Mammendorf:Ein Gemeinderat für Berlin

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"Die Krüge hoch!" Florian Gerum als Bruder Barnabas prostet den Besucherinnen und Besuchern zu. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zum Starkbierfest der CSU kommen etwa 150 Besucher. Krüglredner Florian Gerum derbleckt als Bruder Barnabas die Mammendorfer Kommunalpolitiker.

Von Manfred Amann, Mammendorf

In Mammendorf, insbesondere im Gemeinderat, zeigen sich Parallelen zur Bundesregierung. Über Berlin kreisen die Aasgeier und über Mammendorf die Krähen, die man ebenso wenig los wird, wie die Berliner ihre Probleme. Auf dem Starkbierfest der CSU am Samstag hat Bruder Barnabas (Florian Gerum) mit frotzelnd-kritischen Anmerkungen, aber gekonnt und mit Augenmaß die Zustände in Gemeinde, Land und Bund angeprangert. "Sauber derbleckt", befanden einige, andere der laut Mitorganisatorin Barbara Schamberger rund 150 Besucher wiederum meinten, dass vor allem Bürgermeister Josef Heckl "viel zu gut weggekommen" sei.

Doch bevor der Krüglredner loslegen konnte, gab es erst einmal ein "spritziges Malheur". Weil die Tennisabteilung im Sportverein heuer 50 wird, durfte Vorsitzender Florian Zacherl den obligatorischen Fassanstich übernehmen. Nach dem zweiten Schlag hatte er plötzlich den Zapfhahn in der Hand und der Ritterbock schoss zischend aus dem Spundloch. Es dauerte zwar nur kurz, bis Zacherl den Hahn wieder drin und dicht hatte, der Bach, der schäumend den vorderen Plätzen zufloss, war nicht mehr aufzuhalten. Aufwischen war angesagt und das mit musikalischer Begleitung durch die Blaskapelle Mammendorf, die zum ersten Mal auf dem CSU-Starkbierfest spielte.

"Spritziges Malheur": Helfer beim Aufwischen nach dem Anzapfen im Bürgerhaus. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eröffnet wurde der Starkbierabend von CSU-Ortschefin Katharina Blum, die auch etliche Christsoziale aus dem Landkreis begrüßen konnte, unter anderen Landratsstellvertreterin Martina Drechsler, die beim beliebten Wettsägen die Losfee gab. Bruder Barnabas haderte zunächst mit dem rauen Umgangston unter den Politikern, wenn zum Beispiel Hubert Aiwanger von Taugenichtsen spricht, die in Berlin regieren, oder wenn Ministerpräsident Markus Söder in Richtung Bundesregierung feststellt: "Mein Hund hat wenigstens a abgschlossne Ausbildung zum Schutzhund." Die "vier Softies" der Freien Wähler im Gemeinderat indes wüssten gar nicht, wie man plärrt, außer Thomas Holzmüller, "wenn eine gemeindeeigene Dachfläche nicht mit einer Photovoltaikanlage belegt wird". Und bei der CSU sei es ohnehin so, "da macht ma, was da Muck Peter sagt - aus, basta!"

Plötzlich stürmte ein protestierender "Hubsi" (Florian Heimerl) mit einem Schild mit der Aufschrift "grüne Taugenichtse" in den Saal im Bürgerhaus und forderte die Demokratie zurück. "Er sei gekommen, um zu sehen, was Benjamin Miskowitsch so treibt. "Ned dass der am End no mehr Instagram-Posts hat, wie der Söder und ich gemeinsam". Der Abgeordnete der CSU im Landtag kam jedoch zu spät, um zu hören, wie ihn Barnabas als Social-Media-Nutzer mit "Selfie-Manie", als Landesbenji vor Kanzleramt, Reichstag, Brandenburger Tor oder "auf'm Bundestagsklo" derbleckte.

"Demonstrationen aller Art": Hubert Aiwanger (Florian Heimerl) besucht das Starkbierfest des Regierungspartners. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Krüglredner kann sich den Gemeinderat auch in Berlin vorstellen. Tirza Quell (SPD) zum Beispiel agiere nach dem Motto:"Nur ned zvui auffalln", wie Bundesbauministerin Klara Geywitz. Muck wäre Innenminister. "Da wär dann wieder ois in Ordnung in unserm Land." Da bekämen sogar die Kinderwägen vor den Kitas einen Strafzettel, "wenn's ned exakt 9o Grad zur Hauswand stehn". Holzmüller und Werner Zauser (Grüne) könnten sich das Umweltministerium teilen. Florian Simetsreiter (Bürgergemeinschaft) wäre als "langjähriger Heckl-Leibwächter" prädestiniert als Verteidigungsminister, Toni Fasching (Bürgergemeinschaft) könnte Außenminister sein. Und den Bürgermeister, "den setz ma im Kanzleramt in einen Sessel, da kann er sich zurücklehnen und sagen: Seht ihr's - man kann alles dawart'n." Nicht entgangen ist dem Redner, dass Verena Halbritter (Grüne) schon seit Monaten ihren Fraktionskollegen Max Altmann im Gemeinderat allein lässt.

Nach der Rede brachte Franz Oberauer mit einer Gstanzl-Couplet-Kalauer-Mischung Stimmung in den Saal. Das Wettsägen, moderiert von Florian Hörmann, ging aus, wie es von vielen erwartet worden war. Wie schon in den Jahren zuvor siegten die beiden Helmuts, Dilllinger und Käser, mit einer knappen Sekunde vor Valentin Löffler und Florian Kraft und gewannen je einen prall gefüllten Geschenkkorb.

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