Kinderbetreuung:Erzieherinnen verzweifelt gesucht

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Zwei Mädchen klettern an einem Spielgerät in einer Kindertagesstätte. Sie gehören zu denjenigen, die noch einen Betreuungsplatz bekommen haben. Doch in vielen Kommunen, etwa in Gröbenzell, können zahlreiche Plätze mangels Personal nicht besetzt werden. (Foto: zerocreatives/imago/Westend61)

In Gröbenzell brauchen 60 Buben und Mädchen einen Kindergartenplatz. Bürgermeister Martin Schäfer erklärt den Eltern, weshalb pädagogisches Personal fehlt.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Ungewöhnlich voll ist es am Donnerstagabend im Sitzungssaal des neuen Rathauses in Gröbenzell. Junge Eltern mit kleinen Kindern füllen den weitläufigen Saal, manche haben noch einen Sitzplatz ergattert, die meisten stehen - auch zur Tür hinaus. Etwa 60 Zuhörer sind zu dieser Sitzung des Gemeinderats erschienen. Die meisten sind gekommen, weil sie etwas über die Situation in den Kitas, vor allen Dingen den Kindergärten, erfahren möchten. Denn etwa genauso viele Kindergartenplätze, wie Besucher gekommen sind, können aktuell nicht besetzt werden. Aus Personalmangel, wie Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) den Anwesenden erklärt. "Wir haben um die 60 unbesetzte Plätze, weil das Personal fehlt."

Aktuell betreffe das Problem - ähnlich wie in Fürstenfeldbruck - vor allem die freien Träger. "Die Gemeinde Gröbenzell hat Personal vorrätig", sagt der Bürgermeister. Und betont, dass es sich um eine Momentaufnahme handle, da der Markt leer gefegt sei und eine hohe Fluktuation herrsche. "Die Leute wechseln immer schneller." Wie Schäfer weiter ausführt, kommt hinzu dass jedes Jahr 1500 Menschen nach Gröbenzell und von dort wegziehen. Wie viele von ihnen in absehbarer Zeit einen oder mehrere Betreuungsplätze bräuchten, sei schlicht nicht vorherzusehen - obwohl die verantwortlichen Mitarbeiter im Rathaus über jahrzehntelange Erfahrung verfügen. "Sie können die 3000 Leute nicht händeln", unterstreicht er.

"Mit Vollgas an die Wand"

Des Weiteren weist Schäfer darauf hin, dass das Problem sich nicht auf Gröbenzell oder den Mangel von Kinderbetreuungskräften beschränke. Bei der Kinderbetreuung falle es nur am ehesten auf, weil es einen gesetzlichen Betreuungsschlüssel gibt. "Wir fahren mit Vollgas an die Wand", betont er. Auch die Nachbarkommunen müssten mit den gleichen Bedingungen klarkommen, verweist er auf 280 unbesetzte Plätze in Fürstenfeldbruck sowie 350 in der Stadt Germering. Und auch in vielen anderen Bereichen, von der Metzgereifachverkäuferin bis zum Pflegebereich, auch bei vielen Fachkräften für das Rathaus, gebe es kaum Bewerber. "Wir inserieren praktisch in einen leeren Markt."

Wie der Rathauschef ausführt, unternimmt die Gemeinde seit Jahren verschiedene Versuche, um Personal für die Kindertagesstätten nach Gröbenzell zu holen. Vor einigen Jahren führte man als erste Kommune im Landkreis die Ballungsraumzulage ein; inzwischen zahlen alle den zusätzlichen Obolus für das teure Leben im Münchner Speckgürtel. Das Angebot einer günstigen Wohnung hat sich Schäfer zufolge als wenig praktikabel erwiesen, da selten jemand gleichzeitig einen neuen Arbeitsplatz und eine neue Wohnung suche. In der Folge stand die Wohnung häufig leer - unnötige Kosten, die sich die Gemeinde aktuell nicht leisten kann. Auch das Modell einer Erzieher-Wohngemeinschaft musste mangels Interesse eingestellt werden. "Es gab keine Nachfrage über einen längeren Zeitraum", berichtet er. Deshalb wurde die Wohnung wieder anderweitig genutzt.

Suche nach Lösungen

Seinen Mitarbeitern und ihm sei bewusst, "dass wir attraktiver werden müssen". Allerdings lässt der Tarifvertrag der öffentlichen Hand beim Gehalt wenig Spielraum. Schäfer lädt die anwesenden Eltern ein, mit kreativen Vorschlägen gerne ins Rathaus zu kommen. Auch könnten sich fünf Mütter für die Kinderbetreuung zusammentun - dann müsste jede nur einen Werktag pro Woche der Erziehung widmen und hätte die anderen Tage frei. CSU-Fraktionschef Anton Kammerl appellierte in Richtung Bund, die Anforderungen an Tagesmütter herabzusetzen, "dass es niederschwelliger wird".

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