Leserbriefe:Von bizarr bis beängstigend

Lesezeit: 5 min

Zuschriften aus der Leserschaft befassen sich mit den Wahlkampfauftritten im Landkreis.

"Söder kennt nur den Superlativ" (15. Juli)

Söder war im Landkreis und er führte seine große Ich-der-Markus-Ego-Show auf, in der in Bayern alles bestens sei. Hingegen kein Wort vom milliardenschweren Stammstreckendesaster, das unseren Landkreis hart trifft, dem von der CSU verantworteten Mautdebakel mit 243 Millionen Euro Schaden für uns Steuerzahler, vom Brandbrief der über 200 Bürgermeister wegen der verschlafenen Energiewende in Bayern, die den Industriestandort Bayern gefährdet, von Maskenaffären, schlechter Betreuungsversorgung und dem Verkauf der 33.000 öffentlichen Wohnungen, die bis heute nicht annähernd kompensiert sind.

Dafür die abwertende Bemerkung über den örtlichen SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Schrodi, der es gewagt hat, laut das gemeinsame Abstimmungsverhalten von CDU/CSU mit der AfD im Bundestag anzuprangern. Söder hätte besser geschwiegen, denn Michael Schrodi arbeitet im Parlament, während der noch amtierende Ministerpräsident im letzten Jahr nur bei wenigen Landtagssitzungen anwesend war.

Angeblich ist alles super in Bayern. Wenn alles so toll ist, was ist dann z.B. mit dem Mangel an Lehrern und Erzieherinnen. Was mit den finanziellen Problemen unzähliger Kommunen, die zwar mehr Aufgaben und Anforderung erfüllen müssen, jedoch nicht mehr Geld dafür bekommen. Begeistert die CSU auch ihr langsames Tempo bei Energie- und Verkehrswende in Bayern. Nicht so toll und stabil sind derzeit die Umfragewerte der CSU. Die Landtagswahl wird spannend.

Martin Eberl, Eichenau

Wenn die Welt nur so einfach wäre

"Der spricht uns aus der Seele" (26. Juli)

"Ich mach mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt". So könnte man die Rede von Wirtschaftsminister Aiwanger in Anlehnung an Pippi Langstrumpf kurz zusammenfassen. Wenn die Welt nur so einfach wäre, wie unser Wirtschaftsminister und seine begeisterten Zuhörer es gerne hätten. Dann könnte man die knapp 50 Grad in Süditalien, die gewaltigen Unwetter in Norditalien, die Dürre bei uns, das dramatisch sinkende Grundwasser, die katastrophale Artenverarmung auf den landwirtschaftlichen Flächen etc etc einfach abhaken und sagen: "Das war schon immer so und das wird schon wieder". Ich hoffe für ihn, dass seine Kinder und Enkel das in 20 oder 30 Jahren auch so sehen und mit großer Dankbarkeit an ihren Vater und Großvater denken, der schon immer alles richtig gemacht hat.

Leider ist die Welt nicht so und leider gehören zur Demokratie auch die Verrückten, die sich wirklich Sorgen um die Zukunft machen. Zumindest sind mir diese denkenden Verrückten sehr viel lieber als die normalen Bürger, für die der Wohlstand auf Teufel komm raus immer mehr zunehmen soll. Gibt es normale Menschen überhaupt und wer bestimmt, wer normal ist und wer nicht? Dann sind auch die potentiellen AfD - Wähler normal, weil die bzgl der Krisen in der Welt in eine ähnliche Richtung denken wie Herr Aiwanger. Wahrscheinlich sieht er deshalb in dieser Gruppe auch ein beachtliches Potential für seine Partei. "Wählts keinen Unsinn! Wählts die Freien Wähler!"

Dass die heutige Landwirtschaft leider nicht viel mit Natur- und Umweltschutz zu tun hat ist in Fachkreisen leider unbestritten, aber die Fachkreise gehören nach Aiwangers Meinung vermutlich auch zu den Verrückten. Wobei man tatsächlich zugeben muss, dass die Landwirte jahrzehntelang in die intensive Nutzung gedrängt wurden - schließlich wollen die meisten Menschen, zumindest die normalen, ihr Schnitzel für 3.99 Euro bei Aldi. Da kann man als Bauer schon denken, dass die da oben spinnen, wenn sie jetzt eine völlige Umkehr fordern. Aber, Herr Aiwanger, der Mensch ist ja tatsächlich ein Allesesser, aber er hat noch nie in der Geschichte tagtäglich Fleischprodukte zu sich genommen. Ein- oder zweimal die Woche Fleisch ist eh gesünder.

Dass unser Wirtschaftsminister dann auch noch die soziale Keule auspackt ist mehr als unanständig. Das meiste Geld geht dem Staat nicht bei den sozial Schwachen verloren sondern bei den Reichen die viele Milliarden an der Steuer vorbei schleusen.

Aber wir haben ja Wahlkampf, und da sind unterhaltsame polemische Reden mehr gefragt als die Wahrheit. Wenn es dann noch Freibier für alle gibt kann ja nichts mehr schief gehen.

