Fürstenfeldbruck:Stadt wappnet sich für die große Flut

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So war es 2013: Feuerwehrleute haben in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt Dämme aus Sandsäcken errichtet. (Foto: Günther Reger)

Welche Flächen sind besonders hochwassergefährdet? Und wie sieht eine vorbeugende Strategie aus, um die Schäden zu minimieren? Ein Gutachten soll dies klären.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eine Katastrophe wie im Juli 2021 im Ahrtal ist in Fürstenfeldbruck aus topografischen Gründen nicht zu erwarten, auch nicht als Folge von außergewöhnlich starken Regenfällen. Weil aber im Zuge des Klimawandels zunehmend mit extremen Wetterereignissen zu rechnen ist, versucht sich die Kreisstadt für den Fall der Fälle zu wappnen. Im Fachausschuss wurde nun unter dem sperrigen Titel "Sturzflut-Risikomanagement" ein Zwischenbericht vorgelegt, der einen ersten Eindruck vermittelt, wo es wie schlimm werden könnte, wo Keller volllaufen und wo Wassertiefe oder Strömung sogar zur Gefahr für die Menschen werden. Im Frühjahr soll das Gutachten vorliegen, dann geht es um Maßnahmen, beispielsweise im baulichen Bereich. Spätestens dann dürfte freilich auch klar werden, dass Hochwasserschutz immer eine Abwägung ist. Zwischen Schutz und Barrierefreiheit. Und mit Blick auf Kosten, beispielsweise für Rückhaltebecken und Schwellen oder den Verzicht auf Baulandausweisung, und Nutzen. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.

In den vergangenen Jahren erwischte es Fürstenfeldbruck und Nachbarkommunen immer mal wieder. Gut in Erinnerung ist vielen Menschen noch das Pfingsthochwasser von 1999. Und am ersten Juniwochenende vor zehn Jahren traf erneut ein sogenanntes Jahrhunderthochwasser den Landkreis. Der Starzelbach in Eichenau wurde zum reißenden Strom. Die Helfer füllten Tausende Sandsäcke, pumpten Keller aus, bauten Barrieren. Der Schaden ging dennoch in die Millionen.

Im Juli übten Feuerwehren im Landkreis passenderweise die Versorgung mit eben jenen Sandsäcken als erste Notfall-Maßnahme Bei der Übung zeigt sich, dass es länger dauert als gedacht, die Sandsäcke zu den Einsatzorten zu bringen. Einer der Gründe ist, dass es immer noch am zentralen Notfalllager fehlt, in dem Material und Fahrzeuge untergebracht sind.

Als Grundlage für die verschiedenen Szenarien, die im Auftrag Fürstenfeldbrucks nun durchgespielt werden, wird von einstündigen heftigen Regenfällen ausgegangen. Je nach Intensität wird dadurch ein Hochwasser ausgelöst, das alle zehn, dreißig, hundert oder sogar tausend Jahren zu erwarten wäre. In Fürstenfeldbruck wird standardmäßig ein 30-jähriges Hochwasser zu Grunde gelegt. Gefährdet sind dann beispielsweise das Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt, der Volksfestplatz, die Maisacher Straße, der Innenhof der Kreisklinik, die Bereiche am Unterlauf des Krebsenbachs sowie Bereiche der Ortsteile Aich und Puch. Vor allem Tiefgaragen wie jene am Finanzamt können volllaufen, sofern sie nicht über eine Schwelle an der Einfahrt verfügen. Die Wassertiefen seien aber insgesamt eher unproblematisch, so der Gutachter bei der Vorstellung.

Welche Auswirkungen haben die Erkenntnisse und Modellrechnungen auf Neubauprojekte und die erforderliche Genehmigung durch die Stadt? Diese Frage stellte Alexa Zierl (ÖDP), die sich vergeblich dafür aussprach, mit Blick auf den Klimawandel standardmäßig ein 50- oder 100-jähriges Hochwasser zugrunde zu legen. Stadtbaurat Johannes Dachsel zufolge sollen die Ergebnisse durchaus in die Stadtplanung einfließen, aber auch den Bürgern eine Orientierung bieten. Wer ein Haus in einem gefährdeten Bereich bauen will, sollte wissen, was da auf ihn zukommen kann. Verbote ließen sich damit aber nicht begründen.

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