Tag der offenen Tür:Wohnen für 9,50 Euro

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Das neue Wohngebäude ist ein Holzbau mit Massivholzdecken, geheizt wird mit einer Grundwasser-Wärmepumpe. (Foto: Jana Islinger)

In Mammendorf führt der Bürgermeister durch das neue soziale Bauprojekt der Gemeinde. Der architektonisch ansprechende Komplex besteht aus neun Einheiten.

Von Karl-Wilhelm Goette, Mammendorf

Josef Heckl beschreibt das Projekt "Sozialer Wohnungsbau Mammendorf" seiner Gemeinde mit berechtigtem Stolz. Der Bürgermeister kann den Gästen beim Tag der offenen Tür ein Gebäude mit neun Wohnungen vorstellen. Der Komplex mit einer ansprechenden Architektur - aufgeteilt in Haus eins und zwei - steht mitten im Ort und hat 4,5 Millionen Euro gekostet. Auch wenn eine staatliche Förderung in Höhe von 1,8 Millionen Euro den finanziellen Aufwand etwas reduziert, ist der für eine 5000-Einwohner-Gemeinde enorm. "Wir stemmen das", zeigt sich der Rathauschef überzeugt. Stolz ist Heckl (Bürgergemeinschaft Mammendorf) auch darauf, dass die Mieter, die ab September einziehen werden, pro Quadratmeter lediglich eine Kaltmiete von 9,50 Euro zahlen werden.

Bürgermeister Josef Heckl (links) und Architekt Achim Füllemann beim Erklären der Baupläne. (Foto: Jana Islinger)

Das Gebäude befindet sich unmittelbar an der Augsburger Straße in Mammendorf, einer sehr befahrenen Bundesstraße. Dreifachverglaste Fenster halten den Straßenlärm jedoch gut draußen. Nachdem vor einigen Jahren ein Investor eine Häusersiedlung abseits der Straße errichtet hatte, lag der etwa 50 Meter lange Streifen an der Bundesstraße lange Zeit brach. Die Gemeinde hat das Grundstück dann später zurückgekauft. "Es war dann einige Jahre eine Blühwiese", erläutert Heckl, der seit neun Jahren im Amt ist. Der Gemeinderat kam dann überein, das Grundstück zu bebauen. Per "kleinem Architektenwettbewerb" vergab man die Planung und Durchführung an ein Büro in Gilching.

Das Team hinter den neuen Wohnungen: Raumausstatter Tobias Löffler (von links), Bürgermeister Josef Heckl, Zimmerer Benedikt Schlemmer und Johann Schlemmer sowie der Architekt Achim Füllemann. (Foto: Jana Islinger)

"Wir wollten auf dem schmalen Streifen - das Gebäude ist 41 Meter lang und neun Meter breit - möglichst viele Wohnungen schaffen", erklärt Architekt Achim Füllemann. Damit es nicht ein massiver Riegel wurde, unterteilte der Architekt in zwei Baukörper mit einem Treppenhaus in der Mitte, dass zur Straße geschlossen ist, um den Lärmdraußen zu halten. Das Gebäude ist ein Holzbau mit Massivholzdecken geworden, geheizt mit einer Grundwasser-Wärmepumpe, die auch Warmwasser aufbereitet. Eine Photovoltaikanlage liefert den Strom vom Dach. Alle neun Wohnungen - Ein- bis Vierzimmerwohnungen über drei Etagen- sind mit einer Küche ausgestattet und barrierefrei zu erreichen. Eine Terrasse oder ein Balkon ist bei jeder Wohnung ebenfalls dabei. Nach knapp eineinhalbjähriger Bauzeit sind die Häuser fertig. Die Außenanlagen folgen im Herbst.

Blick in die Wohnküche in einer der Wohnungen. (Foto: Jana Islinger)

Wer wohnt demnächst dort? "Wir hatten 45 Bewerbungen", berichtet Bürgermeister Heckl. Es konnten sich auch Menschen außerhalb Mammendorfs bewerben. Vor allem soziale Aspekte waren dann bei der Auswahl durch den Gemeinderat entscheidend, so Heckl. Auch zwei Auswärtige, allerdings aus dem Mammendorfer Verwaltungsgebiet, also aus den umliegenden Orten, kamen zum Zuge. Eine Person arbeitet in Mammendorf und eine kann aus der Obdachlosenunterkunft ins neue Haus umziehen. Das Kostenbudget konnte offenbar auch eingehalten werden. Die neun Wohnungen schrauben den kommunalen Wohnungsbestand in Mammendorf auf immerhin etwa 25 Wohnungen. Die Finanzierung des neuen Gebäudes streckt sich über 30 Jahre.

Der Komplex ist auf zwei Gebäude aufgeteilt. (Foto: Jana Islinger)

"Die neun Wohnungen werden die Wohnungsnot nicht entscheidend mindern", hat Heckl eingangs noch angemerkt. An die demnächst neue Staatsregierung adressiert er noch, dass diese die Einkommensorientierte Förderung (EOF), die momentan für den sozialen Wohnungsbau maßgebend ist, verbessern sollte. "Die bringt nicht die 30-Prozent-Förderung, die wir mit unserem Projekt und einer speziellen Förderung bekommen haben", so Heckl kritisch. Auch die kommunale Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises fordere, dass die Gemeinden 20 Prozent der Baukosten selbst tragen sollen, was viele kleinere Orte nicht schaffen würden.

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