Jochen Heber, Alling

Beängstigend

Die Stimmung im Maisacher Festzelt bei der Aiwanger-Veranstaltung finde ich beängstigend. Die Aiwangeraussagen braucht man gar nicht widerlegen eine Diskussion mit derartigen Menschen ist überflüssig. Dann auch noch ein geiferndes applaudierendes Publikum, da kann ich zum Thema freie Wähler und Aiwanger nur sagen: mir gang'st!!

Michael Höllersberger, Puchheim

AfD stellt die Erderwärmung nicht in Frage

"Mit Desinformation gegen die Klimakrise" (16. Juli)

Von bizarr über irrelevant bis informativ war in Gerhard Eisenkolbs Berichterstattung zum Themenabend "Energie(w)ende - Blackout in Bayern" des Fürstenfeldbrucker AfD-Kreisverbandes alles vertreten. Als "bizarr" lässt sich etwa der Titel "Mit Desinformation gegen die Klimakrise" sowie der Untertitel "Wie die AfD in Gröbenzell die Erderhitzung leugnet"' bezeichnen. Weder Klimakrise noch Erderhitzung waren auch nur ansatzweise Gegenstand des Infoabends. Wie hätten diese also geleugnet werden können? Die formale Logik bezeichnet einen solchen Fehlschluss treffend als "argumentum ad ignorantiam". Im Übrigen stellt nach dem Wissensstand des Verfassers niemand bei der AfD die Erwärmung des Klimas in Frage.

An völlig irrelevanten Informationen hat der Bericht etwa den Umstand zu bieten, dass sich gelangweilte Gröbenzeller Gemeinderäte ein Eis holen gingen - oder sollte dies etwa auch eine subtile Anspielung auf den Klimawandel sein?

Der Bericht enthält aber auch Einiges an Interessantem für die Bürger: Wer hätte etwa gedacht, daß Gröbenzeller Gemeinderäte beobachten, "wer kommt und sich als AfD-affin outet". Ebenso erstaunlich ist es, dass der Dritte Bürgermeister Gregor von Uckermann es offenbar als seine Aufgabe betrachtet, vor dem Bürgerhaus präsent zu sein, um es den Besuchern des Infoabends "nicht so einfach [zu] machen, sich hier vorbeizudrücken." Derartige Praktiken waren dem Verfasser bislang nur aus einem anderen Kontext der deutschen Geschichte bekannt.

Großen Eindruck machte auf den Berichterstatter offenbar das beachtliche Polizeiaufgebot. Dieses war freilich von der AfD selbst beantragt worden, da sich im Vorfeld Störer angemeldet hatten, die sich nicht scheuten, unter anderem das Wort "Messer" ins Spiel zu bringen. Weitere Ausführungen über den Grad der Objektivität der Berichterstattung erübrigen sich an dieser Stelle.

Natürlich muss die AfD für derartig ungeniert parteiische Berichte eigentlich dankbar sein, da sie immer mehr Bürgern vor Augen führen, was sie von den "Qualitätsmedien" zu erwarten haben.

Tassilo Erhardt, Puchheim

Wehmut nach dem Klosterwirt

"Denkmalschutzmedaille für den Pschorrstadl" (3. August)

Hut ab vor der Familie Merkl aus Adelshofen, in vorbildlicher Weise hat sie aus einem "Schandfleck" so etwas Schönes aus dem alten Pschorrstadl in Adelshofen geschaffen. Als alter Grafratherin kam da bei mir beim Lesen des Artikels neben Wehmut auch Zorn auf.

Wer nach der Klosterkirche links Richtung Unteralting abbiegt, fährt auf einen Bau zu, der von vielen Menschen aus unserem Ort als "Schandfleck" empfunden wird: Da wurde nach dem Abriss des "Klosterwirts", dem "wohl ältesten Wirtshauses von Bayern, das schon 1390 in einer Herzogsurkunde als bestehend und viel besucht bezeugt ist", ein Neubau hingestellt, dessen Farbe so nicht genehmigt war, und dessen Fenster auch längst - den Vorgaben entsprechend - hätten erneuert werden müssen. Nichts ist passiert und nicht nur bei der Nordfassade mit Vorgarten und Zaun fröstelt es einen, sondern auch beim Anblick des immer mehr verfallenden Stadels, in dem nach einem Konzept des 2007 gegründeten und inzwischen aufgelösten gemeinnützigen Vereins "Forum Klosterhof Grafrath" damals "ein Klostercafe, ein Klosterladen, Räume für Ausstellungen und Gemeinschaftsveranstaltungen" hätten entstehen können.

Dr. Ernst Meßmer, der sich wie kein anderer mit unserem Ortsheiligen St. Rasso befasst, hat in seinem Buch "Graf Rath - Nachruf auf einen Mann, dem seine Identität genommen wurde" genauestens beschrieben, wie es zum heutigen "Schandfleck" in unserem schönen Dorf "Grafrath" kam. Dafür gilt ihm großer Respekt und Dank!

Simone Schmid, Grafrath

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