Bau-Innung:Baubranche im Wandel

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Ob Hochbau oder Tiefbau, privat oder gewerblich: Aktuell ist jedes Bauprojekt mit Risiken durch Lieferengpässe und Preissteigerungen gefährdet. (Foto: Günther Reger)

Materialknappheit lässt Kundenansprüche schrumpfen.

Von Ariane Lindenbach, Germering

Die Materialknappheit und die Preissteigerungen bei Baustoffen haben offenbar nicht nur Einfluss auf die Dauer und Kosten von Bauprojekten. Auch die Ansprüche der Kunden haben sich der Situation offenbar angepasst, die mit der Pandemie noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Wie Thomas Vilgertshofer bei der Jahresversammlung der Bau-Innung Fürstenfeldbruck berichtete, "verstehen das Privaten inzwischen", wenn man ihnen als Beauftragter zu verstehen gebe, dass man weder Preis noch Dauer des Auftrags zuverlässig angeben könne. "Für mich war das vor zwei Jahren noch undenkbar", unterstreicht der Obermeister vor den zwei Dutzend Anwesenden im Restaurant Mythos in Germering.

Als Beispiele aus der Praxis für Baustoffe, die derzeit schwer bis gar nicht zu beschaffen sind, nennt Vilgertshofer Baustahl und Isolierungen. Auch die exorbitant steigenden Preise würden die Arbeit erschweren, wie jeder alltäglich selbst erlebe, fährt er, begleitet von beipflichtendem Nicken, fort. "Das ist ein Chaos, das sich bis jetzt noch nicht beruhigt hat, meiner Meinung nach wegen der Industrie." Für ihn sei nicht zu durchschauen, inwieweit der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dabei eine Rolle spiele. Aber jeder der Kollegen kenne das Dilemma, das die aktuelle Lage in der Baubranche hinsichtlich verlässlicher Angebote hervorgerufen habe.

"Der Krieg in der Ukraine hat die schnelle Erholung zunichtegemacht", sagt Franz Höfelsauer. Der Kreishandwerksmeister nennt die Lage in der Baubranche, bedingt durch die Pandemie, "äußerst unübersichtlich": Preissteigerungen bei Material und Energie, Lieferengpässe. "Eine solide Kalkulation fällt den Betrieben immer schwerer", pflichtet er Vilgertshofer bei. Andererseits arbeiteten viele Betriebe wegen der hohen Nachfrage an der Kapazitätsgrenze, skizziert Höfelsauer die aktuelle Situation.

Insgesamt hält Vilgertshofer, der nach 15 Jahren im Amt kein weiteres Mal für den Posten des Obermeisters kandidieren möchte, sich "ein bisschen kürzer", einen ausführlichen Bericht "erspare ich euch", verweist er auf seine schriftlichen Ausführungen. Mit den Worten "ich pack's nimmer" und der Begründung, ihm seien seine vielen Ehrenämter zu viel geworden, gibt er sein Ausscheiden als Obermeister und stellvertretender Kreishandwerksmeister bekannt. Mit Hilfe von Höfelsauer wählen die Anwesenden den bisherigen Stellvertreter, Markus Krabacher aus Germering, zu Vilgertshofers Nachfolger. Der neue Vize wird der Fürstenfeldbrucker Fliesenlegermeister Rainer Bayreuther, der nebenbei Höfelsauers Schwiegersohn ist. Beide werden ohne Gegenstimmen gewählt. Schließlich ehrt der Kreishandwerksmeister den Fliesenlegermeister Oliver Reindl für 25-jährige Selbständigkeit sowie Vilgertshofer für seinen Einsatz für die Handwerkerschaft.

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