Kommunalwahl in Gröbenzell:Befriedet und durchaus siegessicher

Lesezeit: 3 min

Die Gröbenzeller CSU hat ihre Querelen überwunden und mit Anton Kammerl einen unbelasteten Hoffnungsträger für das Bürgermeisteramt gefunden

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Nichts hat vor der Kommunalwahl im Jahr 2014 den Zustand der Gröbenzeller CSU besser beschrieben als das Bild von Parteifreunden als größtem Feind von Politikern. 42 Jahre in Folge stellte die CSU damals bereits den Bürgermeister. Damit waren CSU und die Macht im Rathaus für viele Akteure der Partei zur Selbstverständlichkeit, ja, zu einem Synonym geworden. Nur wollte es zu diesem Selbstverständnis so gar nicht passen, dass der Ortsverband heillos zerstritten war. Es gab Lagerkämpfe und ging zu wie in einer Schlangengrube. Auf die Demontage des CSU-Rathauschefs Dieter Rubenbauer durch die eigene Gefolgschaft wegen dessen Führungsschwäche, so der Kern der damaligen Vorwürfe, folgte die Selbstdemontage der Partei. Weshalb die Christsozialen 2014 das Rathaus verloren. Deren Gemeinderatsfraktion schrumpfte von elf auf acht Mandatsträger.

"Man hat die Lehre aus dieser Niederlage gezogen", heißt es nun. Um das zu untermauern, räumen damals in den Streit Involvierte ein, dass das Debakel einer falschen Einschätzung der eigenen Situation geschuldet war. Aus all dem zogen machtverwöhnte CSU-Platzhirsche zu lange nicht die Konsequenzen. Zudem standen persönliche Verletzungen, Eitelkeiten und eine gestörte Kommunikation einer Befriedung und Neuorientierung im Weg. Deshalb war Bürgermeisterkandidat Thomas Breitenfellner chancenlos. Schon bei der Nominierung versagte ihm ein großer Teil der Mitglieder die Unterstützung. Wie sollte ihm dann das Kunststück gelingen, die Wähler zu überzeugen? "Das war Mist", heißt es nun selbstkritisch.

Die Schlappe, die Martin Schäfer (UWG) ihr beifügte, will die CSU nun ausmerzen. Zum Beginn dieses Wahlkampfes gibt sie sich geläutert, ohne die Vergangenheit zu beschönigen. Man will es besser machen, habe mit den Grabenkämpfen abgeschlossen und sich wieder zusammengefunden, heißt es. Der Ortsverband gilt als befriedet. Dafür spricht, dass die ehemaligen Kontrahenten freiwillig das Feld räumten. Parallel dazu erneuerte sich die CSU personell. Die Mehrheit im Vorstand und in der Gemeinderatsfraktion ist von den früheren Kontroversen unbelastet. Einen ungewöhnlichen Aderlass musste die Fraktion verkraften. Von acht Gemeinderäten legten fünf ihr Mandat nieder, weshalb fünf Listenkandidaten nachrückten.

Deshalb ist Versöhnliches zu hören wie "der Streit ist beigelegt". Passend dazu konstatiert CSU-Bürgermeisterkandidat Anton Kammerl: "Herr Schäfer hat nicht gewonnen. Die CSU hat verloren, weil wir nicht einig waren." Das stimme ihn hoffnungsvoll. Von einem neuen Miteinander im Ortsverband schwärmt denn auch der Vorsitzende Andreas Keefer. Als er vor drei Jahren den Vorsitz übernahm, wollte sich kaum noch jemand engagieren, sagt er. Das sei anders geworden. Da die Kommunikation funktioniere - der Vorsitzende telefoniert viel, wie er beteuert, um schon im Vorfeld Missverständnisse zu vermeiden -, arbeiteten nun Vorstand, FU, JU und Fraktion einmütig zusammen. Dabei geht es um Inhalte, nicht mehr um Personen.

Warum das Miteinander klappt, erklärt die Fraktionsvorsitzende Brigitte Böttger auf SZ-Nachfrage. Sie gibt als Leitmotiv Einigkeit und Toleranz vor. Als wichtigstes Ziel nach der verlorenen Wahl bezeichnet es die Gemeinderätin, aus dem Ortsverband wieder eine geschlossene Parteigliederung zu machen. Dies sei gelungen. "Man darf anderer Meinung sein, aber man muss gemeinsam arbeiten", was Toleranz erfordere, sagt sie. Entschieden werde ebenfalls gemeinsam, nicht von einzelnen. Bewährt habe es sich, dass sich niemand über andere erhebe. Die Fraktionschefin nennt Kammerl einen "Überraschungskandidaten", der der CSU neue Perspektiven und Impulse bringe.

Dem Image einer neu aufgestellten Gröbenzeller CSU entspricht deren Kandidat fast idealtypisch. Kammerls Unterstützer loben den 59-jährigen Fotografen und Verlagskaufmann als unkonventionell, unabhängig, sozial engagiert und als Konservativen, der auch zu den Grünen passen würde. Der alteingesessene Gröbenzeller gehört der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck an, ist aber auch Vorsitzender des 1. FC Gröbenzell. Er rückte erst Ende 2016 als Parteifreier wieder in den Gemeinderat nach, vorher saß er schon einmal von 1996 bis 2002 für die UWG in diesem Gremium. Wegen Wackersdorf trat er 1986 aus der CSU aus, 2018 wieder ein. Von früheren CSU-Zwistigkeiten ist er unbelastet. Ein immer linientreuen CSU-Parteigänger ist Kammerl bestimmt nicht, aber daran hat sich dessen Fraktion inzwischen gewöhnt.

Noch eine Erfahrung mag zur Läuterung beigetragen haben. Die CSU sprach ihrem Bürgermeister Rubenbauer vor allem wegen des Stillstands in der Ortsentwicklung das Misstrauen aus. Man wollte in der Kirchenstraße und in der Bahnhofstraße Ergebnisse sehen. Sechs Jahre später stehen sichtbare Ergebnisse noch immer aus, was allerdings nicht mehr die CSU zu verantworten muss. Anstelle eines neuen Ortszentrums in der Bahnhofstraße wird nun ein neues Rathaus gebaut. In der Kirchenstraße steht der Aufbruch noch aus, stattdessen sind Verluste an den Ort Prägendem hinzunehmen. Für letzteres steht der Abriss der Bahnhofsgaststätte.

Hoffnung auf die Rückkehr an die Macht macht der CSU, dass im Rathaus weiter vieles nicht rund laufe. Auch wenn die CSU nach dem Wahldebakel beschloss, konstruktiv mitzuarbeiteten, bieten ihr Schäfer und das ihn tragende Zweckbündnis von Grünen und SPD viele Angriffsflächen. Davon sind Kammerl und der Ortsvorsitzende überzeugt, weshalb sie sich siegessicher geben.

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: