Brauchtum:Segen für Ross und Reiter

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Für Honoratioren gibt es besonders prächtige Gespanne. (Foto: Günther Reger)

Wegen des Regenwetters kommen weniger Zuschauer zum Willibaldritt

Von Manfred Amann, Jesenwang

Das unsichere Wetter hat vermutlich etliche Reiter aus der Umgebung von Jesenwang veranlasst, ihre Pferde lieber im Stall zu lassen und nicht am 297. Willibaldritt teilzunehmen. Auch deutlich weniger Zuschauer säumten die Straßen. Doch weil der befürchtete Regen ausblieb, wurde der traditionelle Ritt zu einem erfolgreichen und sehenswerten Großereignis. "Der Willibaldritt ist das Hochamt der Brauchtumspflege der gesamten Region", sagte Landrat Thomas Karmasin nach dem Ritt vom Gemeinschaftshaus zur Willibaldkirche auf dem Hügel im Kastanienhain, wo der Freundeskreis Sankt Willibald einen Biergarten eingerichtet hatte. Vorsitzender Martin Schmid freute sich über die vielen Ehrengäste, darunter Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, Landtagsabgeordneter Benjamin Miskowitsch, Bezirksrätin Gabi Off-Nesselhauf, Kreisräte und einige Bürgermeister aus den Nachbarkommunen sowie den bayerischen Heimatfilm-Regisseur Josef Vilsmaier. Bürgermeister Erwin Fraunhofer, dankte allen Helfern, insbesondere dem Freundeskreis Sankt Willibald und allen Reitern, Kutschern und Wagenführern, "denn ohne euch könnten wir das Brauchtum nicht bewahren".

Dies geht zurück auf ein Gelöbnis, das Jesenwanger Bauern im Jahre 1712 ablegten, als sie in ihrer Not vom heiligen Willibald Hilfe erflehten. Damals grassierte in der Gegend eine Viehseuche, der hauptsächlich Pferde zum Opfer fielen, die damals für die Landwirtschaft unentbehrlich waren. Die Jesenwanger "verlobten" sich dem Heiligen, heißt es, woraufhin es keine Vieherkrankung mehr gegeben haben soll. Der Willibaldritt ist aber auch ein kirchliches Fest zu Ehren eines Heiligen, erinnerte Pfarrer Wolfgang Huber, bevor er jeden einzelnen Reiter und dessen Pferd beim europaweit einmaligen Durchritt durch die Willibaldkirche segnete.

Laut Schmid kamen viele Teilnehmer aus den umliegenden Reitställen wie dem Reit- und Fahrverein Moorenweis und dem Stutenmilchgestüt im Weiler Egg. Einzelreiter reisten teilweise von weit her an. "Bis aus Aachen, Schrobenhausen und Murnau sind Anmeldungen eingegangen", sagte Schmid und erinnerte daran, dass der Verein im Vorjahr von Ministerpräsident Markus Söder mit dem Heimatpreis und in diesem Jahr der langjährige Vereinschef Josef Drexler mit der Bezirksmedaille Oberbayern für seine ehrenamtlichen Verdienste um das öffentliche Wohl in Oberbayern ausgezeichnet wurden. "Heute haben Landwirte kaum noch Pferde", befand ein älterer Zuschauer. "1940 haben wir unseren ersten Traktor bekommen, vorher hatten wir auch Pferde, und ich bin jedes Jahr selbstverständlich dabei gewesen."

Angeführt wurde der Ritt von Kreuzträger Leonhard Schmid aus Jesenwang. Fünf Blaskapellen begleiteten den Zug musikalisch. Viele Reiter hatten die Mähne und den Schwanz ihrer Pferde geflochten und mit Blumen geschmückt. Auch Esel- und Hundehalter führten ihre Tiere mit. Besonders applaudiert wurde den kleinen von Mini-Ponys gezogenen Kutschen und den Leiter- oder Kastenwagen, in denen die gesamte Prominenz aber auch Ministranten, Kindergartenkinder und Bewohner des Seniorenheimes mitfahren duften. Eingereiht hatten sich auch die Leonhardi-Verehrer aus Fürstenfeldbruck, denn der Abt des Klosters Fürstenfeld ließ einst die Willibaldkirche errichten. Auch die historische Gruppe, Willibald mit seinen Geschwistern Wunibald und Walburga, weckte Zuspruch, ebenso der bunte Fahnenwagen der Ortsvereine. Mit einem Modell der Kirche von Türkenfeld war die Brauchtumsgruppe angereist, die alljährlich den Silvesterritt organisiert.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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