Sowohl der künstlerische Schaffensprozess als auch das Betrachten der entstandenen Arbeiten sind normalerweise eher einsame - und vor allem voneinander getrennte - Prozesse. In "Dialog" treten Künstler und Rezipient meist nur indirekt: durch das fertige Werk, egal ob Gemälde, Roman oder Komposition. Genau dieses Konzept möchten die Mitglieder der Fürstenfeldbrucker Künstlervereinigung mit ihrem Beitrag zu den Kreiskulturtagen aufbrechen. Unter dem Titel "The artists are present" stellen sie, passend zum Motto der Kulturtage, die Begegnung zwischen Künstlern und Besuchern in den Mittelpunkt. Dabei soll aber nicht nur diskutiert werden. Vor allem geht es den 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmern um einen gemeinsamen Schaffensprozess.
Zwar gibt es dazu von diesem Freitag an eine kleine Ausstellung im Haus 10. Anders als sonst ist sie aber nicht das zentrale Element, sondern soll vielmehr einen Raum der Inspiration schaffen, in dem die Begegnungen stattfinden und die Besucherinnen und Besucher ihrer eigenen Kreativität freien Lauf lassen. An jedem Ausstellungstag, jeweils samstags und sonntags bis zum 19. Mai, lädt ein Künstlerduo unter einem neuen Thema zum gemeinsamen Schaffen ein.
Den Auftakt machen am Samstag, 27. April, Gerhard Baumgärtner und Rosa Zschau. Die beiden stellen bereits gestaltete Druckplatten zur Verfügung, auf die die Teilnehmer nach ihren Vorstellungen Farben auftragen und das Ganze drucken können. Wie das Aussehen kann, zeigen Bilder an der Wand, die in ähnlichen Workshops entstanden sind.
Um den Raum, seine Entstehung, Wahrnehmung und Veränderung geht es beim einzigen Künstlertrio am Sonntag, 28. April: Esther Balázs, Silvia Ried und Celia Mendoza. Mit unterschiedlichen Materialien können die Besucher an diesem Tag mit Fäden die Räume neu einteilen, neue Perspektiven schaffen, Linien ziehen und Verknüpfungen schaffen. Dazu gibt es performative Elemente, Musik, Bewegung. "Es wäre toll, wenn die Besucher durch das, was wir tun, die Dinge anders betrachten", sagt Mendoza.
Am "Skelett" einer bereits angefangenen Skulptur wollen Irmgard Paule und Ulrike Spangenberg am Samstag, 4. Mai, gemeinsam mit den Gästen weiterarbeiten. Mit leichten Materialien wie Papier, Draht, Eierkartons und zähflüssigem Porzellan kann jeder Teilnehmer der Arbeit etwas hinzufügen, bis am Ende ein großes Gemeinschaftswerk entsteht.
Um ganz elementare Kunst geht es auch am Tag drauf, Sonntag, 5. Mai, bei Kerstin M*er und Charlotte Panowsky. Mit einfachen Formen und Zeichnungen können die Besucher mit den beiden große Papierbahnen gestalten. Als Inspiration dienen gesammelte Objekte, die Panowksy im Raum aufhängt. "Wir wollen die Hemmschwelle abbauen und schauen, was dabei Spannendes entsteht. Spielerisch und intuitiv", sagt Panowsky.
Eine ganze Landschaft wollen Stephanie von Hoyos und Hilde Seyboth am Samstag, 11. Mai, mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entstehen lassen. 80 Kilogramm Ton liegen dafür auf einem Tisch bereit. "Wir wollen daraus Berge formen, Räume, alles was uns und den Besuchern einfällt", sagt Seyboth. Orientieren wollen sie sich dabei an Joseph Beuys' Losung "Jeder Mensch ist ein Künstler", über deren Bedeutung an diesem Tag ebenso diskutiert werden kann wie über alle anderen Themen.
Ihre eigenen inneren Räume entdecken und erkunden können die Besucher am Sonntag, 12. Mai, gemeinsam mit Christina Kuehn und Gabriele Schröder. "In unserer lauten, schnellen und oberflächlichen Welt werden der stille Raum, Einkehr und Kontemplation zur Notwendigkeit", so die Künstlerinnen.
Geschichten gibt es am Samstag, 18. Mai, mit Stephan Juttner und Friedo Niepmann zu entdecken - und vielleicht auch selbst zu erzählen. Niepmann präsentiert in einer Performance und einem Schaukasten Erinnerungen an Gewalterfahrungen, die er gemacht hat - und hofft, dass sich dadurch auch die Teilnehmer öffnen und ihre Erfahrungen teilen. Im Performance-Film von Juttner sitzen die Gäste an einem Tisch, in den ein Monitor eingelassen ist. Darauf wird ein Video laufen, in dem ein Mann eine Suppe auslöffelt, der Künstler selbst in einem weißen Hemd daneben stehend. Zum Abschluss laden Heike Dröscher und Georg Trenz dazu ein, alte, beschäftigungslose Projektoren zu reanimieren und ihnen einen neuen Sinn zu verleihen. "Besitzen Sie solche depressiven, weil verwaisten Dia- oder Overheadprojektoren, so bringen Sie diese gerne mit", fordert das Duo die Besucher auf.
"The artists are present", Haus 10 Fürstenfeldbruck, 27. April bis 19. Mai, jeweils samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Vernissage am Freitag, 26. April, von 19.30 Uhr an