Fürstenfeldbruck:Lob für die Erinnerungskultur

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Eskortieren den prominenten Gast zum Barocksaal (von links): Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf, Fraktionschef Andreas Lohde, Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle und Ortsverbandsvorsitzender Ulrich-Joachim Müller. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Neujahrsempfang der CSU im Kloster warnt Ludwig Spaenle vor Antisemitismus und würdigt das Gedenken der Stadt an die Opfer des Olympia-Attentats.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Neujahrsempfänge sind vorzugsweise ein beschwingt-euphorischer Start ins neue Jahr. Jener der Fürstenfeldbrucker CSU am Dienstagabend im Barocksaal des Klosters steht freilich im Schatten aktueller und sehr ernster Entwicklungen, die Sorge bereiten: dem zunehmenden Antisemitismus und Judenhass. Für die Stadt gibt es aus dem Munde des Hauptredners Ludwig Spaenle mit Blick auf das Olympia-Attentat von 1972 immerhin Lob für die Erinnerungskultur.

2010 war Spaenle als Kultusminister bereits beim Neujahrsempfang der CSU im Kloster

Die Rolle der Muntermacher bleibt am Dienstagabend damit den fünf Musikern des Posaunenchors der Erlöserkirche. 2010 war Spaenle schon mal bei einem Neujahrsempfang der Brucker CSU zu Gast, damals war er noch nicht der Antisemitismusbeauftragte der Staatsregierung und beschäftigte sich als Kultusminister mit der Schulpolitik im Freistaat. Unter der prächtigen Stuckdecke geht es diesmal um ein bedrückenderes und sehr elementares Thema. Aktuelle Anlässe für eine sehr kritische Auseinandersetzung gibt es in Bayern, Deutschland und der ganzen Welt zurzeit reichlich.

Das stellen auch der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Andreas Lohde, sowie der Ortsverbandsvorsitzende Ulrich-Joachim Müller fest - vor etwa 60 Gästen. Unter denen befinden sich die Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Katrin Staffler, der frühere Oberbürgermeister Erich Raff, die aktuellen OB-Stellvertreter Christian Stangl (Grüne) sowie Birgitta Klemenz, Vertreter befreundeter CSU-Ortsverbände und -Organisationen sowie der von einigen Mitbrüdern begleitete Bruder Antonius, der vor seinem Eintritt ins Kloster Sankt Ottilien unter seinem bürgerlichen Namen Dieter Pimiskern lange Ortsvorsitzender der CSU war. Landrat Thomas Karmasin, dessen Frau sich auf die Geburt des gemeinsamen Kindes vorbereitet, befindet sich laut Lohde "im Kreißsaal", Landtagsabgeordneter Alex Dorow, der ein Grußwort halten sollte, ist erkrankt.

Beim Neujahrsempfang geht es vor allem darum, miteinander zwanglos ins Gespräch zu kommen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Lohde hat sich in der Kreisstadt wiederholt explizit gegen Antisemitismus positioniert und gibt seinem Bedauern Ausdruck, dass es nicht gelungen sei, nach dem Terroranschlag in Israel am 7. Oktober im Bereich des Fürstenfeldbrucker Rathauses eine israelische Flagge als Zeichen der Solidarität zu hissen. Um zusätzliche Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, setzt Lohde weiterhin auf eine Partnerschaft mit einer israelischen Stadt. Er zeigt sich schockiert, dass in Berlin Extremisten das Massaker gefeiert haben, betont aber auch, dass man unter Freunden sehr wohl sachliche Kritik üben dürfe. Gemeint ist damit die Politik unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und wohl auch die Form der israelischen Offensive im Gazastreifen.

Katrin Staffler und Ulrich-Joachim Müller distanzieren sich deutlich vom Extremismus

Deutlich gegen jeden Extremismus positioniert sich Katrin Staffler, die vor einer tiefen Spaltung der Gesellschaft warnt. Ulrich-Joachim Müller ruft zur Teilnahme an der Demonstration am Samstag auf der Amperwiese hinter dem Stadtsaal des Klosterareals auf, um ein deutliches Zeichen zu setzen.

Ludwig Spaenle äußert sich schockiert über den Antisemitismus, der offen zutage getreten ist in der Folge des Massakers palästinensischer Terroristen. Wie "ein greller Blitz" habe ihn die Nachricht ereilt, dass jüngst in Berlin ein Student von einem propalästinensischen Kommilitonen zusammengeschlagen worden sein soll, nur weil er als Jude erkannt wurde. Bei dem Opfer, das im Krankenhaus behandelt wird, handelt es sich Berichten zufolge um den Enkel eines der Opfer des Olympia-Attentats von 1972, bei dem nach einer gescheiterten Geiselbefreiung auf dem Fliegerhorst alle israelischen Sportler sowie ein deutscher Polizist ums Leben gekommen sind. Sicherzustellen, dass sich Juden hierzulande genauso sicher fühlen und sich ebenso frei bewegen können wie Muslime, Christen oder Anhänger anderer Glaubensrichtungen - "das geht auch uns an!"

Mit Blick auf das Olympia-Attentat lobt Spaenle die Stadt für die jährlichen Gedenkfeiern und die Einrichtung eines virtuellen und auf dem Fliegerhorst auch realen Erinnerungsorts - während er der Landeshauptstadt in puncto Erinnerungskultur Defizite bescheinigt. München sei lange schäbig mit den Opfern umgegangen.

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