Maisach:Bauunternehmer unter Verdacht

Lesezeit: 2 min

Umzugspläne für den SC Maisach gibt es schon länger. Der geplante Grundstückstausch mit der Karl-Gruppe ist der zweite Versuch. Nun wird gegen eine Tochterfirma des Unternehmens ermittelt - wegen der illegalen Entsorgung von Bauschutt. (Foto: Günther Reger)

Ein Zweig der Karl-Gruppe, die in Maisach bauen will, soll tonnenweise kontaminierten Bauschutt illegal entsorgt haben. Die Pläne der Gemeinde für einen Grundstückstausch aber berührt das nicht.

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Maisach wächst und will weiter wachsen. Nach dem Willen des Gemeinderats soll die Fläche im Süden der Gemeinde, wo der SC Maisach seit Jahrzehnten seine Fußballfelder und das Vereinsheim hat, mit Wohnhäusern bebaut werden. Und zwar von der niederbayerischen Karl-Gruppe, einem Unternehmen mit 44 Tochtergesellschaften, bei dem kürzlich wegen des Verdachts auf einen tonnenschweren Umweltskandal etwa 150 Polizisten die Büroräume durchsuchten. Auch in Maisach weiß man von den Ermittlungen, eine Gefahr für die eigenen Pläne sieht man darin aber nicht. Letzten Endes, erklärt Bürgermeister Hans Seidl (CSU), sei es die Entscheidung des Gemeinderats. Das Gremium soll am 15. September beschließen, ob die Gemeinde mit der Karl-Gruppe einen weitreichenden Grundstückstausch vornimmt.

Für den Sportclub würde das einen Umzug nach Gernlinden bedeuten, auf jenes Areal des ehemaligen Flughafengeländes, das ursprünglich für die Traber aus Daglfing vorgesehen war. Die Karl-Gruppe aus Hengersberg ist Eigentümerin jenes Gebiets im ehemaligen Fliegerhorst. Nach dem gescheiterten Umzug des Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins hat der niederbayerische Bauunternehmer offenbar kein weiteres Interesse, die 82 Hektar große Fläche zu bebauen; aktuell ist sie auch nur für Pferdesport ausgewiesen. Seitens der Gemeinde gab es bereits Gespräche über einen möglichen Grundstückstausch: die 82 Hektar auf dem ehemaligen Flugplatzgelände gegen die 23 Hektar des im Gemeindebesitz befindlichen SC-Geländes. Wie es aus dem Rathaus heißt, würde die Karl-Gruppe für den Sportverein ein Heim am neuen Standort bauen, im Maisacher Süden wäre dann Platz für Wohnhäuser - eine Option, die wegen der Lärmschutzbestimmungen des Flughafens 90 Jahre lang nicht gegeben war. Aktuell läuft eine Untersuchung zur Wertermittlung der beiden Grundstücke. Am Donnerstag soll der Gemeinderat entscheiden.

Zu den Ermittlungen gegen die Karl Bau GmbH, bei denen es um den Verdacht der illegalen Entsorgung von mehreren tausend Tonnen kontaminierten Bauschutts geht, sagt Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU): "Wir werden das Verfahren abwarten." Er selbst habe aus der Presse von den Vorwürfen erfahren, sei aber kurz darauf "eins zu eins von der Karl-Gruppe" informiert worden. Seidl stellt klar: "Die Gemeinde verhandelt mit einem Grundstückseigentümer, nicht mit einem Bauunternehmer." Und er ergänzt: "Was der Grundstückseigentümer sonstwo macht, hat vielleicht moralischen Einfluss, aber es berührt nicht automatisch die Planungen in Maisach." Zu den Vorwürfen selber wollte er sich mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Ähnlich lautet auch die Antwort einer Pressesprecherin der Karl-Gruppe; konkrete Einlassungen zu den Vorwürfen macht sie keine. Aber sie betont, dass "Herr Karl die gegen ihn persönlich erhobenen Vorwürfe vollumfänglich bestreitet". Und verweist darauf, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sich nach ihrer Kenntnis ausschließlich auf Vorgänge bis maximal Ende 2019 beziehen. "Die Karl Bau GmbH sieht sich selbst als Geschädigte und arbeitet aktiv an einer Aufklärung der Vorwürfe."

Ende Juli hatten 150 Polizeibeamte und sechs Vertreter der Staatsanwaltschaft Büro- und Geschäftsräume der Karl Bau GmbH in Hengersberg (Landkreis Deggendorf) sowie die Wohnung eines Mitarbeiters durchsucht. Die Razzia dauerte von Donnerstag bis Freitagmorgen. Die Kriminalpolizei Niederbayern und die Staatsanwaltschaft Passau ermitteln in dem Fall seit gut zwei Jahren und gehen davon aus, dass durch die illegale Entsorgung - der meiste Bauschutt, kontaminiert unter anderem mit asbest- und pechhaltigem Material, soll in einer Kiesgrube in Eging am See (Kreis Passau) gelandet sein - ein Betrag in Höhe von mehreren Millionen Euro für die rechtmäßige Entsorgung eingespart wurde. Bei der Razzia wurden deshalb auch 2,7 Millionen Euro beschlagnahmt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: