung für den asiatischen Kampfsport. Nun wird eine Halle nach ihm benannt.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Es gibt nicht viele Turnhallen mit einem eigenen Namen. Im Landkreis kommt an diesem Donnerstag eine dazu, zur Wittelsbacher-Halle in Fürstenfeldbruck und der Friesenhalle in Eichenau. Mit feierlicher Enthüllung vor rund hundert geladenen Gästen, die zum Teil tatsächlich sprichwörtlich aus aller Welt anreisen, und einem Festakt wird das Freizeitzentrum an der Wildmoosstraße in Gröbenzell in Paul-Barth-Halle umbenannt. Paul Barth ist nicht nur der einzige Gröbenzeller, der eine olympische Medaille gewonnen hat. Der gebürtige Münchner und Gewinner der Bronzemedaille bei den olympischen Spielen 1972 in München hat auch den Judosport mit an den Gröbenbach gebracht. Barth hat es geschafft, unzählige Gröbenzeller dafür zu begeistern und den Ort selbst zu einer Hochburg dieses asiatischen Kampfsports zu machen.

Großer Moment: Paul Barth wird bei den Olympischen Spielen 1972 in München die Bronzemedaille verliehen. (Foto: Paul Barth/privat/Archiv)

Bereits 1973 gründete Barth, der ein Jahr zuvor mit seiner frisch angetrauten Frau Evi nach Gröbenzell gezogen war, die Judoabteilung im Sportclub. Der gelernte Bankangestellte, nun stolzer Träger einer olympischen Bronzemedaille, investierte viel Leidenschaft und Herzblut, um anderen seine Sportart näherzubringen. Mit Erfolg: etliche junge Gröbenzellerinnen und Gröbenzeller fanden zum Judo.

Eine Schlüsselrolle für die Gründung der neuen Abteilung kommt vor 49 Jahren einer Vorführung in der Turnhalle der Ährenfeldschule zu. Dort demonstrieren Paul Barth, Jahrgang 1945, und Gerd Egger den vielen Zuschauern Stand- und Bodentechniken. Danach werden die Forderungen nach einer eigenen Judo-Abteilung in Gröbenzell von Barth aufgegriffen, der selbst ähnliche Gedanken hegte. Noch im selben Jahr hat Gröbenzell unter dem Dach des SC Gröbenzell eine eigene Judoabteilung mit bald rund hundert Judoka.

1983 spricht der damalige Landrat Gottfried Grimm in der Festschrift der Judoabteilung voll der Anerkennung von "vielen Spitzenleistungen auf nahezu allen Ebenen" und streicht heraus, dass die Auszeichnung von Gröbenzeller Judoka bei den jährlichen Sportlerehrungen des Landkreises "schon Tradition" habe. Bernd Rieder, seinerzeit Bürgermeister von Gröbenzell, würdigt seine Kommune als eine "Hochburg des Judosports" mit zahlreichen dritten Plätzen bei deutschen Meisterschaften sowie mehreren Berufungen in die Nationalmannschaft. Rieder erinnert außerdem "gerne" an den "Länderkampf Tschechoslowakei - Bayern - Gröbenzell 1978 in unserem Freizeitheim". Sein Vorgänger Eicke Götz, der inzwischen in den Bundestag gewählt worden war, berichtet: "Von den Erfolgen unserer Judokas kann man selbst in Bonn in der Zeitung lesen."

Zehn Jahre nach der Gründung zählt die Judoabteilung rund 200 Mitglieder in 14 Trainingsgruppen. Die Begeisterung ist in den letzten vier Jahrzehnten nicht weniger geworden, das Niveau ist hoch: Seit 2011 ist der SC Gröbenzell durch die Frauen in der ersten Bundesliga vertreten, eine zweite Frauenmannschaft startete 2013 in der Landesliga Nord. 2009 wurde eine Männermannschaft gegründet, die in der Bezirksliga Nord kämpft. Und auch das eigene Dojo, der mit Bodenmatten ausgelegte Übungsraum über der Jugendbegegnungsstätte, zeugt von der Bedeutung, die man dieser Sportart in Gröbenzell einräumt. In vielen anderen Sportvereinen müssen die Judoka hingegen die Matten vor und nach dem Training in der Turnhalle auf- und abbauen.

Paul Barth mit Bronzemedaille 2017 in seinem Garten in Gröbenzell. (Foto: Carmen Voxbrunner/Archiv)

Paul Barth habe auch tolle Trainer geholt, darunter Experten der deutschen Nationalmannschaft, vom TSV Großhadern, und dadurch sowie durch seine eigene Begeisterung und Liebe für den Sport auch bei vielen Gröbenzellern die Liebe für Judo entfacht, berichtet Axel von Walter. Der Gemeinderat hat im Namen der SPD-Fraktion im Frühjahr die Umbenennung der sogenannten Wildmooshalle - die Bezeichnung für das Freizeitzentrum hat sich über die Jahrzehnte eingeschliffen - in Paul-Barth-Halle beantragt. "Der erste Anstoß, das muss ich sagen, kam von Bürgermeister Martin Schäfer. Er hat mich wegen meiner Nähe zum Judo angesprochen." Von Walter fing 1984 als Grundschüler damit an, nicht zuletzt wegen Paul Barth, der immer wieder Anfängerkurse anbot. Barth habe die ganze Philosophie dieses Kampfsports gelebt und an andere weitergegeben, sagt von Walter, der bis heute Mitglied der Judo-Abteilung ist.

Schäfer und von Walter fragten erst bei Paul Barth nach wegen der Umbenennung der Halle, dann bei den anderen Fraktionen. Im Juni wurde sie beschlossen. Am Donnerstag wird sie mit Enthüllung des Namensschildes, einigen Reden, auch von Barth selbst, feierlich vollzogen.

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