Kommentar:Lehrermangel an Grundschulen - ein Skandal

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Sind Lehrerinnen krank, müssen Schulkinder zu Hause unterrichtet werden. Dabei gibt es den Lehrermangel seit Jahren. (Foto: Caroline Seidel-Dißmannel/dpa)

Auch im Landkreis erhalten Kinder zu oft nicht den Unterricht, den sie verdienen. Denn es fehlt an Lehrkräften.

Kommentar von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Corona zeigt einmal mehr deutlich die Schwächen im System auf. In diesem Fall an den Schulen. Wenn Lehrkräfte erkranken, kann, so wie jetzt an der Grundschule in Fürstenfeldbruck, der reguläre Unterricht nicht aufrechterhalten werden. Das ist ein Skandal, der momentan leider untergeht. Dabei führt die sehr ansteckende Omikron-Variante gerade dazu, dass überall im Landkreis viele Lehrerinnen und Lehrer gleichzeitig ausfallen. Die Personalsituation ist aber seit Jahren schwierig, und Lehrerverbände, die Gewerkschaft und Elternvertreter weisen ebenso lange darauf hin. Nicht nur in der Pandemie, auch schon zuvor war bei jeder größeren Krankheitswelle schnell die mobile Reserve aufgebraucht. Das sind die Lehrkräfte, die im Notfall einspringen können. Die Notlage an den Grund- und Mittelschulen, die eigentlich permanent gegeben ist, hat sich erneut verschärft. Dabei sind noch nicht einmal die Kinder in den Schulen angekommen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen mussten.

Zwar hat das bayerische Kultusministerium die Zugangsbeschränkungen fürs Lehramt herabgesetzt. Das wird sich hoffentlich in der Mitte des Jahrzehnts positiv auswirken. Berufsvertreterinnen beklagen andererseits, dass viele junge Lehrkräfte an den Schulen nicht lange durchhalten und ältere ausgebrannt ausfallen. Leidtragende sind nicht nur die verbleibenden Lehrkräfte. Es sind natürlich auch die Kinder, die viel zu oft nicht den Unterricht erhalten, den sie verdienen.

Gute Bildungskonzepte mit kleineren Klassen, womöglich sogar einer zweiten Lehrkraft für Inklusionskinder, sowie neue Methoden im Unterricht können allzu oft nicht umgesetzt werden. Dass Lehrerinnen und Lehrer vor allem an Grund- und Mittelschulen fehlen, liegt nicht nur an zu hohen Hürden für das Studium, sondern auch daran, dass sie weniger verdienen, als ihre Kollegen an Realschulen und Gymnasien. Und es liegt, ganz ähnlich wie bei den Pflegekräften, an mangelnder Wertschätzung.

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