Fürstenfeldbruck:Landratsamt kündigt längere Wartezeiten an

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Eine Kreisbehörde wie das Landratsamt Fürstenfeldbruck hat immer mehr Aufgaben, aber nicht ausreichend Personal dafür. (Foto: Leonhard Simon)

Längst nicht alle Stellen in der Kreisverwaltung können besetzt werden, um die Aufgabenfülle abzuarbeiten.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Dem gerne angekündigten Bürokratieabbau zum Trotz: Die Aufgaben, die Verwaltungen zu bewältigen haben, werden immer mehr. Dafür brauchen sie immer mehr Personal. Das aber ist weder zu bekommen noch zu finanzieren, weshalb das Landratsamt Fürstenfeldbruck die Bürgerinnen und Bürger jetzt auf längere Warte- und Bearbeitungszeiten einstellt - "für die nächsten Monate und Jahre".

Über das Thema war auch bei den jüngsten Haushaltsberatungen gesprochen worden. Auch hatte die Behörde erst vor einigen Wochen auf einer eigens dazu einberufenen Pressekonferenz auf das Problem der Aufgabenfülle bei gleichzeitiger Personalknappheit und die Folgen aufmerksam gemacht: zum Beispiel, dass sich die Bauvorhaben des Landkreises deshalb in die Länge ziehen werden. Längere Wartezeiten bei der Bearbeitung von Anträgen hatte das Landratsamt auch Anfang vergangenen Jahres angekündigt, als das neue Wohngeld-plus-Gesetz in Kraft trat, für dessen Ausführung aber kein zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt wurde.

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Im erst kürzlich verabschiedeten Kreisetat 2024 bewilligte der Kreistag zwar alle im Stellenplan des Landratsamtes angemeldeten Stellen, allerdings wurde für die Finanzierung neuer Stellen nur eine Million Euro hinterlegt. In der Behörde weiß man deshalb, dass weiteres Personal für kommunale Aufgaben "in einem großen Umfang nicht eingestellt werden" kann.

Hinzu kommt, dass über den Kreishaushalt mit kommunalen Mitteln auch Stellen finanziert werden, die ausschließlich Aufgaben des Freistaats Bayern erledigen und nicht des Landkreises und seiner Kommunen. Volumen: etwa zwölf Millionen Euro. Das Problem liegt in der Struktur der Landratsämter: Sie sind einerseits kommunale Behörden und übernehmen Aufgaben für ihre Städte und Gemeinden. Sie sind andererseits aber auch die unterste Ebene der Verwaltungsbehörde des Freistaats Bayern. "Wir müssen politisch erreichen, dass andere ihre Hände aus unseren Kassen nehmen", hatte Landrat Thomas Karmasin (CSU) dazu in seiner Haushaltsrede formuliert. Zwar berichtet das Landratsamt von einer Zusage des Freistaats, dass in den kommenden fünf Jahren zusätzliche staatliche Stellen zugewiesen würden, dennoch werde dies die Defizite "nicht annähernd ausgleichen können", heißt es nicht gerade optimistisch in einer Pressemitteilung der Behörde.

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