Nach der Wahl:Fürstenfeldbruck wird noch bunter

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Die SPD bricht ein, während Grüne und Freie Wähler kräftig zulegen. Erstmals vertreten sind Die Linke sowie Die Partei. Und es gibt ein Wiedersehen mit zwei ehemaligen Stadträten, die die Partei gewechselt haben

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Neun Parteien oder Gruppierungen werden künftig in Fürstenfeldbruck mitreden. Den Sprung in den Stadtrat haben bei den Wahlen am Sonntag erstmals Die Linke sowie Die Partei geschafft. Damit nimmt die Fragmentierung des Gremiums weiter zu, auch wenn Die Piraten diesmal nicht mehr angetreten sind - deren einziger Stadtrat Andreas Ströhle war in der Amtsperiode bereits zur BBV gewechselt.

Die Auszählung zog sich bis Montagabend, 19 Uhr, hin; die Wahlbeteiligung lag bei 48,3 Prozent). Die Wahlsieger sind die Grünen und die Freien Wählern mit deutlichen Zugewinnen. Bei den Grünen schlägt der Trend in Land und Bund durch, profitiert haben könnten sie zudem von der Landratskandidatur Jan Halbauers. Halbauer erreichte das beste Ergebnis seiner Partei, gefolgt von Karin Geißler. Auf der Seite der Gewinner stehen auch die Freien Wähler, die mit nunmehr vier Sitzen die Zahl ihrer Mandate verdoppeln konnten. Hauptgrund war der Wechsel der beiden ehemaligen CSU-Stadträte Markus Droth und Peter Glockzin zu den Freien Wählern vor einigen Monaten. Droth landete letztlich sogar noch vor dem Spitzenkandidaten Georg Stockinger und dem weit nach vorn gehäufelten Stadtrat Franz Neuhierl. Droth hatte seine in Bruck bestens vernetzte Familie mitgenommen: Sohn Quirin und seine Frau Susanne, die beide ebenfalls hervorragende Ergebnisse einfuhren und letztlich auf den undankbaren Rängen fünf und sechs landeten.

Das Ende einer Wahlschlacht: Ausgediente Wahlplakate in Fürstenfeldbruck (Foto: Günther Reger)

Die CSU musste nach 2014 erneut Einbußen hinnehmen, stellt mit zwölf Mandaten aber weiterhin die größte Fraktion im Stadtrat. Bemerkenswert ist, dass Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer von Platz 14 bis auf Platz zwei hinter CSU-Chef Andreas Lohde vorgehäufelt wurde. Nicht geschafft hat es hingegen Jeanne-Marie Sindani, die auf Platz sechs gelistet war. Ihr Ergebnis war mit Spannung erwartet worden. Die im Kongo geborene Buchautorin und Asylberaterin ist Vorstandsmitglied des Frauenunion-Kreisverbands und des CSU-Ortsverbands. Sie verpasste den Einzug in den Stadtrat knapp. Ein Wiedersehen gibt es mit Robert Aldini, der früher für die SPD im Stadtrat saß und nach mehrjähriger Pause nun mit CSU-Parteibuch ins Gremium zurückkehrt.

Alles im Blick: Marianne Mayr überwacht im Wahllokal der Jahnhalle den Einwurf eines Wahlscheins. (Foto: Günther Reger)

Bei der FDP ist Klaus Wollenberg, der mit großem Abstand die meisten Stimmen für die Liberalen gewonnen hat, wieder Einzelkämpfer. Herwig Bahner, der in der Amtsperiode von der CSU zur FDP gewechselt war, hat den Wiedereinzug verpasst. Bei der BBV hat erwartungsgemäß Christian Götz die meisten Stimmen erhalten. Götz wird von der BBV als Kandidat für die nächste OB-Wahl 2023 aufgebaut. Eine interessante Personalie ist die neue Stadträtin Lisa Rubin, die seit ihrer Geburt blind ist. Die 20-jährige Politik-Studentin sammelte im Beirat für Menschen mit Behinderung Erfahrung. Honoriert worden ist vom Wähler das politische Engagement Alexa Zierls, die in der zurückliegenden Amtsperiode die Grünen verlassen hatte, zeitweise parteifrei war und kurz vor den Wahlen bei der ÖDP eine neue Heimat gefunden hat. Zierl gewinnt der ÖDP einen zweiten Sitz und sichert damit den Fraktionsstatus.

Ein echter Paukenschlag ist der Wiedereinzug des früheren Stadtrats Axel Lämmle, der sich nicht zuletzt einen Namen gemacht hat durch seine Scharmützel mit Oberbürgermeister Erich Raff (CSU). Ebenso wie Aldini hatte er die SPD verlassen. Nun kehrt der Fahrlehrer für die Linke zurück, nachdem er von Platz sieben auf Platz eins vorgehäufelt wurde und sogar Spitzenkandidat Adrian Best ganz knapp hinter sich ließ. Dass Florian Weber von Die Partei den Einzug schaffen würde, galt als wahrscheinlich. Der frühere BBV-Stadtrat und Gastronom gilt als bunter Hund, der die Politik bereichert. Überraschend ist eher, dass die Partei bei ihrer Premiere gleich zwei Plätze im Stadtrat erobert.

Gewählt wurden: CSU Andreas Lohde, Franz Höfelsauer, Martin Kellerer, Birgitta Klemenz, Johann Schilling, Georg Jakobs, Michael Piscitelli, Markus Britzelmair, Robert Aldini, Katrin Siegler, Albert Bosch, Marcel Boß; Grüne Jan Halbauer, Karin Geißler, Christian Stangl, Johanna Luise Mellentin, Gina Merkl, Thomas Brückner, Judith Schacherl ; Freie Wähler Markus Droth, Franz Neuhierl, Georg Stockinger, Peter Glockzin; SPD Philipp Heimerl, Tina Jäger, Mirko Pötzsch; FDP/Parteifreie Brucker Klaus Wollenberg; BBV Christian Götz, Karl Danke, Lisa Rubin, Andreas Rothenberger, Willi Dräxler, Irene Weinberg, Hermine Kusch, Johann Klehmet, Lukas Braumiller; ÖDP Alexa Zierl, Dieter Kreis; Linke Axel Lämmle; Die Partei Florian Weber, Joe Kellerer

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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