Der Personalmangel wirft die Busfahrpläne im Landkreis ordentlich durcheinander. Weil es nicht genügend Busfahrer gibt, müssen die Fahrpläne ausgedünnt werden. Auf vielen Linien wird es deshalb nur noch ein sogenanntes "Basisangebot" geben. Verschärft wird das Problem, das ein bundesweites ist, im Landkreis Fürstenfeldbruck durch die Insolvenz des Fürstenfeldbrucker Busunternehmens Enders. Der Nachfolgebetrieb ABGE Bus GmbH ist gerade dabei, dessen Aufgaben und 15 Regionalbuslinien zu übernehmen, die durch den Landkreis führen. Priorität haben sollen zunächst die Schulkinder, die nach den Sommerferien vom 13. September an wieder befördert werden müssen.
Schon seit geraumer Zeit gelten auf vielen Linien Ersatzfahrpläne
"Die gesamten Fahrpläne stehen auf dem Prüfstand", sagt dazu Monika Beyrer von der Stabsstelle Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) im Landratsamt. Der Mangel an Busfahrern hat schon länger gravierende Auswirkungen auf die Einsatzpläne. Noch immer leiden die Busunternehmen auch an den Folgen von Corona. Busfahrer fallen wegen Corona aus oder haben die Branche gleich ganz verlassen. Auch sind der Erwerb eines Busführerscheins teuer und die Lebenshaltungskosten im Großraum München hoch. Deshalb komme es bei einigen Regionalbusunternehmen "zu teils gravierenden personellen Engpässen", teilte das Landratsamt Fürstenfeldbruck schon vor geraumer Zeit mit. Seither gelten auf vielen Linien Ersatzfahrpläne - mit weniger Fahrten.
Ein Rückschlag für das Bussystem im Landkreis, das als vorbildlich und gut ausgebaut gilt. Eine bundesweite Studie des Verkehrsbündnisses "Allianz pro Schiene" listete den Landkreis-ÖPNV im Vorjahr als besten bayerischen Kreis bundesweit auf Platz zwei. Unterwegs im Landkreis sind öffentliche Busse auf fünf Expressbuslinien, 14 Tangential- und 34 Regionalbuslinien, zwei MVG-Nachtbus- und sieben MVV-Ruftaxi-Linien.
Die Insolvenz des Busunternehmens Enders hat die Lage verschärft
Die Insolvenz des Brucker Busunternehmens Enders verschärfte die ohnehin prekäre Lage, weil sich Mitarbeiter dort beizeiten nach Alternativen umsahen. Zwar hat es in der neu gegründeten ABGE Bus GmbH einen Nachfolger gefunden, doch auch der muss mit den verbliebenen Ressourcen umgehen. 15 Regionalbuslinien wurden von der Firma Enders in der Vergangenheit bedient. "Wir werden leider zunächst nicht alle Linien und Leistungen voll anbieten können, arbeiten aber an einem kontinuierlichen Hochlauf", sagt Nico Schoenecker, Geschäftsführer bei der ABGE Bus GmbH. Mit Landratsamt und MVV wurde diskutiert, wie es weitergehen könnte. Eine Option war, sich nur auf die wichtigsten acht Linien zu konzentrieren. Dann aber hätte man die übrigen Linien einstellen müssen, erläutert Beyrer: "Das ist schwierig."
"Die letzten Wochen und Monate waren für niemanden leicht", sagt deshalb Detlev Metzner, Leiter des Bereichs Regionalbus bei der MVV GmbH. Froh sind sämtliche Verantwortlichen, dass es einen Nachfolger für die insolvente Firma Enders gibt. Es handelt sich dabei um ein Konsortium zweier bereits in der Branche tätigen Unternehmen: die Busverkehr Südbayern GmbH mit Sitz in Karlsfeld und das Busunternehmen Martin Geldhauser, das seinen Firmensitz in Hofolding und einen zusätzlichen Betriebshof in Germering hat.
Nun werden Ersatzfahrpläne für die MVV-Regionalbuslinien 820, 835, 836, 837, 838, 839, 843, 853, 854, 861, 862, 863, 889 und die beiden Expressbuslinien X800 und X900 geschmiedet, zu Schuljahresbeginn am 13. September sollen sie fertig sein. Man nennt es im Landratsamt ein "Basisangebot" und empfiehlt den Fahrgästen, sich in der Zeit bis zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember vorab über die jeweils geltenden Fahrpläne zu informieren: über die Fahrtauskunft unter www.mvv-auskunft.de, über die MVV-App oder auf der Homepage des MVV unter www.mvv-muenchen.de oder der Homepage des Landratsamtes unter www.lra-ffb.de.
Der "außergewöhnlich attraktive Rund-um-die-Uhr-ÖPNV" soll auch in schwierigeren Zeiten aufrechterhalten werden, verspricht Hermann Seifert, ÖPNV-Leiter im Landratsamt. Das sei man den Fahrgästen und auch jenen, "die den ÖPNV aktuell neu für sich entdecken", schuldig. Das Neun-Euro-Ticket hatte zuletzt die Zahl der Fahrgäste in Bussen und Ruftaxis um 20 Prozent steigen lassen. Priorität genießt vom 13. September an allerdings die Beförderung der Schulkinder in den ÖPNV-Bussen. Doch auch für manche von ihnen könnte es umständlicher werden. "Es könnte sein, dass sie früher rausmüssen", skizziert Monika Beyrer, beispielsweise wenn sie nun auf dem Schulweg eventuell umsteigen oder eine Teilstrecke mit der S-Bahn zurücklegen müssten.
Die Betriebe bitten die Fahrgäste um Verständnis, "falls es in den ersten Tagen nicht ganz reibungslos klappt"
Nico Schoenecker bittet die Fahrgäste schon mal um Verständnis, "falls es in den ersten Tagen nicht ganz reibungslos klappt". Die "sehr kurzfristige Übernahme des Betriebs, das fehlende Fahrpersonal und der baldige Start des neuen Schuljahres sind für uns echte Herausforderungen". Dass zum Schulstart noch nicht alles perfekt laufen könne, räumt auch Co-Geschäftsführer Martin Geldhauser ein: "Wie sich das Fahrtenangebot generell entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Insbesondere aber davon, wie schnell es uns gelingt, zusätzliche Fahrerinnen und Fahrer zu finden." Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember will man die Fahrpläne wieder aufgestockt haben. Was die politische Seite tun könne, müsse im Kreise der MVV-Landräte diskutiert werden, forderte jüngst deren Sprecher, Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU): "Wir müssen etwas tun, damit es für Busfahrer wieder attraktiver wird, in den MVV-Landkreisen zu arbeiten."