Kommunalwahl in Fürstenfeldbruck:Viele Stimmen, viel Aufwand

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Die Kommunalwahl auszuzählen, dauert besonders lange. Denn viele Wähler nutzen die Möglichkeit, zu kumulieren und zu panaschieren - vor allem, wenn sie zuhause abstimmen

Von Karl Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Gemeinde- und Stadtratswahlen sind für die Kommunen immer ein großer Aufwand. Alles dauert länger als bei anderen Wahlen, denn jeder Wähler hat so viele Stimmen, wie das Gremium Sitze hat - für den Brucker Kreistag also 70. Bis die Kreistagswahlen ausgezählt sind, wird es meistens Mitternacht und manchmal auch früher Morgen. Schwieriger wird die Auszählung auch dadurch, dass mehr Wähler die Briefwahl nutzen und dabei mehr panaschieren und kumulieren, also Kandidaten auf mehreren Listen ankreuzen und einzelne nach vorne häufeln.

"Wenn die Wähler die Wahlunterlagen zuhause haben, können sie sich länger damit beschäftigen und machen weniger Listenkreuze", berichtet Martin Lehner, der Chef des Ordnungsamtes im Puchheimer Rathaus und langjährige Wahlleiter. Das Listenkreuz bei nur einer Partei haben die Wahlhelfer am liebsten, damit entfällt die Rechnerei, wie viele Stimmen einzelne Kandidaten auf sich vereinen. "In der Wahlkabine machen etwa ein Drittel der Wähler das Listenkreuz, die Briefwähler lediglich zu einem Viertel", sagt Lehner. In Puchheim mussten die Briefwahlbezirke von sechs auf neun erhöht werden. "Es gibt 50 Prozent mehr Briefwähler gegenüber den vergangenen Kommunalwahlen 2014", berichtet Lehner. Die absoluten Zahlen bedeutet das fünf Tage vor der Wahl: 4050 Briefwähler diesmal, 2700 im Jahre 2014.

Die Wahlzettel zur Kreistagswahl und auch in den großen Städten sind riesig, und die Wähler können ihre Stimmen über die Listen verteilen und einzelne Kandidaten häufeln. Dadurch dauert die Auszählung lange. (Foto: Matthias F. Döring)

188 Wahlhelfer, darunter 55 städtische Mitarbeiter, hat Martin Lehner in Puchheim für die Wahlen und die Auszählung von 18 Uhr an am Sonntag organisiert. Eine Wahlcrew mit Wahlvorstand, Schriftführer und Helfern besteht in der Regel aus acht Personen. In Puchheim erhalten die ehrenamtlichen Helfer eine Entschädigung von 90 Euro. Waren sie bei einer Schulung dabei, gibt es zusätzlich 20 Euro.

Hundert Euro plus 20 Euro für die Schulung sind es auch in Germering. Die Urnenwahllokale mussten gegenüber der vergangenen Europawahl im Mai 2019 von 20 auf 36 erhöht werden. "Bei den riesigen Wahlzetteln für den Stadtrat und den Kreistag brauchen die Wähler länger", sagt Wahlleiter Jochen Frantz im Rathaus. 416 Wahlvorstände und -helfer hat er eingeteilt. Einen Wahl-Erklärfilm auch in Gebärdensprache, wie sie die Stadt Fürstenfeldbruck auf ihrer Internetseite zeigt, gibt es in Germering nicht. Jochen Frantz sagt: "Dafür haben wir einen Probestimmzettel auf der Internetseite."

Martin Lehner freut sich, dass er in Puchheim immer wieder auf einen erfahrenen Stamm von Wahlvorständen- und helfern zurückgreifen kann. Doch dieser Stamm dünnt sich im fortgeschrittenen Alter immer mehr aus. "Junge Leute heranzuführen, ist schwierig", sagt er. Das bestätigt Claudia Kriebel, die seit zehn Jahren die Wahl im Fürstenfeldbrucker Rathaus organisiert. "Deshalb haben wir die Wahlvorstände mit besonders vielen Kolleginnen und Kollegen aus der Rathausverwaltung besetzt." 40 Prozent der insgesamt 425 Wahlvorstände und -helfer sind städtische Mitarbeiter.

(Foto: oh)

Auch in Fürstenfeldbruck wurden die Urnenwahllokale von 20 auf nun 38 ausgeweitet. Deshalb bittet sie die Wähler, genau auf ihre Wahlbenachrichtigung zu schauen, dort ist das jeweilige Wahllokal vermerkt. Für die ehrenamtlichen Helfer hat der Stadtrat eine Vergütung von 140 Euro beschlossen; vier Jahre zuvor betrug sie noch hundert Euro. Das liegt wohl auch daran, dass die Auszählung in der Kreisstadt erfahrungsgemäß sehr lange dauert, obwohl diesmal keine Oberbürgermeisterwahl stattfindet. "2014 bin ich erst morgens um sechs Uhr aus dem Rathaus gekommen", erzählt Kriebel, die die Wahlergebnisse mit anderen zusammen in den Computer eingibt und die dann direkt beim Landratsamt landen, wo die Bürger die Ergebnisse auf dessen Internetseite ebenfalls verfolgen können.

Auch in Bruck hat sich der Anteil der Briefwähler massiv auf 7000 erhöht. "Wegen Corona wird noch einiges dazu kommen", schätzt Kriebel. Bis Freitag um 15 Uhr können Briefwähler noch ihre Unterlagen direkt im Rathaus abholen und dort auch wählen. Auch in Olching ist das so. Dort können die Briefwähler - wie woanders auch - bis Sonntag um 18 Uhr ihren Wahlbrief mit Stimmzettel in den Briefkasten am Rathaus einwerfen. Olchings Wahlleiter Christian Richter hat sich auch auf viele Briefwähler eingestellt, die auf 18 Briefwahlurnen verteilt werden. "7000 sind es schon, da kommen noch mehr", sagt Richter, der seit 22 Jahren Wahlen leitet.

Olching zahlt seinen etwa 200 ehrenamtlichen Wahlhelfern ebenfalls hundert plus 20 Euro für die Schulungsteilnahme. 84 städtische Mitarbeiter helfen mit, dass der "enorme logistische Aufwand", bewältigt werden kann. Das Ende der Auszählung erwartet er gegen drei bis vier Uhr morgens. Die Bürgermeister- und Landratswahlen sind in etwas mehr als Stunde ausgezählt. Besonders die Auszählung der Kreistagswahlen mit einem Stimmzettel, der bei jeder Partei bis zu 70 Kandidaten aufweist, dauert sehr lange.

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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