Kommunalwahl im Landkreis Fürstenfeldbruck:Landkreisbürger haben die Wahl

Lesezeit: 3 min

Eher die Ausnahme bleiben wird wohl, dass sich die Wähler am Sonntag so nahe wie bei dieserer Abstimmung kommen. In Zeiten von Corona ist soziale Distanz geboten. Und wer Bedenken hat, den in der Wahlkabine liegenden Stift zu benutzen, darf sein eigenes Schreibgerät verwenden. (Foto: Günther Reger)

Am Sonntag werden der Landrat und die Bürgermeister von 21 Kommunen sowie die Kreisräte und die Mandatsträger in Städten und Gemeinden bestimmt

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Etwa 169 500 Wahlberechtigte im Landkreis sind am Sonntag dazu aufgerufen, bei den Kommunalwahlen ihre Stimme abzugeben. Gewählt werden die Bürgermeister in 21 und die Stadt- und Gemeinderäte in 23 Kommunen. Zudem bestimmen die Wähler den Landrat und die 70 Mitglieder des Kreistags. Etwa ein Viertel der Wahlberechtigten im Landkreis hat ihre Stimmen bereits per Briefwahl abgegeben. Mit ersten Ergebnissen wird am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr gerechnet.

Landrat Thomas Karmasin (CSU) kandidiert für eine fünfte Amtsperiode. Bei der Wahl im Jahr 2014 erhielt er 56,3 Prozent der Stimmen. Diesmal hat Karmasin sechs Herausforderer, nämlich Jan Halbauer von den Grünen, Sandra Meissner (Freie Wähler), Christoph Maier (SPD), Ulrich Bode (FDP), Christian Holdt (ÖDP/Parteifreie) und Ernestine Martin-Köppl (Linke). Die Wahlbeteiligung lag vor sechs Jahren bei 53,5 Prozent.

Um Mandate im Kreistag bewerben sich am Sonntag neun Listen: CSU, Grüne, Freie Wähler, AfD, SPD, FDP, UBV, ÖDP/Parteifreie sowie Linke. Momentan gibt es im Kreistag sieben Gruppierungen. Stärkste Fraktion ist die CSU mit 32 Mitgliedern, SPD 13, Grüne zehn, Freie Wähler acht, UBV vier, ÖDP zwei und FDP zwei. Für die Wählerinnen und Wähler ist die Stimmabgabe in der Wahlkabine eine Herausforderung. Insgesamt 536 Bewerber stehen auf dem großen weißen Wahlzettel für die Kreistagswahl.

Abstimmen müssen die Wähler in Gemeinden und Städten auch über ihre Bürgermeister. Allerdings nicht überall. Die Bürgermeister von Fürstenfeldbruck, Erich Raff (CSU), und Eichenau, Peter Münster (FDP), stehen nicht zur Wahl. Sie sind beide erst nach 2014 ins Amt gekommen und haben deshalb ihre sechsjährigen Amtszeiten noch nicht absolviert. Zur Wahl steht dagegen Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Er hat acht Jahre amtiert, damit die Wahlen von Stadtrat und Bürgermeister wieder auf einem Termin vereinigt werden können. Jahrzehntelang war dies in Puchheim nicht der Fall.

Seidl und Andreas Magg (SPD), Bürgermeister von Olching, haben die meisten Herausforderer. Beide müssen sich mit je fünf Gegenkandidaten messen. Fünf Bewerber ums Spitzenamt im Rathaus gibt es in Emmering. Dort tritt der bisherige Bürgermeister Michael Schanderl (Freie Wähler) nicht mehr an. In sieben Gemeinden haben die Wähler dagegen keine Auswahl: In Adelshofen, Hattenhofen, Jesenwang, Mammendorf, Oberschweinbach, Schöngeising und Türkenfeld gibt es nur jeweils einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt.

Nach Angaben von Kreiswahlleiter Robert Drexl haben bereits mehr als 25 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. Dazu nutzten sie die Briefwahl. Da die Briefwahl sich schon seit längerer Zeit steigender Beliebtheit erfreut, haben die Kommunen die Anzahl der Auszähler hier erhöht. Diesmal dürfte auch die Furcht vor dem Coronavirus zu einer Steigerung führen. Auch was die Abstimmung in den Wahllokalen angeht, haben die Behörden laut Drexl auf die Ausbreitung des Virus reagiert.

So ist die Zahl der Seifenspender erhöht worden, es gibt Einweghandtücher und - für die Räume ohne Waschbecken - Desinfektionsmittelbehälter. Wähler, die nicht mit einem Stift ihre Kreuze machen möchten, den schon andere angefasst haben, dürfen ihr eigenes Schreibgerät mitbringen. Auch hängen in den Wahlräumen Hinweise zur Hygiene aus. Eichenau, Olching und Puchheim haben inzwischen Wahllokale, die bislang in Seniorenheimen lagen, in andere Gebäude verlegt, um die Infektionsgefahr für die Bewohner zu bannen. Die Wahllokale waren deshalb in den Heimen installiert worden, um den Heimbewohnern einen kurzen Weg zur Stimmabgabe zu ermöglichen. Ein Ergebnis der Corona-Krise ist auch, dass der öffentliche Wahlabend im Landratsamt ausfällt. Dort konnten Interessierte die Hochrechnungen verfolgen und mit den Kandidaten sprechen. Dies wird am Sonntag nicht möglich sein.

Mit ersten Ergebnissen der Bürgermeisterwahlen wird zwischen 19 und 19.30 Uhr gerechnet. Sind diese Stimmzettel ausgezählt, werden die Ergebnisse der Wahl des Landrats ermittelt. Drexl rechnet damit, dass gegen 20.30 Uhr klar ist, wie der Landrat in den kommenden sechs Jahren heißen oder ob es eine Stichwahl geben wird.

Die Ergebnisse der Gemeinde- und Stadtratswahlen sowie der Kreistagswahl werden erst im Verlauf von Montag und Dienstag bekannt werden. Grund dafür ist auch das komplizierte System der Kommunalwahlen. Bei diesen haben die Wähler so viele Stimmen, wie das zu wählende Gremium Sitze hat. Diese Stimmen können sie auf mehrere Listen und Kandidaten vergeben, ebenso dürfen sie Bewerbern bis zu drei Stimmen geben.

Zur Wahl richtet die Redaktion am Sonntag einen Liveticker unter www.sz.de/wahl-ffb ein

© SZ vom 14.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Die Stichwahlen im Landkreis zum Nachlesen
:Die Amtsinhaber siegen

Alle drei amtierenden Bürgermeister verteidigen ihr Amt. In Alling und Emmering ziehen neue Bürgermeister ins Rathaus ein. Der Stichwahlabend zum Nachlesen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: