Grundwasser:Trocken und tot

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Ausreichend Wasser, aber kaum Fließbewegung stellen Experten im Starzelbach in Eichenau fest. (Foto: Leonhard Simon)

Die Ursachen für das fehlende Wasser im Starzelbach sind von Ort zu Ort unterschiedlich. Fest steht, dass er sich in Alling erst in vielen Jahren erholen wird.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Die anhaltende Dürre und ausbleibende Niederschläge haben den Starzelbach in einigen Abschnitten so austrocknen lassen, dass es viele Jahre dauern könnte, bis im Bachbett erneut die Vielfalt von Fauna und Flora entsteht wie vor 2022. Diese Einschätzung hat Florian Klein vom Wasserwirtschaftsamt München dem Gemeinderat Eichenau vorgetragen. In Alling, wo der eigentlich im Mauerner Holz bei Schöngeising entspringende Bach seit Sommer vergangenen Jahres nicht mehr existiert, erkennt der Gewässerfachmann eine "Steinwüste".

"Es ist ein gespenstischer und trauriger Anblick", sagt Florian Klein und drückt damit aus, was sicher viele empfunden haben, die das ausgetrocknete Bachbett im Nachbarort gesehen haben. Ein ähnliches Schicksal drohte auch dem Abschnitt nördlich der Bundesstraße 2. Doch dort gibt es mit dem Birkenmoosgraben einen Wasserlauf, der den Starzelbach auf seinem Weg durch die Roggensteiner Allee noch ein wenig versorgt. "Es ist ein ausreichender Wasserstand, aber keine Fließbewegung", sagt Klein.

Im Wasserwirtschaftsamt beobachtet man seit vielen Jahren, wie das Grundwasser absinkt, welche Daten die Pegel geben. In Eichenau befindet sich eine überwachte Messeinheit, auch in Gilching gibt es eine Messstelle, die einen Referenzwert gibt. Diese Angaben waren in den vergangenen Jahren auch wichtig, weil sich die Gemeinde Eichenau sehr intensiv mit dem Wassermanagement auseinandergesetzt hat. Zum einen wurde ein Überschwemmungsgebiet definiert, um Maßnahmen in den Baugebieten vorbereiten zu können. Zum anderen wurde sehr detailliert ein Sturzflutkonzept erarbeitet, um vor unerwartet auftretenden Fluten von der westlichen Anhöhe geschützt zu sein. So könnte, wie Zweiter Bürgermeister Josef Spieß (CSU) erläuterte, das Gebiet nördlich der Bundesstraße, das tiefer als die Fahrbahn liegt, gefüllt werden, bevor das Wasser im weiteren Verlauf Schaden anrichten könnte.

Überschwemmungen und ausgetrocknete Bachläufe, das sind für den Wasserwirtschaftler Klein kein Widerspruch: "Wir sprechen von Extremereignissen." Der Starzelbach sei kein Einzelfall, viele Gewässer in der Münchner Schotterebene seien zu trocken. Dies zeige sich ähnlich im Gröbenbach und im Ascherbach. Der Niedrigwasser-Informationsdienst weise seit Jahren ein massives Absinken der Grundwasserstände aus. Die Gründe für den Starzelbach seien unterschiedlich. Klein schloss zumindest für den Bereich Gilching und Alling den Bau der Gilchinger Westumfahrung aus. Diese Vermutung war in Eichenau geäußert worden. Klein sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass dieser kurze Straßenabschnitt dafür verantwortlich sei. Es gebe keinen Hinweis darauf. Für die Straße seien auch keine Spundwände in den Boden eingebracht worden. Am Pegel Gilching sei jedes Jahr ein Niederschlagsdefizit festgestellt worden, die Daten dort zeigten ein kontinuierliches Sinken des Grundwasserstands. Und wenn es auch mal stark regne, so trage dies nicht zur Grundwasserneubildung bei. Das Regenwasser fließe oberflächlich ab.

Seine Erklärung für die mangelnde Bespeisung des Starzelbachs ist, dass wegen einer Wasserscheide das Wasser Richtung Amper fließe - also in die entgegengesetzte Richtung. Auch das Gilchinger Wildmoos entwässere Richtung Amper. Wenn es renaturiert sei, könne es wie ein Schwamm wieder Wasser aufnehmen und abgeben. Aber nicht zugunsten des Starzelbachs. Das trockene Wildmoos sei also nicht die Ursache für die Trockenheit des Bachs nach Alling. Weitere Faktoren im vergangenen Jahr seien niederschlagsarme Monate und die hohen Temperaturen gewesen. "Das alles führt zur Austrocknung." Die Sohle des Baches im Bereich Alling sei dadurch geschädigt.

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