Naturschutz:Grafraths CSU gegen Volksbegehren für Bienen

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Fraktionssprecher Gerald Kurz spricht von einem Irrweg, der zu mehr Reglementierung statt Kooperation führe

Von Manfred Amann, Grafrath

Vom Ortsverband der CSU in Grafrath wird wohl niemand das Rathaus aufsuchen, um das Volksbegehren "Rettet die Bienen" zu unterstützen. Die Christsozialen halten freiwillige Vereinbarungen zwischen Politik und Landwirten und Eigeninitiativen wie die von Grafrather Bürgern, die schon seit Jahren in der Gemeinde für mehr Artenvielfalt sorgen und Blumenwiesen einsäen würden, für die bessere Lösung. Das Volksbegehren der ÖDP sei der falsche Weg. Denn: Statt das bäuerliche Engagement für den Umwelt- und Naturschutz anzuerkennen und weiter zu stärken, werde Stimmung gemacht und nach neuer Reglementierung gerufen. "Diese Aussage von Bauernpräsident Walter Heidl tragen wir voll mit", betont CSU-Sprecher Gerald Kurz, ebenso die Feststellung, dass die Bauern in Bayern seit Jahren zeigten, wie erfolgreicher Umwelt- und Naturschutz auf Augenhöhe funktioniere.

Kooperation vor Ordnungsrecht sei das Erfolgsrezept - und müsse es auch bleiben. Besonders ärgert den CSU-Ortschef, dass sich in Grafrath Bürger für das Volksbegehren stark machten, die bei örtlichen Aktionen nicht zu sehen wären. Die CSU-Ortsgruppe, insbesondere die Gemeinderäte Sybilla Rathmann, Vorstandsmitglied der Gartenfreunde, und Max Riepl-Bauer, der aus eigenem Antrieb heraus eine 3,4 Hektar große Blumenwiese eingesät habe, hätten seit 2013 großes privates Engagement für die Insektenrettung gezeigt. In den sozialen Medien kritisiert Kurz die Zielsetzung des angestrebten Volksentscheides als "Irrweg", der vor allem den Bio-Anbau forcieren solle. Die Forderung, den ökologischen Landbau bis 2025 auf 25 Prozent und bis 2030 auf 30 Prozent als "Quote" verbindlich festzuschreiben, werde viele Kleinbauern zur Aufgabe zwingen, warnt er. Außerdem würde dies den Markt mit Bio-Erzeugnissen überschwemmen, was für etliche Biobauern wegen der Preiseinbrüche im Desaster enden würde. Das Ergebnis wäre letztlich, dass die größeren Betriebe den Grund der aufgelassenen Höfe pachteten und für die herkömmliche Produktion nutzten, erklärt Kurz. "Die Folgen sind Agrarwüsten, Monokulturen und ein Verlust der Naturschönheit".

Der Artenschutz und die Unterstützung der bäuerlichen Landwirtschaft seien eng miteinander gekoppelt. Beide Seiten - Natur und Bauern - sollten gleichwertige Beachtung bekommen, verlangt der CSU-Vorsitzende. Vor allem müssten die Landwirte fair bezahlt werden, damit sie sich überhaupt noch um die Natur kümmern können. Wesentlich dabei sei, durch Aufklärung die Haltung der Verbraucher zu ändern, von denen offensichtlich eine Vielzahl nicht bereit sei, mehr Geld als nötig für Nahrungsmittel auszugeben. Derzeit würden etwa zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet, die Umstellung auf Ökobetriebe sollte vorangebracht werden, aber nicht per Diktat, sondern durch Förderung.

Außerdem sollte der Staat als Vorbild seine Agrar- und Forstflächen auf ökologische Bewirtschaftung und nachhaltige Nutzung umstellen. Ferner sollten Naturflächen in Blumenwiesen umgewandelt werden und der Einsatz von Pestiziden verschwinden. Die Ausbildung zum Landwirt sollte auf Nachhaltigkeit und Öko-Landbau ausgerichtet werden. Auch die Agrarförderpolitik sollte sich daran orientieren.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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