Anruf in Berlin:"Das wollte ich meiner Familie nicht zumuten"

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Das offizielle Mannschaftsfoto des FC Bundestag nach dem Gewinn der Europameisterschaft der Parlamentarier in Finnland - gemeinsam mit dem deutschen Botschafter in Finnland, Konrad Arz von Straussenburg (rechts), aber ohne Michael Schrodi. (Foto: FC Bundestag)

Der FC Bundestag ist nach dem Sieg gegen die Schweiz nun Europameister. Der Olchinger SPD-Abgeordnete Michael Schrodi gilt als Stütze im zentralen Mittelfeld. Warum ist er nicht mit nach Finnland gereist?

Interview von Stefan Salger, Olching

Das parteiübergreifend besetzte Fußballteam des FC Bundestag ist am Samstag in Finnland Europameister geworden. Die Schweiz wurde klar mit 3:0 besiegt. Eine der Stützen der Mannschaft ist im zentralen Mittelfeld eigentlich der Olchinger Abgeordnete Michael Schrodi, 44, den man aber vergeblich auf dem Mannschafts-Jubelfoto sucht. Was war da los? Wer hat über diese Aufstellung entschieden? Ein Anruf in Berlin.

SZ: Herr Schrodi, was war am Samstag spannender - das Champions-League-Finale Liverpool gegen Madrid oder das EM-Finale der Abgeordneten aus Deutschland und der Schweiz?

Michael Schrodi: Mehr mitgefiebert habe ich mit meinen Mannschaftskollegen des FC Bundestag. Die beiden Partien haben sich aber nicht überschnitten, der FCB hat vormittags gespielt.

Sie haben früher in Ihrer aktiven Zeit unter anderem beim FC Pipinsried, dem SC Fürstenfeldbruck und dem SC Oberweikertshofen in Landes- und Bayernliga gekickt. Dürfen Sie sich jetzt Europameister nennen?

Ich will mich da nicht mit fremden Federn schmücken. Ich gehöre zwar dem Kader an, habe aber nicht selbst gespielt.

So kennt man Michael Schrodi (hier 2019 im deutschen Trikot), der in seiner aktiven Zeit unter anderem für den SC Fürstenfeldbruck und den SC Oberweikertshofen aufgelaufen ist. (Foto: Niels Beckmann/oh)

Das war ja das Überraschende. Warum eigentlich nicht? Vor zweieinhalb Jahren haben Sie sich die Achillessehne gerissen. Wieder eine Verletzung?

Nein, ich bin durch die Aufgaben als finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion zurzeit schlicht sehr eingespannt. Da zwischen zwei Sitzungswochen für vier Tage Training und das Finale nach Finnland zu reisen, wollte ich meiner Familie nicht zumuten. Auf frühere Turniere habe ich meine Frau und unsere beiden Kinder mitgenommen. Aber die Kinder sind jetzt beide schulpflichtig, da geht das auch nicht mehr.

"Spielertrainer Mahmut Özdemir hätte mich, glaube ich, schon ganz gerne nominiert."

Ach so, und wir dachten schon, dass der Spielertrainer vielleicht einer anderen Partei angehört. Ist das nicht Oliver Luksic von der FDP?

Nein, auch wenn der im Finale alle drei Tore geschossen hat. Kapitän und Spielertrainer ist Mahmut Özdemir von der SPD. Und der hätte mich, glaube ich, schon ganz gerne nominiert.

In der Tat ist das Team ja von den Roten dominiert. Sind deren Abgeordnete besser am Ball als die Schwarzen?

Kann man so sehen. Und nicht nur auf dem Fußballplatz (lacht). Aber im Ernst: Nach der letzten Bundestagswahl sind einige U-30-SPD-Abgeordnete dazugekommen, die gut Fußball spielen.

Sie sind jetzt 44. Wie lange wollen Sie noch aktiv für den FC Bundestag auflaufen?

Also, der ehemalige Kunstturner Eberhard Gienger von der CDU hat noch mitgespielt, als er 70 war. Insofern werde ich mitspielen, solange es Spaß macht. In dieser Legislaturperiode habe ich es aber nur zweimal geschafft, an einem der Dienstage in einer Sitzungswoche mitzuspielen.

Bringt das auch was für die Politik, wenn man mit dem politischen Gegner die Kabine teilt?

Wenn man sich kennt vom Sport, dann findet man in der Tat auch im politischen Geschäft leichter zu einer vertrauensvollen Gesprächsbasis.

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