Landwirtschaft:Feiern wie auf dem Oktoberfest

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Auf dem Neheider-Hof in Mammendorf wird gefeiert. (Foto: Jana Islinger)

600 Bauern kommen in Mammendorf zusammen. Aber sie demonstrieren nicht, sondern begehen ein Doppeljubiläum. Und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gratuliert.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Mit einem grandiosen Fest in der prächtig dekorierten Maschinenhalle von Landwirt Martin Neheider haben in Mammendorf der Kreisverband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) sein 100-jähriges Bestehen und die Jungbauernschaft Fürstenfeldbruck ihr 50. Jubiläum mit einem "Klassentreffen" gefeiert. Selbst Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) war als Gastrednerin überwältigt von der "Festhalle wie ein Oktoberfestzelt" und würdigte dies mit den Worten: "Wenn die Bauern was anpacken, dann wird das immer was Gscheit's".

"Unglaublich, was die beiden in kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben", lobte auch der Chef des Brucker Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), Franz-Josef Mayer. "Wir hatten ursprünglich mit 200 Besuchern gerechnet, mussten dann aufgrund der vielen Anmeldungen aber schnell umsteuern, und wir haben es dank Unterstützung von Gemeinde und Landratsamt noch gut hingekriegt, heute rund 600 Gäste begrüßen zu können", befand Andreas Schmid, der Vorsitzende der Jungbauernschaft. Schmid freute sich gemeinsam mit VLF-Chef Josef Mayer besonders darüber, dass sich viele ältere Landwirte die Zeit nahmen, mit den Jüngeren zu feiern und sich mit ihnen "über früher und heute" auszutauschen.

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gratuliert zum Vereinsjubiläum. (Foto: Jana Islinger)

Als Ehrengäste konnten die Vorsitzenden die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler und den CSU-Landtagsabgeordneten Benjamin Miskowitsch sowie Kreisräte, Bürgermeister und eine Vielzahl Ämter- und Behördenvertreter begrüßen, die regelmäßig mit der Landwirtschaft zu tun haben. Im Rahmen der Jubiläumsfeier, die von der "Jada-Musi" musikalisch umrahmt wurde, bekamen Irmgard Wörle und Josef Hartl für ihre Verdienste für den VLF das silberne Verbandsabzeichen überreicht. Tatsächlich wurde die Jungbauernschaft laut Schmid schon Ende 1969 im Fürstenfeldbrucker Marthabräu-Keller gegründet, sie wird also bald 55 Jahre alt. Wegen Corona sei die Feier verschoben und schließlich mit dem VLF-Jubiläum zusammengelegt worden.

Wegweisende Entscheidungen

In ihren Ansprachen erinnerten die Vorsitzenden an "wegweisende Ereignisse und Entscheidungen" in der Geschichte ihrer Verbände. "Derzeit haben wir 230 aufgeschlossene und interessierte Mitglieder", befand Andreas Schmid, darunter seien auch einige, die nicht aus der Landwirtschaft kommen. Neben dem Ziel, die Weiterbildung junger Landwirte zu unterstützen und Informationen auszutauschen, sei dem Vorstand die Vernetzung untereinander und mit Jugendlichen aus anderen Berufen ein wichtiges Anliegen. Die Jungbauernschaft sei in etlichen Vereinen und Organisationen wie zum Beispiel im Maschinenring Amperland oder im Kreisjugendring vertreten und organisiere Besuche landwirtschaftlicher Betriebe, Ausflüge und Fahrten zu Ausstellungen (Rottalschau) und Tanzveranstaltungen (Zuckerrübenball in Ingolstadt) sowie Grillfeste, und Stammtische.

Dem hundertjährigen Fachbildungsverband, 1924 von Schülern der Landwirtschaftsschule gegründet, gehören aktuell 1020 Landwirte an. Wie es in einem zum Jubiläum herausgegebenen "VLF-extra" heißt, verläuft die Mitgliederzahl stets "parallel zum Schulbesuch". 1936 sei der Verein in den Reichsnähstand eingegliedert und nach dessen Auflösung nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1948 mit 512 Mitgliedern neu gründet worden. Aufgaben des VLF sind neben der Förderung von Fortbildung, Info-Austausch und Geselligkeit zu ermöglichen, die "vorpolitische Teilhabe", die Unterstützung von Ausbildung sowie die "generationsübergreifende Zusammenarbeit". In ihrer "wahlkampflastigen Rede", wie ein Besucher anmerkte, lobte Landwirtschaftsministerin Kaniber das Engagement der Vereine, und deren Vorständen bescheinigte sie, es sei ihnen vorbildlich gelungen, "die alten Weisen und Gescheiten mit den Jungen, den Wilden" zusammenzubringen. Bezogen auf die jüngsten Bauernproteste befand sie: "Ihr wart nicht nur Speerspitze, sondern auch Mutmacher für andere Unzufriedene aus den Bereichen Gastronomie und Handwerk", denn "so wie es derzeit in Berlin läuft, kann es nicht weitergehen". Zudem hob sie die "zunehmende Bedeutung der hauswirtschaftlichen Ausbildung" hervor. Dem "leider nicht anwesenden Landrat Thomas Karmasin" legte Kaniber nahe: "Bewahre dir die Tugend der Großzügigkeit, alles Nötige für die Landwirte zu tun", denn dies sei unabdingbar, den wichtigen Berufsstand zu erhalten.

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