Mammendorf:Tralala-Jodler bringt Menschen zusammen

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Brigitte Schäffler am Akkordeon (hinten) beim Offenen Singen mit den Kreisheimatpflegerinnen im Bürgerhaus Mammendorf. (Foto: Johannes Simon)

Etwa 70 Volksmusikfreunde singen gemeinsam im Bürgerhaus. Die beiden Kreisheimatpflegerinnen lockern die Veranstaltung mit Anekdoten auf und erläutern die Hintergründe der Mundartstücke.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Das Offene Singen, wie es nun im Mammendorfer Bürgerhaus stattgefunden hat, ist eine niedrigschwellige Einführung in den aktiven Umgang mit dem Kulturgut Volkslied. Ausgangspunkt sind die stimmlichen Möglichkeiten der jeweiligen Gruppe. Jenseits von Volkstümelei und Lagerfeuerromantik kann es als kulturelles Bildungsangebot funktionieren, das in soziokulturellem Sinn historische und sprachliche Überlieferungen sowie gesellschaftlich relevante Fragestellungen aufgreift, so eine Theorie. Für Brigitte Schäffler und Ingeborg Heining, die Kreisheimatpflegerinnen für Volksmusik, Volkstanz, Tracht, Mundart, Laienschauspiel und Volkskunde, ist das Singen in Gemeinschaft aber auch eine unterhaltsame Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen und ihnen eine erfüllende Abwechslung zum Alltag zu bieten.

Die Kreisheimatpflegerinnen Ingeborg Heining (links) und Brigitte Schäffler. (Foto: Johannes Simon)

Es ist fünf Minuten vor Beginn. Der Wind peitscht am Gründonnerstagabend den Regen über den Aufgang zum Bürgerhaus in Mammendorf, Frühlingsgefühle kommen da eher nicht auf. Brigitte Schäffler und Ingeborg Heining wird es im Saal aber dennoch gelingen, die sangesfreudigen Gäste, gut zwei Drittel davon Frauen, auf das Erwachen aus der Winterruhe einzustimmen. "Nun will der Lenz uns grüßen", heißt es in einem Lied, und in einem anderen "Iatz kimmt die schöner Zeit". Eine Frau legt noch hastig den Regenschirm ab und hängt ihre Winterjacke an die Garderobe. "Ich hab's eilig, damit ich nicht zu spät komme, weil es jedes Mal von Anfang an so schön ist", schwärmt sie und nimmt neben Bekannten Platz.

Das Offene Singen ist eine niedrigschwellige Einführung in das Kulturgut Volkslied. (Foto: Johannes Simon)

Man kennt sich. "Zu unseren Singveranstaltungen kommen überwiegend Stammgäste höheren Alters, manchmal weit über hundert, heute sind es wegen der Osterferien und wegen des Wetters weniger", stellen die Kreisheimatpflegerinnen fest und freuen sich schließlich, mit rund 70 Volksliedfreunden, mit dem "Tralala-Jodler" einen bunten Liederreigen eröffnen zu können. Manchmal kämen auch "neue Gesichter", darüber freuen sie sich ganz besonders.

Die Kreisheimatpflegerin ermuntert die "Badewannentenöre" und "Kellersopranösen"

Jeder, auch Jüngere, sei beim Offenen Singen willkommen, auch wer glaube, nicht singen zu können. Alte Volkslieder kennenlernen und einüben und sie so vor dem Vergessen zu bewahren, ist auch eines der Ziele, die der Mitarbeiterin im Landesverein für Heimatpflege, Brigitte Schäffler, am Herzen liegt.

Singen kann positive Effekte auf Gesundheit und Stimmungslage haben, wie Studien belegen. (Foto: Johannes Simon)

Und Ingeborg Heining, Schulleiterin im Ruhestand, lockert die Singübungen mit Witzen, Gedichten und alten Gschichtl'n auf und erfüllt so den Bildungsanspruch. "Die beiden sind ein gut eingespieltes Team und verstehen es auf lustige und kurzweilige Art zu begeistern", lobt ein Mann. Schäffler begleitet die Lieder mit der Ziehharmonika - und ihre Aufforderungen an die "Badewannentenöre" und "Kellersopranösen" in melodischem Bayerisch wie "I hea nix, derft's scho lauda singa" oder "ned so schüchtern, de erste Stimm' aufe in erst'n Stock zum Fensterputz'n, und de zwoate obi in'n Keller, zum Bier holen", zeigen Wirkung. So erklingen Lieder wie "I moan I hob a Winderl g'spürt" oder "Fangt scho's Apern o" mehrstimmig. Heining bringt die Sänger mit einer "tierischen Betrachtung", in der ein Mann "wie ein Protz" (Kröte) eine Fliege verschluckt, oder mit lehrreichen Erläuterungen, dass im Sternzeichen "Widder" Geborene "ganz schön stur sein können", zum Lachen. "Das stimmt, meine Schwester ist auch ein Widder und unsäglich stur", sagt eine Frau und bekommt raunende Zustimmung. Lehrreich sind auch die Volkslieder, denn man erfährt, dass mit Apern die Schneeschmelze auf den Almen gemeint ist, dass Vögel im Voralpenland grug'ln oder grügeln, wenn sie balzen, und Hoadach eine allgäuerische Bezeichnung für Heidekraut ist, das sich als eine der ersten Pflanzen im Frühling den Sonnenstrahlen entgegenstreckt.

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