Maisach/München:Existenzfrage

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Das Verwaltungsgericht München entscheidet am Montag über die Zukunft des Freibads in Maisach. Auslöser ist eine Klage von Nachbarn wegen des Lärms

Von Ariane Lindenbach, Maisach/München

Kann das bald hundert Jahre alte Freibad mit seiner unmittelbaren Nähe zu den Schulen und seinem Bestand an vielen, schattenspendenden Bäumen an seinem jetzigen Standort neben der Maisach erhalten bleiben? Oder muss es von dort - zusammen mit den Sportanlagen des SC Maisach - an den südlichen Rand von Gernlinden umziehen, an jenen Flecken auf dem ehemaligen Fliegerhorst, der vor einer Dekade noch den Münchner Trabern zugedacht war. Um nichts weniger geht es, wenn das Verwaltungsgericht München am Montag über eine Klage aus der Nachbarschaft wegen der Lärmbelastung durch das Bad entscheidet.

Allerdings ist die Sachlage nicht ganz so einfach. Denn so wie das Freibad jetzt gestaltet ist mit seinem 50 Meter langen Mehrzweckbecken, dem erst 2015 in Betrieb genommenen, neu gestalteten Kinderbecken und der Edelstahlrutsche hätte die Klage der Anwohner - es handelt sich um einen einzigen Haushalt aus dem angrenzenden reinen Wohngebiet - wohl keine Erfolgsaussichten. Das geht aus den Aufzeichnungen der Gemeinde zum Sachverhalt hervor, die auf www.maisach.de stehen: "Bei der aktuell vorhandenen Anlage kann man nach Ansicht des Rechtsanwalts noch gut vertreten, dass es sich bei dieser um eine Sportanlage und nicht um eine Freizeitanlage handelt - wobei man dies gegebenenfalls auch anders sehen kann." Denn zum einen gelten für eine Sportanlage höhere Grenzwerte beim Schallschutz, zum anderen hat das Freibad auch Bestandsschutz, so lange es baulich nicht allzu sehr verändert wird.

Und an diesem Punkt wird es komplizierter. Denn das Edelstahlbecken aus den 1980er Jahren muss saniert werden. Seit fünf Jahren steigt der Reparaturaufwand wegen Lochfraß kontinuierlich. Auch die Rutsche, Sanitäranlagen sowie die in einem Bad benötigte Technik ist nicht mehr zeitgemäß und muss in absehbarer Zeit erneuert werden. Deshalb hat der Gemeinderat im Vorjahr zunächst beschlossen, das Becken für etwa eine Million Euro zu erneuern. Einen Monat später entschied das Gremium, dass "zum Erhalt des Familienbadcharakters" der Nichtschwimmerbereich "entsprechend attraktiv" auszustatten sei. Dazu sollen die 50-Meter-Schwimmbahnen zugunsten eines größeren Nichtschwimmerbeckens mit Spaßbereich, Strömungskanal und Massagedüsen weichen. Bei einer Infoveranstaltung zu den Plänen im Juni verdeutlichte Bürgermeister Hans Seidl die Notwendigkeit angesichts der Konkurrenz durch die anderen Freibäder in der Umgebung, "dass wir im Angebot attraktiver werden"

Das Problem an der Planung, neben deutlich höheren Kosten als bei einer Sanierung: Das Freibad wäre mit dem Umbau seinen Status als Sportanlage los und zugleich auch den Bestandschutz. Davor warnte 2020 das Ingenieurbüro Greiner: "Durch den Umbau des Freibades nach Variante 6 mit mehr Attraktionen und damit mehr Unterhaltungswert sind höhere Schallemissionswerte anzunehmen, die die Grenzwerte in der ersten Bebauungsreihe überschreiten. Aktuell ist es nämlich noch so, dass die Schallemissionen nur minimal über dem Grenzwert liegen. Und das auch nur an einer einzigen Stelle, und nur vereinzelt an Tagen mit mehr als 1000 Besuchern. Die Beschwerde der Anwohner zielt konkret darauf ab, den Lärm an Sonn- und Feiertagen zu reduzieren. Eine Untersuchung ergab in zwei Jahren nur drei relevante Überschreitungen. Die Chancen für das Freibad dürften also nicht schlecht stehen. Das wäre erfreulich, denn wie Seidl sagte: "Uns wäre es am liebsten, wenn der Standort bestätigt werden würde."

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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