Landwirtschaft:Landwirt erklärt den Frust der Bauern

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Dialog im Lebensmittelladen: Johann Schamberger (rechts) mit Engelbert Jais. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Moorenweiser Johann Schamberger kommt in einem Lebensmittelladen mit Kunden ins Gespräch.

Von Manfred Amann, Moorenweis

"Politiker, Tierschützer und Umweltaktivisten können euch nicht ernähren." Mit dieser auf ein großes Transparent am Eingang geschriebenen Feststellung gewinnt Landwirt Johann Schamberger am Samstag eine Vielzahl von Kunden des "Tante-Emma-Ladens" in der Blumenstraße in Moorenweis für Gespräche über den Bauernprotest. Die meisten zeigen Verständnis für die Reaktion der Landwirte, einige aber auch Skepsis darüber, ob Traktorblockaden angemessen seien. Die Traktordemos hätten bewirkt, dass die Politik und die breite Öffentlichkeit auf die Sorgen der Landwirte aufmerksam würden. Andererseits seien aber mittlerweile auch andere Berufe und Organisationen aufgesprungen, wodurch eine Anti-Ampel-Stimmung entstanden sei, sagt der 53 Jahre alte Moorenweiser Landwirt.

"Die jüngsten Subventionsstreichungen für Landwirte bei Agrar-Diesel und Kfz-Steuer haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Was den Bauern seit Jahrzehnten zunehmend aufgebürdet wird, treibt vor allem kleinere Betriebe in den Ruin. So kann und darf es nicht weitergehen, auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft gehört zu den Leistungsträgern in Bayern", betont Schamberger. Die Verärgerung sei aber nicht nur allein der Ampel-Regierung zuzuschreiben, sondern auch in den Jahrzehnten zuvor seien die Belastungen für Landwirte ständig größer geworden. Man denke nur an Tierwohl und die Forderungen nach Flächenstilllegung für den Naturschutz.

"Politiker, Tierschützer und Umweltaktivisten können euch nicht ernähren": Johann Schamberger wirbt für seine Bürgersprechstunde im Lebensmittelgeschäft in Moorenweis. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Unterstützung in der "Bürgersprechstunde" bekommt der Landwirt vom ehemaligen Obermeister der Brucker Metzgerinnung, Engelbert Jais. "Ohne Bauern kein Getreide, kein Gemüse und kein Fleisch", pflichtet dieser bei. Eine Besucherin merkt an, dass die Idee von der "Regionalvermarktung" zum Scheitern verurteilt sei, wenn Landwirte immer weniger würden. Dazu sagt Schamberger, die Landwirtschaftspolitik wolle offensichtlich nur noch Großbetriebe haben. Seit langen stehe die Forderung nach klaren und gut lesbaren Herkunftsbezeichnungen auf Produkten im Raum, "aber nichts passiert!" "Ich werde ohnehin den Eindruck nicht los, dass wir in Zukunft nur noch Fleisch aus dem Drei-D-Drucker konsumieren sollen."

Mit seinem Gesprächsangebot wolle er aufklären, denn was über die Medien, besonders über die sozialen, so verbreitet werde, sei meist nur "oberflächlich und in der Sache stümperhaft und teilweise falsch", sagt der Landwirt. Vor etwa acht Jahren kämpfte er als Kreisvorsitzender des BDM (Bund Deutscher Milchviehhalter) gegen den Verfall der Milchpreise an. Ladenbetreiberin Sandra Bachinger und Seniorenchefin Brigitte Köppl finden Schamberges Idee gut, sich den Bürgern zu stellen, "denn so kommt mehr Sachlichkeit rein".

Was vom Verkaufspreis bleibt

Ein Kunde führt an, dass er sich mehr Solidarität der Verbraucher mit den Landwirten wünsche. Am besten könne man diese unterstützen, wenn man nicht im Supermarkt Fleisch aus Argentinien, sondern vom Bauernhof nebenan kauft. In manchen Gesprächen klingt an, dass es den Bauern nicht schlecht gehen könne, wenn sie sich so große Traktoren anschaffen könnten. Schambergers Antwort: "Diese sind notwendig, um einerseits die Bodenverdichtung möglichst gering zu halten und andererseits, um die schweren Ackergeräte ziehen zu können, ohne die ein Hof heute nicht mehr bewirtschaftet werden kann." Ein landwirtschaftlicher Betrieb habe heutzutage viel mehr Fläche als früher, um erfolgreich wirtschaften zu können. Dafür seien entsprechende Arbeitsgeräte erforderlich und die müssten auch finanziert und unterhalten werden.

Außerdem geht es in den Gesprächen um verloren gegangenes Vertrauen in die Politik und die vielen EU-Regularien und Auflagen für die landwirtschaftliche Produktion. Diese machen laut Schamberger den Landwirten eine vernünftige Zukunftsplanung unmöglich. Auch die Frage, wie viel von den Verkaufspreisen beim Erzeuger von Lebensmitteln tatsächlich bleibt, wird angesprochen. "Die Marge wird zunehmend geringer, und da die Kaufkraft schwindet, wird das wirtschaftliche Handeln besonders für die Kleinen immer schwieriger", sagt Schamberger und nennt auch dies als Grund für den Frust.

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