Immobilienmarkt:Entspannung am Wohnungsmarkt

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In der Corona-Krise hat sich die Nachfrage nach Immobilien verringert, Experten sehen darin aber keine Trendwende. Sie halten den Wunsch nach den eigenen vier Wänden weiterhin für groß

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Corona-Krise hat auch den Immobilienmarkt getroffen. So hat sich nach den Worten von Richard Kellerer, Leiter der Immobilienabteilung der Brucker Sparkasse die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen infolge der Ausgangsbeschränkungen im März "spürbar verringert". Von einem Rückgang der am Markt angebotenen Immobilien spricht auch Stephan Kippes, Leiter der Gesellschaft für Immobilienforschung (IVD). Doch dass die Pandemie den Immobilienmarkt langfristig verändert, ist eher unwahrscheinlich. Seit den ersten Lockerungen sei die Nachfrage nach Immobilien wieder in Schwung gekommen, sagt Kellerer und ergänzt, die Pandemie habe nur wenig am Wunsch nach den eigenen vier Wänden geändert.

Ähnlich sieht es auch Kippes. Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen zum Kaufen sei ebenso vorhanden wie vor dem Beginn der Pandemie. Deshalb hält er es auch für wenig wahrscheinlich, dass sich die Preise nach unten bewegen. Die Corona-Krise hat seiner Ansicht nach zwei Trends ausgelöst. Zum einen könnten die Preise für Immobilien sinken, wenn die Wirtschaft durch den Lockdown dauerhaft geschwächt wurde. Zum anderen aber suchten gerade in dieser Situation Investoren nach Immobilien, um Geld anzulegen, was den Preis treibt. Beide Trends, so sieht es der Eichenauer Professor für Immobilienwirtschaft egalisieren sich wohl. Wie Geldanleger auf die Verschuldung der Staaten wegen der Krise reagieren werden, das könne noch nicht vorausgesagt werden, meint Kellerer. Doch schon vor Corona waren Immobilien seinen Worten nach eine beliebte Geldanlage. Vor allem Wohnungen bis zu einem Preis von 400 000 Euro würden zu diesem Zweck gerne gekauft, sagt der Banker. Dass sich dies ändere, könne er nicht sehen. Eine Veränderung ist ihm jedoch in den vergangenen Wochen aufgefallen: Ein Balkon oder ein Garten habe bei den Interessenten einen höheren Stellenwert bekommen, sagt Kellerer. "Infolge des Shutdowns ist vielen Menschen bewusst geworden, was es bedeutet, wenn die sonst übliche Bewegungsfreiheit reduziert wird."

Auch für den Markt von Mietimmobilien sieht Kippes wenig Bewegung. Denn nach wie vor gebe es besonders im Raum München - und damit auch im Landkreis Fürstenfeldbruck - Nachfrage nach Wohnraum zum Mieten. Einzig ein Einbruch bei den Gehältern könnte dies ändern. Damit rechnet Kippes aber trotz Kurzarbeit nicht. Schwieriger geworden sind allerdings die Bedingungen für Besichtigungen von Wohnungen. Vom Maklerbüro Sopart in Germering ist zu erfahren, dass es meist nur Einzelbesichtigungen gibt, weil die Menschen Abstand halten und sich nicht in größeren Gruppen aufhalten sollen. Für Makler und Kunde gelten die Pflicht, eine Alltagsmaske zu tragen, es dürfe nicht gemeinsam in Aufzügen gefahren werden und bei der Besichtigung sollten nach Möglichkeit die Fenster geöffnet werden.

Anders als bei den Wohnimmobilien sieht Kippes die Situation bei Gewerbebauten oder Ladenlokalen. Etliche Geschäftsleute haben durch die coronabedingte Schließung erhebliche Umsatzeinbußen erlitten. Dazu kommt, dass die Käufer in der Krise viele Dinge online bestellt und sich vielleicht daran gewöhnt haben. Für Ladenbesitzer also eine schwierige Lage. In dieser sollten sich die Vermieter kulant zeigen und Pachten stunden, sagt Kippes. Denn sonst könnte es sein, dass sie ihren Gewerbemieter verlieren und so schnell keinen Nachfolger finden. Auf die Besitzer von Gewerbeimmobilien, vor allem solche, die abseits der Hauptstraßen liegen, sieht Kippes schwierigere Zeiten zukommen. Auch was die Büroräume anlangt, kann sich der Immobilienwirtschaftler Veränderungen vorstellen. Schließlich haben zahlreiche Firmen in den vergangenen Monaten ausprobieren können, wie das Arbeiten im Home-Office funktioniert. So manches Unternehmen könnte dies dazu inspiriert haben, auf Bürofläche zu verzichten, sagt Kippes.

© SZ vom 09.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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