Eichenau:Unten Lidl, oben Autos

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Auf der Nordseite des Eichenauer Bahnhofs soll ein Parkhaus entstehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Discounter belebt die Diskussion um die Umbaupläne am S-Bahnhof Eichenau mit eigenen Vorstellungen einer P&R-Anlage.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Bekommt der Aldi-Markt in Eichenau bald Konkurrenz? Kann in nächster Zeit am Bahnhof eingekauft werden? Und wie ist das mit dem Parken für Pendler? Auf solche Fragen hat der Discounter Lidl nun eine Antwort gegeben. Wenn auf der Südseite des Bahnhofs Wohnungen gebaut werden und der dortige Parkplatz wegfällt, würde Lidl auf der Nordseite nicht nur ein Parkhaus für 500 Autos bauen, sondern gleich auch eine Filiale. Erste Überlegungen haben zwei Portfolio-Manager des Discounters erstmals der Öffentlichkeit während der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt.

In der inzwischen sehr sachlichen Diskussion um die Bebauung des Bahnhofsgeländes und die weitere Nutzung des ebenso wertvollen Grunds nördlich der Bahn kommen zu den Ideen, nur ein Parkhaus für Pendler zu bauen oder ein Hotel mit vielen Parkmöglichkeiten zu errichten, nun die von Lidl hinzu. Ein Parkhaus zu betreiben, wäre für die Lidl und Schwarz Stiftung, die nach Angaben ihrer Manager 3200 Filialen und 100 000 Beschäftigte in Deutschland hat, ein Novum. Bislang sind Filialen entweder im klassischen Discount-Stil oder aber innerhalb von Wohn- oder Gewerbebauten entstanden.

In Eichenau könnte sich Portfolio-Manager Johannes See eine Verkaufsfläche von 1200 Quadratmetern vorstellen, davor 80 Kundenparkplätze und über der Filiale dreieinhalb Stockwerke für einen 500 Autos fassenden P&R-Platz. Mit ein oder zwei Euro Parkgebühr pro Auto und Tag kalkuliert See, allerdings wäre das wohl nicht kostendeckend. "Mit dem Gewinn aus dem Markt können wir das Parken quersubventionieren", sagt See.

Zum Gewinn beitragen könnten demnach auch die Pendler, die ihren Wagen nicht nur über der Filiale tagsüber abstellen, sondern ihn abends auch mit Einkäufen im Discounter füllen. See spricht da von einer "P&R-Synergie, das Einkaufen nach Büroschluss".

Für die Situierung des Lidl-Marktes gibt zwei Vorschläge. Der eine sieht das Grundstück Richtung Emmering vor, der andere die Flächen Richtung Puchheim. Für den östlichen Standort haben sich die Lidl-Manager auch schon eine Anbindung des künftigen Wohngebiets im südlichen Bahnhofsbereich überlegt, nämlich eine Fußgängerbrücke hoch über die Bahngleise direkt in den Markt.

Warum aber kommt Lidl nach Eichenau? Weil es ganz offensichtlich noch einiges an Kaufkraft abzuschöpfen gibt. Die Gemeinde hat im Vorfeld die mit dem Einzelhandelsgutachten betraute Agentur um eine Stellungnahme gebeten. Darin sind weit mehr negative Auswirkungen aufgeführt, als zu erwartende Wohltaten. Die Lidl-Manager wissen das auch, sehen die Zeit für einen zweiten Discounter in Eichenau gekommen. Nur nicht dort, wo die Gemeinde gerne Einzelhandel hätte, nämlich deutlich zentrumsnäher. Dort stellt auch das Einzelhandelsgutachten einen Bedarf fest.

"Wir würden gerne nach Eichenau kommen, aber der Standort in der Ortsmitte ist nicht geeignet", stellt Lidl-Manager Philipp Klausmann fest. Eine Gefahr durch den Lidl-Markt für andere bereits ansässige Einzelhändler oder einen zweiten Supermarkt in der Ortsmitte sieht Klausmann nicht. "Wir wollen lieber mit unserem direkten Mitbewerber Aldi in Wettbewerb treten", sagt Klausmann.

Der Gemeinderat hat die Ausführungen zu dem Discounter-Parkhaus-Konzept lediglich zur Kenntnis genommen. Ebenso wie die bislang nur von der Deutschen Bahn ins Gespräch gebrachte Idee, eine Hotelanlage mit größerem Parkhaus nördlich der Bahnlinie zu errichten.

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