Konzert:Enge Verzahnung

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Gelungenes Abschlusskonzert der Roggenstein-Reihe

Von Klaus Mohr, Eichenau

Die Konzertreihe in der Kapelle Sankt Georg in Roggenstein lebt auch von vielen lieb gewordenen Gewohnheiten. Dazu gehört, dass die Duopartner ihres Leiters und Cembalisten Christian Brembeck in der Regel nicht nur einmal auftreten, sondern im Lauf der Jahre immer wieder dort zu hören sind. Genau das liebt das Publikum, weil man mit den Namen der Instrumentalisten auch eine bestimmte Art zu spielen verbindet. Jeder Wiederholung aber geht ein Anfang voraus: Dieses Mal gastierte die Barockgeigerin Marina Momeny erstmalig in Roggenstein beim sechsten und letzten Konzert der diesjährigen Reihe. Der Duoabend war den beiden Komponisten Johann Sebastian Bach und Jean-Baptiste Senaillè gewidmet.

Johann Sebastian Bachs "Sei Sounate à Cembalo certato è Violino Solo", wie sie in einer frühen Quelle genannt werden, verlassen den Rahmen der üblichen Sonate für ein Melodieinstrument mit Begleitung des Basso continuo. Hier handelt es sich um kammermusikalische Werke, in denen das Cembalo als gleichberechtigter Partner der Geige auftritt. Aus diesen sechs Sonaten erklang zu Beginn die dritte in E-Dur BWV 1016, am Ende dann die sechste in G-Dur BWV 1019. Die starke Beziehung der beiden Instrumente aufeinander erfordert natürlich auch ein exakt aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel.

Das E-Dur-Werk eröffnete ein lichtes Adagio, in dem die beiden Partner sorgsam aufeinander reagierten. Zum vollgriffigen Terzenspiel des Cembalisten in der rechten zu sonoren Basstönen in der linken Hand entwickelte die Geigerin Linien, die wie überspannende Bögen wirkten. Das folgende Allegro begann der Cembalist mit einem einprägsamen Motiv, das von der Geige aufgegriffen wurde. Auch hier war es so, dass die größere Zahl an Tönen dem Cembalo zufiel, während der Geige vom Komponisten eher ruhigere Bewegungen zugewiesen waren: Die Konstellation ergibt sich fast automatisch aus den unterschiedlichen Möglichkeiten der Tonerzeugung, weil die Geige den Vorzug hat, Töne entwickeln zu können, während der Cembalo-Ton sehr rasch unmittelbar nach dem Anschlag verklingt. Den Wechsel der Führungsrolle moderierten die beiden Musiker dabei überzeugend, doch blieb die Gestaltung des Geigen-Parts mitunter ein wenig blass im Hinblick auf die tragende Rolle, die ihr zukam.

Die Tatsache, dass der Bogen einer Barockgeige leichter ist als der eines modernen Instruments, ermöglicht eine höhere Flexibilität im Spiel gerade bei raschen Sätzen. Insofern war das sehr vitale Schluss-Allegro ein veritables Beispiel für das abwechselnde Ballspiel der beiden Partner: Allerlei Laufwerk wurde minutiös ausgetauscht, sozusagen im fliegenden Wechsel zwischen Sechzehnteln und triolischen Figuren, und dennoch blieb der Klang ganz transparent. Die G-Dur-Sonate brachte noch zwei Weiterungen: Der Largo-Satz überraschte mit ganz verspielten, wie ziseliert wirkenden Verzierungen in beiden Instrumenten. In der ganzen Sonate offenbarte sich ein sehr differenzierter Umgang mit Vibrato, das als genuines Ausdrucksmittel eingesetzt wurde.

Die Sonate des französischen Bach-Zeitgenossen Jean-Baptiste Senaillé in g-Moll op. 1 Nr. 6 lebte von den klaren kompositorischen Ansätzen in den einzelnen Sätzen. Im Preludio unterstützte der Cembalist die Geigerin mit wogender Begleitung, die Allemanda offenbarte in ihrem konzertierenden Charakter mit ihrem offen-heiteren Gestus und das Adagio wirkte meditativ. Die virtuose Attitüde bei beiden Partnern führte in der Final-Gavotta zu einer ganz farbenreichen Gestaltung. Präludium, Fuge und Allegro in Es-Dur BWV 998 von Bach steuerte Christian Brembeck als Solobeitrag zum Programm noch bei. Auf die sonore Klanglichkeit im Präludium machte sich Brembeck in der Fuge zu einem Erklärer musikalischer Strukturen: Er arbeitete die Themeneinsätze im ganzen Stück sehr kraftvoll heraus und wies mit minimalen Verzögerungen auf Gliederungsabschnitte hin. Viel Beifall für die beiden Musiker zum Abschluss.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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