Olching:Hymnen für einen Hausmeister

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Lehrer und Schüler des Gymnasiums verabschieden Rudi Altmann. Der hat aus Frust übers Landratsamt gekündigt.

Andreas Ostermeier

Zum Ende eines Schuljahres gibt es oft rührende Abschiedsfeste: Die ältesten Schüler feiern Abitur, Mittlere Reife oder Quali, Lehrer wechseln auf eine andere Stelle, Hausmeister gehen in den Ruhestand - ihr Rückzug findet allerdings meist im Verborgenen statt. Am Olchinger Gymnasium war das am Donnerstag - bis auf den rührenden Abschied - ganz anders. Noch mehr im Rampenlicht kann ein Hausmeister nicht stehen, als es Rudi Altmann passiert ist, den Interimsdirektor Thomas Schranner das "beliebteste Mitglied der Schulgemeinschaft" nannte.

Und das obwohl er seinen Job aus Ärger über mangelnde Unterstützung durch das Fürstenfeldbrucker Landratsamt nach nur zweieinhalb Jahren hingeworfen hat.

Glückwünsche, Lobreden, Umarmungen und Tränen: Der Abschied von Rudi Altmann fiel sehr emotional aus. Drei Dutzend Lehrer sangen zur Melodie des Beatles-Songs "Yesterday" einen selbst verfassten Text, Schüler musizierten und jonglierten, es gab einen Film über "unseren Rudi" zu sehen, und der Geehrte hatte viele Geschenke entgegenzunehmen. Schranner verabschiedete den Hausmeister mit den Worten, dieser habe für die Schule "weit mehr getan, als es seine Pflicht gewesen" wäre. Der besondere Einsatz von Altmann für Schüler und Lehrer wurde immer wieder betont.

Ältere, die sich an die mürrischen Männer in grauen Kitteln erinnern, die zu ihrer Schulzeit Hausmeister gewesen sind, wundern sich wohl über so viel Anteilnahme am Weggang eines solchen. Doch sie kennen Rudi Altmann nicht. Der räumte nicht nur den Schnee weg oder brachte Computer wieder zum Laufen, er sang auch im Chor mit, sprang bei der Theatergruppe ein, wenn jemand fehlte, oder kümmerte sich um einen Raum für Buben, die Fußball spielen wollten.

Seit Sommer 2008 wirkte Altmann am Gymnasium - kaum zu glauben, dass es die erste Hausmeisterstelle des Mannes war. Der gelernte Installateur und Dachdecker hatte sich, wie er der SZ sagte, auch deshalb um die Stelle am Olchinger Gymnasium beworben, weil er gehofft hatte, im öffentlichen Dienst nicht mehr so viele Überstunden zu haben wie in seinem Beruf zuvor.

Doch da täuschte sich Altmann. 1300 Überstunden hat er nach seinen Worten seit Beginn der Hausmeistertätigkeit angesammelt. Aber nicht die Anzahl der Überstunden sei der Kündigungsgrund gewesen, sondern die Anlässe dafür. Immer wieder habe er sich über unzulängliches und defektes Arbeitsgerät ärgern müssen. Beim Landratsamt, dem Träger der Schule, habe er beispielsweise moniert, dass der Bulldog fürs Schneeräumen "ständig kaputt" war.

Als das Gefährt zum Wintereinbruch schlapp machte, reichte es Altmann und er kündigte: "Ich fühlte mich im Stich gelassen", sagt er und kritisiert, von der Kreisbehörde immer wieder hingehalten worden zu sein. Hausmeister aber bleibt er - in einem neuen Altenpflegeheim in der Nähe von Freising.

Zum Abschied sangen Schüler und Lehrer "Es gibt nur ein' Rudi Altmann". Ob der tatsächlich der beste aller Hausmeister ist, wie es wiederholt hieß, lässt sich nicht beweisen. Dass am Gymnasium aber die weltbeste Hausmeister-Abschiedsfeier stattfand, das steht fest.

© SZ vom 24.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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