Spardiskussion in Fürstenfeldbruck:Tabuthema Klosterkirche

Lesezeit: 2 min

Im Juni erläutern Stadtführerin Petra Vögele und Kreisheimatpflegerin Susanne Poller die Kosterkirche. (Foto: Johannes Simon)

Wenn die Stadt die Mittel für Aufsichtspersonal streicht, müsste Brucks "einzig echter Tourismusmagnet" geschlossen bleiben. Deshalb gibt es im Finanzausschuss letztlich doch noch eine Rolle rückwärts.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

An der Klosterkirche in Fürstenfeldbruck scheiden sich die Geister. Ihre kunsthistorische Bedeutung und sakrale Strahlkraft ist dabei unbestritten. Es geht vielmehr darum, wer unter der Woche für Öffnung und Aufsicht zuständig ist. Und wer dafür zahlt. Der Freistaat? Die katholische Kirche? Die Stadt?

Fürstenfeldbruck muss sparen und der Kommunalaufsicht bis Ende des Jahres ein Konsolidierungskonzept vorlegen. Deshalb rückte jüngst im Finanzausschuss auch die Klosterkirche mit der markanten Fassade, die von einem 70 Meter hohen Turm überragt wird, in den Blick. In der Rubrik "Tourismusförderung" findet sich auf dem ersten Entwurf des Konsolidierungskonzepts der Posten "Reduzierung oder Verzicht des Aufsichtspersonals für die Klosterkirche". Dabei handelt es sich um eine freiwillige Leistung, die von der Stadt, anders als etwa die Finanzierung von Stellen in Kita oder Schulen, gestrichen werden könnte.

SZ PlusFürstenfeldbruck
:Fürstenfeld muss sparen

Das Veranstaltungsforum soll einen Beitrag leisten zur Haushaltskonsolidierung der Stadt. Ausgerechnet jetzt muss es auch noch fast die Vervierfachung der Stromgebühren verkraften.

Von Stefan Salger

Jenseits der Gottesdienste und weiterer kirchlicher Veranstaltungen ist die Eingangstür der Kirche zwar geöffnet. Ein Gitter schirmt dahinter aber den Eingangsbereich vom Innenraum ab. Besucher können also einen Blick auf den Hochaltar sowie die Deckengemälde werfen, den Innenraum aber nicht betreten.

Jenseits der Gottesdienste und weiterer kirchlicher Veranstaltungen ist die Eingangstür der Kirche zwar geöffnet. Ein Gitter schirmt dahinter aber den Eingangsbereich vom Innenraum ab, hier die Besucher vor einer Konzertprobe. (Foto: Christian Hufnagel)

Außer dann, wenn Aufsichtspersonal das Gitter öffnet, wie dies beispielsweise bei Führungen der Fall ist. Vor allem Studenten oder Rentner als geringfügig Beschäftigte übernehmen diese Aufgabe bislang. Oberbürgermeister Christian Götz (BBV) könnte sich aber durchaus vorstellen, dass deren Aufgabe von Ehrenamtlichen im Auftrag der Kirche übernommen wird und die Stadt sich somit die 18 000 Euro pro Jahr für den Posten spart. Oder der Freistaat könnte einspringen.

Fürstenfeld-Chef Norbert Leinweber warnt vor einer "Verzwergung"

Was aber, wenn die Stadt das Geld fürs Aufsichtspersonal streicht und die Kirche nicht einspringt? Kann es sich die Stadt leisten, ihren "einzigen echten Tourismusmagneten" (Zweiter Bürgermeister Christian Stangl, Grüne) der Öffentlichkeit zu entziehen? Norbert Leinweber, Werkleiter des Veranstaltungsforums Fürstenfeld, warnt denn auch eindringlich vor einer drohenden "Verzwergung". Die Klosterkirche sei ein "erstrangiges" Baudenkmal - "und wir machen sie bis zum Gitter zu?" Das Aufsichtspersonal komplett einzusparen wäre seiner Meinung nach skandalös. Ähnlich sieht das Andreas Lohde (CSU). Die wohl bedeutendste Rokokokirche Oberbayerns stelle "sogar die Wieskirche in den Schatten" und sei für den Tourismus in der Stadt unverzichtbar. Stangl ermunterte OB Götz, mit dem Pfarramt zu verhandeln, warnte aber ebenso wie Karin Geißler (BBV) davor, durch diese Sparmaßnahme die Kirchenführungen zu gefährden. Diese werden von Stadt, Brucker Forum sowie Pfarrverband organisiert.

Der Grundstein für den barocken Wandpfeilerbau wird am 5. August 1700 gelegt. Nach der Säkularisation und einer Veräußerung befindet sich die Klosteranlage heute im Eigentum des Freistaats. (Foto: Johannes Simon)

Sankt Mariä Himmelfahrt ist Bestandteil des ehemaligen Zisterzienserklosters Fürstenfeld. Der Grundstein für den barocken Wandpfeilerbau wurde am 5. August 1700 gelegt. Nach der Säkularisation wurde er zur königlichen Landhofkirche erhoben und dient seit 1953 als Pfarrkirche. Das monumentale Gotteshaus gilt als ein Hauptwerk der barocken Sakralarchitektur und Dekorationskunst in Bayern. Nach der Säkularisation und einer Veräußerung befindet sich die Klosteranlage heute im Eigentum des Freistaats.

Eine Mehrheit folgte zunächst dem Vorschlag von Hermine Kusch (BBV), auf die vollständige Streichung des Postens zu verzichten, ihn aber auf 10 000 Euro zu reduzieren. Nachdem die weitere Debatte ergab, dass sich an anderen Stellen deutlich höhere Beträge als vorgeschlagen einsparen lassen, dann die Rolle rückwärts: Auf Vorschlag Lohdes wurde doch noch mehrheitlich beschlossen, den Etat fürs Aufsichtspersonal in der Kirche für 2024 unangetastet zu lassen.

Für Besucher geöffnet ist die Klosterkirche der städtischen Homepage zufolge in der Zeit von Mai bis September jeweils von Donnerstag bis Sonntag von elf bis 18 Uhr sowie sonntags nach dem Gottesdienst. Von Oktober bis April ist die Kirche geschlossen, der Vorraum bis zum Gitter ist tagsüber aber zugänglich. Für (Reise-)Gruppen wird die Kirche auch außerhalb dieser Zeiten geöffnet, mit oder ohne Führung. Informationen beim Pfarrverband Fürstenfeld, Kirchstraße 4, Telefon 08141/50160, E-Mail st-magdalena.Fuerstenfeldbruck@ebmuc.de .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusStiftung
:Wenn die Kraft nicht mehr reicht, Gutes zu tun

Bernd Rieder zieht sich nach 15 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus der Familienstiftung zurück. Das Kuratorium setzt seine Arbeit fort, benachteiligte Kinder und Jugendliche zu fördern.

Von Gerhard Eisenkolb

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: