Konzert:Musikalische Erfolgsgeschichte

Lesezeit: 2 min

Dem Puchheimer Jugendkammorchester gelingt zum 25-jährigen Bestehen zusammen mit der Geigerin Julia Fischer ein umjubeltes Jubiläumskonzert

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres "25 Jahre Puchheimer Jugendkammerorchester" (PJKO) fand mit einem großen Konzert im voll besetzten Stadtsaal statt. Viele ehemalige Mitglieder des Orchesters und eine über viele Jahre gewachsene Zuhörerschaft waren gekommen, um zu sehen, ob die Qualität noch so gut ist, wie sie sie in Erinnerung hatten. Nimmt man den Beifall am Ende als Maßstab, dann dürfte das, was die Besucher an diesem Abend erlebt haben, deutlich mehr gewesen sein als ihre Erwartung: Es war eine Art musikalisches Weihnachtsgeschenk höchster Güte von jedem einzelnen Musiker an die Hörer. Auf dem Programm standen der Allegro-Kopfsatz aus Antonín Dvořáks "Amerikanischem Streichquartett" op. 96 in einer Orchesterfassung, ein Impromptu von Jean Sibelius und als Hauptwerk die Violinkonzerte der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi mit der Solistin Julia Fischer.

Voll besetzt ist der Fürstenfeldbrucker Stadtsaal beim Jubiläumskonzert des Puchheimer Jugendkammerorchesters. (Foto: Matthias Döring)

Beobachtet man Peter Michielsen, den Gründer und Leiter des PJKO, dann stellt man fest, dass sein Dirigat wenig spektakulär ist. Der zarte Klang, der in absolut stimmiger Balance aus dem Orchester beim Dvořák-Satz strömte, schien sich quasi wie von selbst zu entwickeln. Auch die differenzierten Spannungs- und Dynamikbögen, die sich aus der sonoren, erstmals von der Viola intonierten Melodie ergaben, vermittelten diesen Eindruck. In Wirklichkeit liegt der Fall wohl anders: Die Ergebnisse der intensiven Probenarbeit sind den jungen Musikern so selbstverständlich präsent, dass es keiner erneuten Erinnerung bedarf, um sie auf der Bühne in Klang zu übersetzen. Von anderem Charakter war dann das Sibelius-Impromptu. Ruhig und behaglich entstand in den gut austarierten Akkorden eine große Weite, die sich schön fließend und wie durch einen Weichzeichner im zweiten Teil fortsetzte.

Das Spektakuläre vermeidet er in seinem Dirigat: Peter Michielsen, Gründer und Leiter des PJKO. (Foto: Matthias Döring)

Als Julia Fischer ihr erstes Konzert in Fürstenfeldbruck in der damaligen Reihe der "Meisterkonzerte im Sparkassensaal" mit einer Klavierpartnerin gab, schrieb man das Jahr 1996 und die Geigerin war 13 Jahre alt. Heute ist Julia Fischer eine international gefeierte Solistin, die Mitglieder des PJKO sind in ähnlichem Alter wie sie damals. Alle aber zeichnet nicht nur eine absolute Disziplin und Präzision aus, sondern auch die wunderbar hörbare Liebe zur und das Verständnis von Musik. Davon konnte man sich in den Violinkonzerten von Vivaldi überzeugen, bei denen es außer der Solistin keinen eigenen Dirigenten gab. Leichtigkeit des Spiels und das frische Tempo übertrugen sich im Allegro-Eingangssatz des "Frühlings" nahtlos von der Solistin auf das Orchester. Mit unglaublicher Selbstverständlichkeit verschmolz hier der "Gesang der Vögel" von Julia Fischer mit dem von Solisten des Orchesters (Maya Wichert und Tim Gersbacher). Im Dialog mit Julia Fischer kam den beiden Continuo-Cellistinnen Alina Andersohn und Esther Steinmeier eine glänzend bestandene Aufgabe zu. Energiereichtum ohne jede Härte prägte immer wieder das Spiel, sei es in den mit Verve musizierten Tonrepetitionen (Presto-Satz des "Sommers") oder den tonschön schwingenden Achtelnoten (Allegro-Kopfsatz des "Herbstes").

Vor Beginn des Programms hatte Thomas Goppel, der Präsident des Bayerischen Musikrates, in seiner Begrüßung auf die enge Verknüpfung von qualitätvollem Unterricht, dem Wettbewerb "Jugend musiziert" und der möglichen Berufstätigkeit in einem Orchester hingewiesen. Mehr aber noch war es ihm ein Anliegen, die etwa 200 jungen Musiker in den Mittelpunkt zu stellen, die in den 25 Jahren Mitglieder des PJKO waren. Sie alle haben die Musik in ihr Leben mitgenommen. Sein Dank galt nicht nur Simone Burger-Michielsen und ihrem Mann Peter Michielsen für ihren unermüdlichen Einsatz im Unterricht und die künstlerische Leitung des Orchesters, sondern auch dem Ehepaar Ursula und Paul Bischof, die für die organisatorische Seite des Orchesters verantwortlich zeichnen. Der frenetische, nicht enden wollende Beifall am Ende war als großer Dank der Zuhörer auch an die Verantwortlichen zu verstehen.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: