Fürstenfeldbruck:Gesprächsbedarf unter der Stuckdecke

Lesezeit: 2 min

Ilse Aigner (vierte von links) wird vor dem Barocksaal begrüßt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Neujahrsempfang der CSU im Barocksaal des Klosters mit Ilse Aigner steht im Zeichen ernster Themen: dem Krieg in der Ukraine und der Gefahren für die Demokratie.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Natürlich gäbe es Grund genug für festliche Stimmung, für einen heiteren und unbeschwerten Plausch bei Häppchen und Sekt. Und der CSU-Ortsverband hat nach zweijähriger Coronapause denn auch den Boden bereitet für den Neujahrsempfang. Doch die Stimmung ist gedämpft. Wie ein dunkler Schatten liegt der Krieg in der Ukraine über dem Stelldichein im Barocksaal des ehemaligen Klosters Fürstenfeld. Den von Russland angezettelten Krieg thematisieren Ilse Aigner, der Präsidentin des Landtags, und Andreas Lohde vom gastgebenden CSU-Ortsverband. Zudem gibt es einige besorgniserregende Tendenzen, die vom Landtagsabgeordneten Alex Dorow angesprochen werden.

Etwa 130 Gäste sind der Einladung in den Barocksaal gefolgt (vorne von links): Reinhold Bocklet, Benjamin Miskowitsch, Alex Dorow, Thomas Karmasin, Andreas Lohde (dahinter Alt-OB Sepp Kellerer), Ilse Aigner, Gabriele Off-Nesselhauf, Josef Loy, Katrin Staffler und Erich Raff. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Etwa 130 Gäste lassen sich unter der prächtigen Stuckdecke von den fünf Bläsern des Posaunenchors der Erlöserkirche einstimmen, darunter naturgemäß vor allem ehemalige und aktuelle CSU-Amtsträger wie der frühere Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet, Alt-Oberbürgermeister Sepp Kellerer und sein Nachfolger Erich Raff, Landrat Thomas Karmasin, die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, Benjamin Miskowitsch aus dem Landtag, Gabriele Off-Nesselhauf und Josef Loy aus dem Bezirkstag sowie Stadträte, Vertreter von Vereinen, Hilfsorganisationen und Behörden.

Der Posaunenchor der Erlöserkirche. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Lohde gibt seiner Freude darüber Ausdruck, "euch wieder zu sehen" für einen persönlichen Austausch. Anfang 2020, bevor das Leben und die ganze Gesellschaft von Corona heruntergedimmt wurden, hatte man mit Europapolitiker Manfred Weber bereits ein politisches Schwergewicht in Fürstenfeldbruck begrüßen können. Anfang 2022 habe noch die Hoffnung bestanden, dass es "wieder aufwärtsgeht". Dann aber kam der Krieg in der Ukraine. Immerhin habe sich gezeigt, "dass unsere Gesellschaft besser als oft behauptet ist". Lohde weist auf Hilfslieferungen und Mahnwachen hin und auf die am 24. Februar geplante Aufführung des Edigna-Theaterstücks in ukrainischer Urfassung. Sein Fazit: "Wir dürfen die Menschen nicht alleinlassen."

Ilse Aigner pflichtet dem bei und geißelt den russischen Angriff auf ein freies und souveränes Land als "völkerrechtliches Verbrechen". Bei der Unterstützung der Ukraine gehe es auch "um die Demokratie". Die freilich sieht Aigner auch in Deutschland Gefahren ausgesetzt. "Alle Alarmglocken" müssten angesichts des Gebarens der AfD läuten, vor allem aber beim Blick auf das Treiben der Reichsbürger - mit "irgend so einem schwindligen Prinzen an ihrer Spitze".

Damit spielt Aigner auf die Festnahme von Heinrich Prinz Reuß an, dem mutmaßlichen Kopf eines rechten Terror-Netzwerks. Demokratie sei "manchmal ein bissl mühselig", räumt Aigner ein. Andere Meinungen gelte es zu respektieren. Gewalt lasse sich damit aber nicht rechtfertigen: Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Sanitäter? "Geht gar nicht", sagt Aigner, die auch kein Verständnis für Klimaaktivisten hat, die sich auf Straßen festkleben. Aigner weiß die große Mehrzahl der Zuhörer hinter sich, wenn sie populäre Wahlkampfpositionen vertritt.

Wenn sie Kinder im Indianerkostüm gegen den Vorwurf der kulturellen Aneignung verteidigt, dem Gendern "mit komischen Sterndln" eine Absage erteilt, in der Familie "die Keimzelle der Gesellschaft" sieht, der Ampel in Berlin in der Atomfrage ein Übermaß Ideologie ankreidet und die Erbschaftsteuer ins Visier nimmt - weil es eben ein Unterschied sei, ob man Eigentum in Bayern an die nächste Generation übertragen will oder in Buxtehude.

Alex Dorow nutzt in Vertretung des ukrainischen Generalkonsuls Yury Yarmilko, der wegen anderer Verpflichtungen absagen musste, die Gelegenheit einer "Neujahrsadresse" nicht nur für die guten Wünsche fürs längst angelaufene Jahr - Maria Lichtmess markiert das Ende der Weihnachtszeit. Der Donnerstag ist mithin der letzte Tag, an dem man sich noch mit Fug und Recht ein gutes neues Jahr wünschen darf. Auch der Landtagsabgeordnete wünscht sich vor allem Frieden in Freiheit, blickt allerdings mit Sorge auf einige Entwicklungen in der Gesellschaft.

So berichtet er aus eigener Erfahrung, wie Sanitäter in München von einem Radfahrer unflätig beschimpft worden seien, weil dieser sich durch einen Rettungswagen behindert gefühlt habe. "Diese Aggressivität hat mich sprachlos gemacht." Ein Patentrezept hat auch Dorow nicht. Sein Plädoyer: "Lassen Sie uns zusammenhalten".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMedienerziehung
:"Smartphones gehören nicht ins Schlafzimmer"

Kinder verbringen immer mehr Zeit in der digitalen Welt. Welchen Gefahren sie sich dabei aussetzen und wie Eltern das Surfen sinnvoll begleiten können, erklärt der Digitaltrainer und Medienpädagoge Daniel Wolff.

Interview von Heike A. Batzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: