Konzert:Rein und bunt

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Vokalensemble "Quartonal" begeistert in Gröbenzell

Von Klaus Mohr, Gröbenzell

Beim Konzert der "Gröbenzeller Konzertreihe" standen am Samstag vier Herren in grauen Anzügen, weißen Hemden und schwarzen Krawatten auf der Bühne. Wäre es nicht eine Bühne gewesen, man hätte sie auch für Mitarbeiter einer Bank halten können. Das Vokalensemble "Quartonal", das die vier Herren Mirko Ludwig und Florian Sievers (Tenor), Christoph Behm (Bariton) und Sönke Tams Freier (Bass) bilden, war nur weiß-grau-schwarz angezogen. Die Farben aber hatte die Musik, die sie interpretierten, und hätte man hörbare Klangfarben in sichtbare Farben übersetzt, dann wäre eine riesige Farbpalette daraus entstanden. Unter dem Motto "Another Way" stand weltliche Vokalmusik aus Romantik und Moderne auf dem Programm, fast ausschließlich in englischer Sprache.

Im Gegensatz zu einer Reihe anderer Männer-Vokalgruppen hat "Quartonal" nur vier statt sonst oft sechs Mitglieder. Vom Klang her war dies völlig ausreichend, und auch die Differenzierung im stimmlichen Ambitus geriet ganz überzeugend. Mit dem Stück "Music, when soft voices die" von Edward C. Bairstow begann das Programm. Es war wunderbar zu erleben, wie der sanfte Klang der Stimmen den Saal durchströmte, wie sich aus den vier Stimmen ein Klang in idealer Balance formte und wie sich die Fortschreitungen ganz allmählich und in großer Ruhe ergaben. Die im Text besungenen "soft voices" wurden damit zeitgleich intensiv hörbar.

Vier Sätze zum Thema "Volle Flut" (englisch "Full Tide") von Alec Rowley erklangen als nächstes. Die Metaphern des Wassers waren in "Dockside" schwelgerisch in romantischen Klang übersetzt, wobei der Duktus vom Text bestimmt war. Sehr aktiv im Zugriff war der Titel "Coastwise", der den impulsgebenden ersten Tenor mit der Aufforderung "ahoi" in den Dialog mit den tieferen Stimmen setzte. Spannungsklänge entstanden hier durch zahlreiche Dissonanzen, die sich organisch auflösten. Mit Einwürfen und Liegetönen waren die Geschichten und Ereignisse vor langer Zeit in "In Port" umgesetzt. Der oft zweistimmige Verlauf erfuhr seine vierstimmige Weiterführung hin zu einem beglückend lupenreinen Dur-Schlussklang. In der Art eines Shantys war der Schlusssong "The Good Ship Ark" gehalten, stets in Bewegung und mit Spannung versehen.

Mit dem nächsten Stück, "Bushes and Briars" von Ralph Vaughan Williams, deutete das Ensemble Quartonal auf seine besondere Stärke hin: Der schlichte Volksliedsatz in Männerchorbearbeitung durch den Komponisten ließ die gut austarierten Akkorde unnachahmlich leuchten. Das hatte seinen Grund darin, dass sie von der Intonation ganz rein sowie in der Balance ausgeglichen waren und gerade deshalb eine selbstverständliche Innigkeit ausstrahlten, die fesselnd beeindruckte.

"Another Way" des jungen Komponisten Thomas Hewitt Jones erzählte von einem Wanderer in den Bergen, der entscheiden muss, welchen Weg er gehen will. In diesem Stück war der Stimmklang variabel verwendet, mal summend, mal in der Form einer Vokalise und mal ganz traditionell als Träger des Textes. Ganz smart kombinierten die Sänger diese Möglichkeiten, rückten auf gleichem Atem mal die eine, mal die andere Variante spielerisch und mit wenigen Dissonanzen in den Vordergrund und erreichten damit eine unterhaltsame Abwechslung. Bei "Lieder und Arrangements nach Ansage" als letztem Programmblock gab es keine Notenständer mehr. Die Songs in "close harmony" rückten damit auch klanglich noch enger zusammen, so dass bisweilen kaum hörbar wurde, dass sich ein Klang aus Einzeltönen zusammensetzte. Dafür war in "Blackbird" von den Beatles eine ganze vokale Schlagzeugbatterie mit dabei. Am Ende gab es begeisterten Beifall vom Gröbenzeller Publikum und schließlich zwei Zugaben, zuletzt das Volkslied "Der Mond ist aufgegangen".

© SZ vom 23.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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