Kultur:Weltpremiere in Fürstenfeldbruck

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Auf den Spuren eines Familiendramas: Anne Distler (von links), Alexander Schmiedel und Aline Pronnet. (Foto: Klaus Schraeder/oh)

Für die Neue Bühne Bruck inszeniert Christina Schmiedel eine Adaption des Romans "König und Meister", die sie gemeinsam mit der Autorin Theresa Hannig entwickelt hat.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Ein verbrannter Mann, ein Autounfall und das Geheimnis einer getrennten Familie - die Zutaten für das nächste Stück der Neuen Bühne Bruck versprechen eine gute Geschichte. Und dann ist da ja noch der Walnussbaum - und die Frage wer eigentlich Schuld hat. Und was Schuld eigentlich ist. Wo sie beginnt, wo sie endet. All das verbindet sich in der Inszenierung "König und Meister" dann auch noch zu einer Weltpremiere. Denn die Aufführung basiert auf dem gleichnamigen Roman der Fürstenfeldbrucker Autorin und Politikerin Theresa Hannig. Auf dessen Grundlage haben Hannig und die Schauspielerin und Regisseurin Christina Schmiedel nun für die Bühne eine komplett neue Geschichte entwickelt, die das Geschehen des Romans ergänzt. "Wer das Buch gelesen hat, wird von dem Stück überrascht sein und umgekehrt", sagt Schmiedel.

Das Stück erzählt die Geschichte der Familie König, im Fokus steht Tochter Ada. Die Eltern sind getrennt, beide emotional abgekapselt, die Tochter davon genervt. Nach einem spannungsreichen Abendessen fährt sie mit dem Vater nach Hause - die beiden haben einen schweren Unfall. Danach erlebt - oder träumt - sie rätselhafte Dinge, und immer wieder taucht die Frage der Schuld auf. "Wer aufmerksam zuschaut, kann das Rätsel vielleicht lösen. Bevor der große Showdown zeigt, was wirklich passiert ist", verrät Schmiedel.

Autorin Theresa Hannig (links) und Schauspielerin Christina Schmiedel arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen. (Foto: Klaus Schraeder/oh)

Es ist es kein Zufall, dass gerade sie und Hannig diese Inszenierung gemeinsam verantworten. Die beiden arbeiten schon länger zusammen, wie Schmiedel verrät. "Wir machen schon seit 2017 Projekte, wir erarbeiten ihre Lesungen und Buchpremieren zusammen, und ich bin eine Art Coach für ihre Figuren." Während der Pandemie, im Februar 2021, ist dann Hannigs Roman "König und Meister" erschienen, damals ihr drittes Buch, mittlerweile ist mit "Pantopia" sogar schon Titel Nummer vier herausgekommen. "Als wir die Buchpremiere von 'König und Meister' vorbereitet haben, sind uns immer mehr Bilder in den Kopf gekommen, und wir haben uns so stark mit den Figuren beschäftigt, für sie Geschichten gefunden, dass wir gesagt haben, wir sollten daraus eigentlich etwas machen. Einen Tag später denkst du dann, natürlich, puh, das kriegst du nie auf die Bühne." Doch Hannig und Schmiedel entscheiden sich, die Idee weiterzuverfolgen. "Wir haben uns gesagt, wir schreiben ein Wochenende daran und wenn wir danach sagen: cool, dann machen wir weiter".

Neben Aline Pronnet spielt auch Gerhard Jilka in der Inszenierung. (Foto: Klaus Schraeder/oh)

Also ziehen sich die beiden in eine angemietete Wohnung zurück und denken, schreiben, reden, denken, schreiben. "Wir haben improvisiert, gespielt, die Figuren schreien und leise sein lassen, wir haben Monologe und andere Teil aus dem Buch genommen, sie verfeinert, selbst etwas dazu geschrieben. Schlussendlich hatten wir soviel im Kopf, dass wir das Gefühl hatten, ok, das klappt." Ursprünglich sei der Plan gewesen, das Stück nur zu schreiben und dann jemand anderem die Regie zu übergeben. Aber während des Schreibens seien ihnen auch schon Ideen für das Bühnenbild gekommen, ein Gefühl dafür, was die Geschichte ausmacht und wie sie erzählt werden muss, damit sie beim Betrachter ankommt. Als sie erste Entwürfe bei der Neuen Bühne präsentieren, wird es ernst. "Wir wurden gefragt, ob wir es fertigstellen können, sie würden es nehmen. Wir haben nur gedacht, klar, machen wir. Und dann mussten wir auch liefern", sagt Schmiedel.

Die beiden haben geliefert, aber die Pandemie hat der Aufführung schon zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und auch dieses Mal hat Corona es dem Team schwer gemacht. Erst in dieser Woche konnte das komplette Ensemble gemeinsam auf der Bühne stehen, bisher gab es immer mindestens einen Krankheitsfall, eine Schauspielerin war die vergangenen drei Wochen zu Hause und hat ihre Rolle per Zoom gespielt. Umso mehr Respekt zollt Regisseurin Schmiedel ihren Schauspielerinnen und Schauspielern, darunter Bühne-Urgestein Gerhard Jilka, Theaterleiter Alexander Schmiedel und Aline Pronnet. "Alle haben wie blöd geackert, sind aus der Arbeit raus und ins Theater rein. Jeder hat alles gegeben, damit wir es hinkriegen", so Christina Schmiedel. Ein wenig aufgeregt ist sie vor der Premiere trotzdem. "Es ist natürlich schon ein Ding, so ein Stück zu schreiben und dann auch noch in Fürstenfeldbruck, wo einen die Leute auch noch kennen."

"König und Meister", Uraufführung an der Neuen Bühne Bruck. Die Premiere am Freitag, 21. Oktober ist bereits ausverkauft. Noch Karten gibt für die weiteren Aufführungen am 23., 28., 29. Oktober und 4., 13., 20. und 25. November, online unter www.buehne-bruck.de

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