Maisach:Plötzlich ärmer

Lesezeit: 2 min

Immer neue Gewerbegebiete wie zuletzt an der August-Rasch-Straße haben zur Ansiedlung von steuerkräftigen Firmen in Maisach geführt. Hier der Baubeginn des Tech-Hubs im Februar. (Foto: Jana Islinger)

Die Gemeinde Maisach muss wegen 3,5 Millionen Euro Steuerausfällen eine Haushaltssperre erlassen.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Jahrelang hat die Gemeinde Maisach aus dem Vollen schöpfen können. Eine geschickte Ansiedlungspolitik hatte Unternehmen in die Kommune gebracht, die mit ihrer Gewerbesteuer stets zu einem gut ausgestatteten Haushalt beitrugen. So waren Investitionen in die Kindergärten und andere Gemeindebauten möglich, sogar die Umgehungsstraße konnte finanziert werden.

Damit ist zwar jetzt nicht Schluss, aber zumindest zeigen die aktuellen Steuerzahlen, dass dieses Schöpfen aus dem Vollen erst einmal vorbei ist. Da von den in diesem Jahr erwarteten 15 Millionen Euro Gewerbesteuer wohl 3,5 Millionen nicht anfallen, hat das sofortige Konsequenzen für den Maisacher Etat. Die notwendige Haushaltssperre gilt bis Ende des Jahres. Laufende Ausgaben können bezahlt, neue Aufträge hingegen nicht mehr vergeben werden. Die Maisacherinnen und Maisacher dürften davon momentan wenig spüren, aber schon im kommenden Jahr dürfte der eine oder andere Wunsch nicht mehr in Erfüllung gehen. Betroffen davon wären Ausgaben wie etwa für das Volksfest.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

"Jetzt hat es uns früher erwischt, als ich das erwartet hätte", sagt eine enttäuscht wirkender Bürgermeister Hans Seidl, der angesichts der niederschmetternden Zahlen feststellen musste: "Die Wirtschaft leidet." Maisach könne im kommenden Jahr lediglich mit elf Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen rechnen. Es müssten dreieinhalb Millionen Euro eingespart werden. Da würden keine "Anpassungen" am Haushalt helfen, da seien "Eingriffe" nötig. An welchen Stellen eingegriffen werden muss, das vermochte noch niemand genau zu sagen.

Zunächst wird für dieses Jahr ein Nachtragshaushalt aufgestellt, in den Wochen danach wird es zu den ersten Beratungen für den Etat von 2024 kommen. Auch wenn der Steuerausfall des Gewerbes damit nicht kompensiert werden kann, so kann doch der Einkommensteueranteil, den die Gemeinde bekommt, den Verlust zumindest dämpfen. Kämmerin Angelika Braunmüller sagte, man rechne mit Mehreinnahmen bei der Einkommensteuer in Höhe von einer halben Million Euro.

Die millionenschweren Projektplanungen, wie etwa die Fußgängerbrücke über die Bahn in Gernlinden sowie die Sanierung des Bürgerzentrums dort, sollen im Blick behalten werden. Laut Bauamtsleiterin Petra Endres hat die Bahn eine vage Kostenschätzung von 12 bis 13 Millionen Euro für die Brücke abgegeben. Die alternativ diskutierte, aber letztlich abgelehnte Unterführung wäre bei mehr als 20 Millionen Euro gelandet. Hans Seidl geht davon aus, dass der Brückenneubau erst in fünf bis sechs Jahren beginnen wird.

Mit 12 oder 13 Millionen Euro veranschlagt werden derzeit auch die Kosten für die Sanierung des Bürgerzentrums in Gernlinden. Bürgermeister Seidl rechnet nicht damit, dass die Baukosten auf Dauer sinken werden. Der Gemeinderat hat sich für diese Lösung entschieden, und will die Immobilie nicht abreißen lassen oder das Grundstück verkaufen. Zumal am Bürgerzentrum auch die Wohnungen über dem Supermarkt sowie der Markt selbst hängen. Der Bürgermeister betont, dass man in Maisach ein Gemeinschaftshaus anbieten wolle, aber die Nutzung optimieren müsse.

Es sollten weiterhin Räume für die Nutzung durch Vereine oder Privatpersonen zur Verfügung stehen. Auch ein Saal, in dem sportliche Veranstaltungen oder Seniorentanz möglich seien, soll bleiben. Eine Gaststätte werde es vorerst aber nicht mehr geben. Dafür soll bei Veranstaltungen Catering durch örtliche Anbieter möglich sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGesundheit
:Klinik erwartet Millionen-Defizit

Damit gehört die Fürstenfeldbrucker Einrichtung zu jenen 85 Prozent aller bayerischen Kliniken, die in diesem Jahr vermutlich ins Minus rutschen.

Von Heike A. Batzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: