Mitten in Olching:Die Kunst der Begrüßung

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Eigentlich geübt in Grußworten: Bürgermeister Andreas Magg am Rednerpult. (Foto: Leonhard Simon)

Bürgermeister Andreas Magg vergisst, einen Pfarrer zu nennen. Sein Patzer wird zum Running Gag.

Von Ariane Lindenbach, Olching

Gesellschaftliche Ereignisse sind ja nicht ausschließlich eine Quelle von Freude und Ausgelassenheit, auch wenn die lange, durch Corona bedingte Durststrecke die negativen Begleiterscheinungen wie beispielsweise das Zusammentreffen von Personen, die sich bekanntermaßen nicht mögen, in den Hintergrund gerückt hat. Insbesondere für Personen im Rampenlicht, wie es Bürgermeister nun einmal sind, birgt das Zusammentreffen vieler bekannter Gesichter auch eine Vielzahl an Fettnäpfchen, in die sie treten können. Dabei ist es entscheidend, eine im übertragenen Sinne gute Figur zu machen. Dem Olchinger Rathauschef Andreas Magg ist das kürzlich nicht geglückt.

Der Mensch wäre kein Mensch, würde er nicht gelegentlich auch Fehler machen und irren. In anderen Ländern, etwa den USA, scheint das Scheitern gesellschaftlich weniger verpönt als hierzulande: Schließlich lernt man vor allem aus Fehlern, und wer immerzu perfekt sein will, ist von Haus aus gehemmt. Dass man aber auch in Deutschland elegant einen kleinen Patzer in einen Running Gag verwandeln kann, haben spontan und nahezu lehrbuchmäßig ein paar Gäste beim Geburtstag der Tafeln aus Olching und Maisach im Kom demonstriert.

Fast unvermeidbar bei derartigen Anlässen sind die gefühlt ewig dauernden namentlichen Begrüßungen, flankiert von Danksagungen und in diesem Fall auch Blumensträußen. Andreas Magg, als zweiter Redner an der Reihe, spart sich dieses Zeremoniell. Er wolle niemanden vergessen und damit düpieren, erklärt Olchings Bürgermeister. Daher begrüßt er also allgemein alle, ohne Namen zu nennen. Nur die Vertreter der Kirche will er hervorheben - und vergisst prompt den einen der beiden (aus Gründen der Gleichbehandlung wird hier auf Details verzichtet). Am Rednerpult folgt Hans Seidl. Der Maisacher Bürgermeister macht sich Maggs allgemeinen Gruß zu eigen. Um in einem Nebensatz und mit spitzbübischem Lächeln "die Geistlichkeit" explizit zu begrüßen. Natürlich ohne Namen zu nennen. Dieses Prinzip übernehmen auch Dieter Deinert und schließlich Normann Wenke, die die Tafeln in Olching und Maisach leiten. Alle grüßen die beiden anwesenden Pfarrer explizit als "die Geistlichkeit". Und die rund 90 Anwesenden schmunzeln jedes Mal ein bisschen mehr.

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