Ortsgeschichte:Das Gold im Moor

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Leicht zugängliche Informationen: die Hütte des Vereins Dachauer Moos in Graßlfing. (Foto: Johannes Simon)

Olching und Gröbenzell entstehen als Siedlungen von Torfstechern. Eine neu errichtete Hütte im Graßlfinger Moos informiert über die Geschichte des Brennstoffabbaus.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Das Torfstechen ist regionales Kulturerbe, hat es doch zwei Jahrhunderte die Landschafts-, Kultur- und Siedlungsgeschichte im Landkreis geprägt. Jetzt hat der Verein Dachauer Moos im Graßlfinger Moos unweit der Gaststätte "Haderecker" eine "Infohütte Kulturerbe Torfstechen" errichtet. Gleich mehrere Informationstafeln in der auf einer Seite offenen Hütte veranschaulichen die Geschichte des Torfabbaus. Dass Gröbenzell eng mit dem Torfabbau verbunden ist, unterstrich auch Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) in seinem Grußwort.

"Gröbenzell ist mit dem Torfstechen entstanden", sagte Schäfer, "und mit dessen Verladung per Bahn." Für die Gröbenzeller Schulkinder sei die Infohütte eine "Superergänzung" zum eigenen Museum der "Gröbenhüter", die bei der Infohütte mitgeholfen haben. Schäfer ist Schriftführer im Verein Dachauer Moos. 1995 gegründet, ist der Verein ein Zusammenschluss von elf Kommunen und Landkreisen. Er reicht von Haimhausen im Nordosten bis nach Gröbenzell und Bergkirchen. Auch die Landeshauptstadt München ist Vereinsmitglied.

Mitgliedschaft zurückgestellt

Kurios für einige: Olching auf dessen Terrain die Infohütte steht, ist nicht Mitglied des Vereins. "Der Verein will vor allem Landschaftsschutz, wir müssen uns aber auch um die Interessen der Bewohner im Moos kümmern", erläuterte Maximilian Gigl (CSU), Olchings Zweiter Bürgermeister, "das Spannungsverhältnis". "Wichtig ist auch die bauliche Entwicklung und die Infrastruktur für die Bewohner dort", sagte Gigl. Deshalb habe man die Mitgliedschaft seit der Anfrage 2016 erst einmal zurückgestellt.

Die Torfbildung aus Pflanzenresten begann nach dem Ende der letzten Eiszeit vor 8000 bis 10 000 Jahren. 1759 begann der Torfabbau, "weil es weniger Holz zum Heizen gab und die Menschen im Winter gefroren haben", wie Buchautor Stefan Gerstorfer ("Das Dachauer Moos") die Festgäste kenntnisreich über die von ihm erstellten Infotafeln in der Hütte informierte. In einem Grundschulbuch aus dem Jahre 1960 fand er den Satz über das "Gold", das im Moor liege und herausgeholt werden müsse.

Anschauungsunterricht vor Ort: Stefan Gerstorfer, Autor der Infotafeln, demonstriert den Gebrauch eines Stecheisens. (Foto: Johannes Simon)

Gerstorfers Worten nach war die Gegend von Germering bis Freising sei ein unendliches Schilfmeer mit einzelnen Höfen. Zunächst wurde die Landschaft mit hochstehendem Grundwasser entwässert, dann begann der Torfabbau. Vom Heizwert her entspricht Torf dem Buchenholz. Im 19. Jahrhundert feuerten damit vor allem Brauereien und später auch die Eisenbahn. Tagelöhner von auswärts wurden massenweise angeheuert. "Es gab zwei Klassen von Torfarbeitern", so Gerstorfer, "die Torfstecher und eine Stufe darunter die Schubkarrenfahrer." Ein guter Torfstecher hat bis zu 30 Tonnen pro Tag geschafft. Das spezielle Stecheisen dafür hat Gerstorfer mitgebracht.

Kohle löst Torf ab

Von 1870 an, als Kohle als Brennstoff abgebaut wurde, ist der Torfabbau allmählich zu Ende gegangen. Doch mit getrocknetem Torf wurde auch weiterhin geheizt. Die Torfstecher hätten nach 1960 keinen offenen Tagebau hinterlassen, dafür liegt der Torf weiterhin eher trocken in der Erde, auch im Graßlfinger Moos. "Die Torfgebiete sind mit sieben Prozent an der Freisetzung von Treibhausgasen in Deutschland beteiligt", erläuterte Gerstorfer.

Der Verein Dachauer Moos hofft darauf, dass die schön gestaltete Infohütte über die Landkreisgrenzen hinaus Anziehungskraft entwickelt. Stefan Gerstorfer freut sich auf den Besuch von Kindern. Dafür hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein "Torfcomic" in der Hütte soll den Nachwuchs ansprechen.

Mitten im Grünen: Blick von der Hütte ins Graßlfinger Moos. (Foto: Johannes Simon)
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