Politiker unterwegs:Wandern zu den Sorgen der Bürger

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Wandern mit den Grünen: Der Moosburger Landtagsabgeordnete Johannes Becher (Zweiter von links) und seine Kollegin Gabriele Triebel (rechts) machen Station an der Amper in Grafrath bei Bürgermeister Markus Kennerknecht (Dritter von links). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Moosburger Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Becher durchquert den Landkreis und macht dabei in Grafrath und Schöngeising Station.

Von Quirin Knospe, Grafrath/Schöngeising

Seit mehreren Jahren lädt Johannes Becher, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Moosburg im Landkreis Freising, Bürgerinnen und Bürger zur politischen Sommerwanderung ein. Dieses Jahr führt sie entlang der Ammer und Amper bis zur Isar-Einmündung zurück in seine Heimat nach Moosburg. Der 34-Jährige wandert mit dem Pfadfinder Bernhard Hrodek rund 200 Kilometer von Schloss Linderhof bis Wang durch das Ammer-Amper-Land, um Natur und Politik der oberbayerischen Gemeinden kennenzulernen. Die Idee der Sommerwanderung entstand 2017, ein Jahr vor der Landtagswahl in Bayern. Damals wollte er gewählt werden: "Da musste jeder Ort einmal besucht werden", sagt Johannes Becher.

Auf seinem Weg durch den Landkreis Fürstenfeldbruck werden Becher und Rodeck von Bechers Landtagskollegin Gabriele Triebel begleitet. Erste Station im Landkreis ist die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes in Grafrath. Empfangen werden sie dort von den Rettungsschwimmern und vom Grafrather Bürgermeister Markus Kennerknecht. Neben Gesprächen über die Bedeutung des Katastrophenschutzes stand das Thema Ehrenamt im Vordergrund. Der Vorsitzende der Kreiswasserwacht Fürstenfeldbruck, Ralph Westenrieder, beklagte dabei die sinkende Zahl an Ehrenamtlichen im Landkreis. Dies sorge auch bei der Fürstenfeldbrucker Wasserwacht für akuten Personalmangel, die dazu führe, dass nicht einmal mehr die Wochenenden abgedeckt werden könnten. Zwar gebe es viele interessierte Kinder im Nachwuchstraining der Rettungsschwimmer, aber im Alter zwischen 15 und 18 Jahren "verlieren wir bestimmt 90 Prozent", weiß Westenrieder. Mangelndes Interesse an einer freiwilligen Tätigkeit liege vor allem an der hohen Erwartungshaltung bei gleichzeitig geringer Wertschätzung der Ehrenamtlichen, meint Becher. Die freiwillige Arbeit werde als selbstverständlich hingenommen.

Dabei "hält das Ehrenamt unsere Gesellschaft zusammen" und sei unabdingbar für unseren Alltag, betont der Landtagsabgeordnete. Grafrather Bürgermeister Kennerknecht bestätigte in der Gesprächsrunde den starken Personalmangel unter den Rettungsschwimmern. So könne das öffentliche Schwimmen im Gemeinde-Schwimmbad kaum noch angeboten werden, weil es nur noch einen aktiven Bademeister gibt. Doch auch der Kleinkinder-Schwimmunterricht der Grundschule sei im Winter gefährdet. Wegen der steigenden Energiekosten sei der Weiterbetrieb über die Wintermonate so gut wie unmöglich, sagt Markus Kennerknecht. So sei nicht nur das Heizen mit Gas unbezahlbar geworden, es herrsche auch zusätzlich ein großer Mangel an notwendigen Heiz-Pellets.

Nach einem Fußmarsch durch den Wald entlang der Amper werden die Wanderer im Nachbarort Schöngeising vom Vorstand des Blasmusik-Vereins empfangen. Bei einer Tasse Kaffee erklärt die zweite Vorsitzende Claudia Hörger die Entstehungsgeschichte sowie die kulturelle Bedeutung des Vereins für das Dorf. Seit mehr als 35 Jahren spielt das Orchester auf umliegenden kirchlichen Veranstaltungen oder auf Dorffesten wie bei der 70-Jahr-Feier des Biburger Blütenfestes. Ähnlich wie die Wasserwacht beklagen auch die Blasmusiker ein starkes Nachwuchsproblem. Viele Kinder hätten gar kein Interesse daran, ein Instrument zu lernen, denn die meisten "haben nach der Ganztagsschule keine Lust und Energie mehr für den Musikunterricht", sagt Hörger. Auch das Ferienprogramm des Musikvereins finde unter den Kindern wenig Anklang.

Den aktuellen Akteuren ist die Lust an ihrem Verein indes noch nicht vergangen. Nächstes Projekt sei eine "Erwachsenenbläserklasse", kündigt Claudia Hörger an. Verabschiedet wird Johannes Becher mit einer kleinen Musikeinlage der Vorsitzenden und des Leiters der Bigband, Wilhelm Hörger. Noch bis zum 13. August können interessierte Bürgerinnen und Bürger den Landtagsabgeordneten auf seiner Wanderung begleiten.

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