Fürstenfeldbruck:Internet-Betrüger räumen Bankkonto leer

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Der Einsatz eines Tan-Generators im Zuge der sogenannten Zweiwegeautorisierung gilt als wirkungsvolle Methode, Hackerangriffe abzuwehren. Doch hundertprozentigen Schutz bietet auch das nicht - Fehlerquelle bleibt häufig der Mensch. (Foto: Martin Bäuml Fotodesign /Imago stock&people)

Mit einer raffinierten Masche erbeuten Cyberkriminelle 38 000 Euro von einem Fürstenfeldbrucker Ehepaar.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Natürlich kennt man die Geschichten von der Abzocke im Internet, kennt die Geschichten von leer geräumten Bankkonten. Weil man selbst aber vorsichtig und misstrauisch ist, könnte einem so etwas doch sicherlich nie passieren. Wirklich? Ein Ehepaar aus Fürstenfeldbruck ist bei Bankgeschäften durchaus vorsichtig und misstrauisch. Und doch ging es nun Internetbetrügern auf den Leim. Deren Masche war raffiniert. Und erst im Nachhinein wurde den beiden Fürstenfeldbruckern bewusst, dass sie sie zwar vorsichtig, aber eben nicht vorsichtig genug gewesen waren. Das freilich hat sie fast 38 000 Euro gekostet. Und weil Petra und Ernst Wagner ( Namen von der Redaktion geändert) den Betrügern im World Wide Web das Handwerk legen wollen, haben sie trotz mäßiger Erfolgsaussichten nicht nur sofort Anzeige erstattet, sondern gehen an die Öffentlichkeit, um zu verhindern, dass andere in die gleiche Falle tappen.

Es passiert am 26. Juni, einem Sonntag. Praktisch, dass man seiner Bank auch an Sonn- und Feiertagen Aufträge für Geldüberweisungen erteilen kann. Gegen 11.15 Uhr setzt sich Ernst Wagner also an den Laptop, um zwei Rechnungen zu begleichen. In Google gibt er die Sparkasse Fürstenfeldbruck ein - und könnte damit bereits die Weichen gestellt haben fürs folgende Phishing, also dem "Abfischen" von Geheimzahlen fürs Onlinebanking. Der angebliche Link zum Geldinstitut in Fürstenfeldbruck macht Zicken. Immer wieder erscheint auf dem Bildschirm der Hinweis "Diese Seite ist nicht verfügbar".

Eine Mitteilung erscheint: Der Zugang zum Onlinebanking müsse aktualisiert werden

Daraufhin wechselt Wagner an den PC. Und dort funktioniert auch alles wie gewohnt, "sogar Foto und Kontaktdaten unserer Sachbearbeiterin waren zu sehen". Plötzlich erscheint eine Mitteilung. Der Zugang zum Onlinebanking müsse aktualisiert werden, heißt es. Zu diesem Zwecke werde sich in Kürze eine autorisierte Mitarbeiterin der Sparkasse melden. Um 12.45 Uhr klingelt prompt das Festnetztelefon, auf dem Display erscheint die vertraute Nummer der Sparkasse.

Petra Wagner hebt ab. Die Frau am anderen Ende der Leitung stellt sich als Beate Fischer vor und bittet darum, für die erforderliche Aktualisierung den Chip-Tan-Generator zu holen. Dann diktiert sie eine längere Nummer, die Ernst Wagner eingeben und mit "OK" bestätigen soll. Die daraufhin erscheinende Zahlenkombination teilt Wagner der Frau auf Nachfrage mit. Per E-Mail erhält er einen Link aufs Handy geschickt, den er bitte anklicken möge. Das war's dann auch schon mit der Aktualisierung. Die angebliche Frau Fischer verabschiedet sich mit dem Hinweis, dass "das Onlinebanking bis morgen Früh nicht verfügbar ist".

Die Rückholaktion scheitert, weil die Empfängerbank dies ablehnt

Petra Wagner hat die ganze Zeit ein ungutes Gefühl. "Ich habe mich schon gewundert, dass am Sonntag jemand bei der Bank arbeitet". Am nächsten Morgen ruft sie bei der Sparkasse an. Dort teilt ihr eine Mitarbeiterin mit, das Konto sei "abgeräumt" worden und nun um 5000 Euro überzogen. Da ist klar, dass die Wagners betrogen worden sind. Die Sparkassenmitarbeiterin versucht sofort, das abgebuchte Geld zurückzuholen. Am Nachmittag erstatten die Wagners Anzeige bei der Polizei. Am darauffolgenden Tag erfahren sie, dass die Rückholaktion gescheitert ist, weil die Empfängerbank dies abgelehnt habe, und dass dies möglicherweise nur ein Fall einer ganzen Betrugsserie bei verschiedenen Banken im ganzen Bundesgebiet sei.

Cyberkriminalität wird zu einem immer größeren Problem - deren Verfolgung ist auch für die Polizei in der Region eine Herausforderung. (Foto: Josep Rovirosa/imago/Westend61)

Die Zugänge der Wagners zum Onlinebanking werden vorsichtshalber gesperrt, es gibt neue EC-Karten mit neuen Pins. Und es wird ein Antrag auf Erstattung der Summe aus dem Schadenpool der Sparkassen gestellt. Bis sichergestellt ist, dass Laptop, PC und Handy frei von Viren und Schadsoftware sind, werden die Wagners gebeten, für Überweisungen die Computer der Sparkasse zu benutzen. Die Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck hat die Ermittlungen derweil an die benachbarte Kriminalpolizei abgegeben. Dennoch sieht es so aus, als kämen die Betrüger, die vielleicht im sicheren Ausland sitzen, mal wieder ungeschoren davon.

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